Die SPD wagt einen Neuanfang: Bärbel Bas wird Vorsitzende, Tim Klüssendorf Generalsekretär. Lars Klingbeil organisiert den Neustart.
Bas kommt für EskenHut ab für diesen Neustart bei der SPD!

Tim Klüssendorf (SPD, l-r), Bärbel Bas (SPD), Bundesarbeitsministerin, Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler und Saskia Esken (SPD), Co-Parteichefin der SPD, stehen bei einer Pressekonferenz. Bas soll neue Co-Parteichefin und Klüssendorf soll neuer Generalsekretär der SPD werden.
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Wie sich die SPD seit dem Wahldebakel berappelt und personell neu sortiert hat, ist wirklich respektabel. Dass Saskia Esken für Bärbel Bas die Parteispitze räumt und mit dem 33-jährigen Tim Klüssendorf ein Newcomer aus Schleswig-Holstein zum General in Berlin berufen wird, kann die Neuaufstellung zu einem guten Abschluss bringen – und zu einem bemerkenswerten Etappensieg für Lars Klingbeil machen.
Vollen Respekt hat zunächst Saskia Esken verdient. Sie hat keinen Kabinettsposten bekommen und war als Vorsitzende nicht länger erwünscht, geht aber trotzdem und völlig zurecht erhobenen Hauptes. Weil sie souverän genug war, sich den medialen und parteiinternen Herabwürdigungen zu entziehen. Gleiches gilt übrigens für Olaf Scholz. Und auch Hubertus Heil und Rolf Mützenich haben nicht nachgetreten, obwohl sie weichen mussten.
Bärbel Bas als linkes Kraftzentrum
Bärbel Bas wiederum hat ihre Bereitschaft zum Co-Vorsitz so lange versteckt, bis Esken selbst ihren Rückzug erklärte. Bas wird jetzt das linke SPD-Kraftzentrum. Ihre Rolle beim Versuch der Genossen, Wähler zurückzugewinnen, kann nicht überschätzt werden. Als Vorsitzende und Arbeitsministerin im Kabinett von Friedrich Merz muss sie es schaffen, das Image der Partei als Lobbyverband von Rentnern und Bürgergeldbeziehern zu korrigieren, ohne Rentner und Bürgergeldbezieher zu verprellen. Das Rüstzeug dafür bringt die Busfahrertochter, gelernte Schweißerin und geschätzte Bundestagspräsidentin der letzten Legislaturperiode definitiv mit.
Spannend und vielversprechend ist auch die Personalie Tim Klüssendorf. Der studierte Betriebswirt, der als Spitzenkandidat sein Direktmandat in Lübeck verteidigte, war einer der Sprecher der parlamentarischen Linken und ist nach Kevin Kühnert mal wieder ein echter Senkrechtstarter, hat es aber ganz ohne dessen Fundamentalismus zum Generalsekretär geschafft.
Bezieht man das sozialdemokratische Regierungsteam mit ein, hat Klingbeil jetzt Frauen und Männer um sich geschart, denen ein Neustart der SPD nach ihrem Wahldebakel und der großen Scholz-Enttäuschung gelingen kann. So viel Aufbruch war selten in den zurückliegenden Jahren. Die einzige echte Konstante ist er selbst. Bewährt sich sein Team und steigt das Vertrauen der Wähler, kann Klingbeil noch Kanzler werden. Verharrt die Partei im Umfragetief und floppen seine Leute, dann dürfte es für ihn rasch ziemlich ungemütlich werden.