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St.-Michael-GymnasiumFür Reparatur des Aufzugs fehlte der Stadt Bad Münstereifel das Geld

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Das Gebäude des St.-Michael-Gymnasiums liegt hinter einem dunklen, umrahmten Ausschnitt.

Eine Mutter im Rollstuhl konnte beim Elternsprechtag nicht alle Lehrer erreichen. Grund war ein defekter Aufzug im Gymnasium.

Seit Monaten ist der Aufzug im St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel defekt. Eine Mutter im Rollstuhl hatte am Elternsprechtag Probleme.

Das Ziel eines Elternsprechtages ist es, dass Eltern in der Schule mit Lehrern über die Leistung der Kinder sprechen. Dafür suchen die Eltern die Lehrer in den Klassen- oder Fachräumen auf. Nur: In diese muss man zunächst einmal gelangen können.

Das war Carola Arndt zuletzt nicht möglich. Die Stotzheimerin ist wegen einer Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen. Ihr Sohn besucht das St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel. Bislang waren Elternsprechtage für die Mutter kein Problem. „Ich habe den Hausmeister über das Handy kontaktiert und gelangte dann durch die Tiefgarage zum Aufzug“, berichtet Arndt. Besagter Lift ist aber defekt, „und zwar seit acht Monaten“, wie Carola Arndt erfuhr – und die Treppenstufen in dem alten Gebäude waren für sie ein unüberwindbares Hindernis.

Das ist ein Unding im Jahr 2025. Es gibt bestimmt auch andere Eltern oder vielleicht auch Schüler, die im Rollstuhl sitzen.
Carola Arndt

Mit der Philosophielehrerin konnte sie im Erdgeschoss sprechen. Der Klassenlehrer ihres Sohnes kam sogar auf den Schulhof, wo er sich mit ihr unterhielt. Doch nicht alle Lehrer, mit denen sie reden wollte, hat sie dann auch erreicht. Carola Arndt hat eine klare Meinung zum seit Monaten defekten Aufzug: „Das ist ein Unding im Jahr 2025. Es gibt bestimmt auch andere Eltern oder vielleicht auch Schüler, die im Rollstuhl sitzen“, sagt sie.

Helge Pellmann, Vorsitzender des Behindertenbeirates der Stadt Bad Münstereifel, hat erst durch die Anfrage dieser Zeitung vom Missstand erfahren und sagt: „Da er schon seit Monaten kaputt sein soll, halte ich das Ganze für fahrlässig. Es ist sträflich nachlässig und zeugt bei der bearbeitenden Abteilung nicht unbedingt für ein Verständnis für die Belange von Menschen mit Behinderung.“

Behindertenbeirat hatte keine Kenntnis über defekten Aufzug

Er betont aber, dass Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian sehr viel Wert auf das Thema „Barrierefreiheit“ lege und den Beirat bei allen Anfragen und Vorhaben unterstütze. Man könne allerdings nicht aktiv werden, wenn man nichts wisse. „Bei der Sitzung im Mai wurde der Beirat nicht über einen Defekt in Kenntnis gesetzt, obwohl wir explizit zum Thema ‚Inklusion‘ an den Schulen informiert werden wollen. Offenbar gibt es bei der Stadt bei einigen Abteilungen nur wenig Bereitschaft oder Sensibilität, den Beirat über so etwas zu informieren, was ich traurig finde.“

Pellmann sieht aber auch Handlungsbedarf bei der Schule: In der Regel sei es den Klassenlehrern oder der Schule bekannt, wenn ein Elternteil auf einen Rollstuhl angewiesen sei. „Mal abgesehen davon, dass jederzeit ein Schüler einen Unfall haben und zumindest temporär auf einen Rollstuhl angewiesen sein kann. Es ist daher anzunehmen, dass die Schule, die ja barrierefrei sein will, hier entsprechend Druck bei der Stadt macht und einen Elternsprechtag entsprechend der Bedürfnisse der Eltern plant.“

Es sei nicht in Ordnung, dass eine Mutter mit Rollstuhl nur eingeschränkt an einem Elternsprechtag teilnehmen könne. „Wir werden das Thema sicherlich beim nächsten Beirat auf die Tagesordnung nehmen und prüfen, wie man das in Zukunft verbessern kann“, verspricht Pellmann.

Die Politiker müssen die Reparatur erst noch beschließen

Die Stadt bedauert den monatelangen Ausfall des Aufzugs. „Er konnte aufgrund der Haushaltssituation nicht instandgesetzt werden“, antwortet sie auf die Anfrage dieser Zeitung. Es liege ein größerer Schaden vor, der nicht über die noch vorhandenen Mittel der Gebäudeinstandhaltung abgewickelt werden könne.

So müssten die Steuerung des Türantriebes getauscht, die Entlüftung des Aufzugschachtes angepasst und „diverse Kleinigkeiten“ auf den Stand der Technik gebracht werden. Auf 23.000 Euro beläuft sich diese Maßnahme. Das Geld wurde für den Haushalt 2025 eingeplant. Sobald dieser genehmigt sei, müssen die politischen Gremien die Reparatur beschließen.

Am Salzmarkt soll es wieder Behindertenparkplätze geben

Auch auf einen weiteren Missstand weist Carola Arndt hin: Seit der Flut weggefallen sind die Parkplätze vor dem St.-Michael-Gymnasium, darunter auch die Behindertenparkplätze.

Hier ist aber Besserung in Sicht. So wurde bereits im Oktober vom Stadtrat beschlossen, Behindertenparkplätze am Salzmarkt einzurichten. Im Rahmen des Verkehrskonzepts müsse das aber zunächst geprüft werden, weshalb die Stadt keinen Zeitpunkt nennen kann, an dem das umgesetzt wird. „Grundsätzlich darf eine schwerbehinderte Person mit der Sonderparkerlaubnis für Schwerbehinderte im verkehrsberuhigten Bereich auch außerhalb markierter Flächen parken, solange die erforderliche Breite der Fahrbahn gewährt ist“, so die Stadt.

Wir sind nicht davon ausgegangen, dass das so lange dauert.
Helge Pellmann zu Behindertenparkplätzen in der Kernstadt

Helge Pellmann ergänzt: „Mit einem Behindertenparkausweis kann man grundsätzlich überall parken, wo nicht explizit Park- oder Halteverbot ist. Im Zonenhalteverbot, auf Anwohnerparkplätzen und im eingeschränkten Halteverbot kann man bis zu drei Stunden mit Parkscheibe parken. Ähnliches gilt für verkehrsberuhigte Bereiche und Fußgängerzonen während der Ladezeiten. Das ist manchmal einfacher als die Suche nach einem Behindertenparkplatz in der Nähe.“

Der Behindertenbeirat habe früh moniert, dass die Behindertenparkplätze in der Innenstadt mit dem Verkehrskonzept erst einmal weggefallen seien. „Uns wurde von der Stadt gesagt, dass man das Ganze erst einmal testen möchte und die Behindertenparkplätze in der Kernstadt dann wieder errichtet werden. Wir haben die Aussage damals so hingenommen und eigentlich auch unterstützt, sind aber nicht davon ausgegangen, dass das so lange dauert“, sagt Pellmann. Das Thema stehe auf der Tagesordnung des Beirates und sei auf Wiedervorlage, ebenso wie die behindertengerechte Toilette am Bahnhof. Der Beirat wünscht, bei den Planungen über die Parkplätze beteiligt zu werden.


So ist der Behindertenbeirat der Stadt Bad Münstereifel erreichbar

Wenn Bürger Missstände, die die Belange von Menschen mit Behinderung betreffen, entdecken, bittet der Behindertenbeirat der Stadt Bad Münstereifel um einen Hinweis, damit er tätig werden kann.

Erreichbar ist der Beirat entweder schriftlich (Sozialbüro, Marktstraße 15, 53902 Bad Münstereifel) oder telefonisch unter 02253/505159. Der Beiratsvorsitzende Helge Pellmann ist telefonisch erreichbar unter 02257/959728 oder per E-Mail.