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„Dann wird Belgien verschwinden“Drohnen-Alarm und Drohungen – Moskau poltert, Brüssel kontert auf Latein

4 min
Der ehemalige russischen Präsident Dmitri Medwedew. (Archivbild)

Der ehemalige russischen Präsident Dmitri Medwedew. (Archivbild)

Über einer „äußerst sensiblen“ Nato-Basis in Belgien tauchen Drohnen auf. Die Hintergründe sind unklar. Zuvor kamen Giftpfeile aus Moskau.

Drohnen im Luftraum von Flughäfen, wie am Freitagabend vom Hauptstadtflughafen in Berlin gemeldet, sind gefährlich. Drohnen über einem Nato-Stützpunkt, an dem Berichten zufolge Atomwaffen gelagert werden, wirken unterdessen noch bedrohlicher. In Belgien ist dieser Fall am Samstag (1. November) nun eingetreten. Die Hintergründe bleiben jedoch auch im deutschen Nachbarland zunächst unklar.

Über der belgischen und von der Nato genutzten Militärbasis Kleine-Brogel sind mehrere Drohnen gesichtet worden, das teilte der belgische Verteidigungsminister Theo Francken auf der Plattform X mit. „Das Erkennungssystem funktioniert“, schrieb Francken und fügte hinzu: „Die Ermittlungen laufen.“

Belgischer Verteidigungsminister will „Drohnen abschießen“

Man werde sich kommende Woche mit der Polizei treffen, um die Bedrohung zu analysieren sowie die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die verantwortlichen Drohnenpiloten zu finden und festzunehmen, kündigte der Verteidigungsminister an. „Das Verteidigungsministerium muss alles in seiner Macht Stehende tun, um diese Drohnen abzuschießen“, hieß es weiter. 

Der Militärstützpunkt im flämischen Kleine-Brogel war im Oktober Teil des jährlichen Nato-Manövers zur Verteidigung des Bündnisgebiets mit Atomwaffen mit etwa 2.000 Militärs. Unbestätigten Berichten zufolge ist der Luftwaffenstützpunkt einer der Orte in Europa, an dem US-Atomwaffen lagern.

Hintergründe nach Drohnen-Vorfall über Nato-Stützpunkt unklar

Nach Angaben der belgischen Zeitung „Het Laatste Nieuws“ sollen zudem in Zukunft F-35-Kampfjets in Kleine-Brogel stationiert werden. Beide Faktoren machten den Flugplatz zu einem „äußerst sensiblen Ort“, erklärte die Zeitung.

Die Polizei sei nach der Sichtung umgehend alarmiert worden und habe daraufhin einen Hubschrauber eingesetzt, um die Drohnen zu verfolgen und die Piloten zu finden, hieß es weiter. Demnach sollen die Fluggeräte nach ihrer Sichtung in Richtung Niederlande geflogen sein. Die Piloten habe die Polizei jedoch nicht ermitteln können, berichtete „Het Laatste Nieuws“. Warum die Drohnen über dem Flugplatz kreisten und wer sie losgeschickt hat, ist somit unklar.

„Höchstwahrscheinlich professionelle Drohnenpiloten“

Drohnensichtungen hatte es unterdessen in den letzten Tagen auch über anderen Militärstützpunkten in Belgien gegeben. Auch dort blieben die Hintergründe unaufgeklärt. Die Vorfälle in Belgien folgen auf eine ganze Reihe von Drohnensichtungen über Flughäfen und Militärstützpunkten in Europa.

Der belgische Verteidigungsminister Theo Francken (r.) hat den Zorn von Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew auf sich gezogen. (Archivbild)

Der belgische Verteidigungsminister Theo Francken (r.) hat den Zorn von Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew auf sich gezogen. (Archivbild)

„Es handelte sich höchstwahrscheinlich um professionelle Drohnenpiloten, die bestimmte Gebiete kartierten“, hatte Verteidigungsminister Francken dazu bereits nach einer Sichtung in Marche-en-Famenne in einer belgischen Radiosendung erklärt – und auf Russland gedeutet.

„Belgien wird unverhältnismäßig häufig von Russland angegriffen“

Belgien sei „definitiv eines der Ziele“ für Moskau, erklärte Francken. „Der bedrohlichste staatliche Akteur ist derzeit natürlich Russland, aufgrund des Krieges in der Ukraine“, fügte der belgische Minister hinzu, wie der Rundfunksender VRT berichtete.

„Belgien wird als kleines Land unverhältnismäßig häufig von Russland angegriffen“, erklärte Francken. „Wir stehen auch bei Cyberangriffen ganz oben auf der Liste, daher ist es nicht verwunderlich, dass diese – recht ungewöhnliche – Drohnenaktivität auch in unserem Land stattfindet.“

Dmitri Medwedew beleidigt belgischen Verteidigungsminister

Der belgische Verteidigungsminister hatte zuletzt zudem deutliche Worte in einem Interview mit dem flämischen Magazin „Humo“ gewählt und dabei erklärt, dass die Nato „Moskau dem Erdboden gleichmachen würde“, sollte Kremlchef Wladimir Putin auf die Idee kommen, eine Rakete auf Brüssel abzufeuern.

Mit seinen Worten zog Francken prompt den Zorn des russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew auf sich. Der nunmehrige Vizechef des russischen Sicherheitsrates beleidigte den Belgier daraufhin in einem Beitrag auf der Plattform X als „Schwachkopf“ und wies Francken auf den laut Moskau erfolgreichen Test der Unterseedrohne Poseidon hin.

Medwedew poltert – Francken kontert auf Latein

Dabei handele es sich um eine „wahre Weltuntergangswaffe“, fügte Medwedew hinzu. Auf den Vorschlag eines Nutzers, man solle Belgien als Testgebiet für Poseidon in Betracht ziehen, antwortete Medwedew schließlich: „Dann wird Belgien verschwinden …“ 

Francken ließ die Attacke aus Moskau derweil nicht unkommentiert. „Russlands Oberrüpel hört nie auf, zu drohen und zu beleidigen“, kommentierte der Verteidigungsminister Medwedews Worte bei Instagram.

Bei X berief Francken sich derweil auf den römischen Dichter Ovid – und kommentierte Medwedews Beitrag auf Latein mit dem Zitat „Candida pax homines, trux decet ira feras.“ Übersetzt bedeutet das so viel wie: „Reiner Frieden steht den Menschen, wilder Zorn den wilden Tieren.“