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Debatte um ArbeitszeitFriedrich Merz trifft den richtigen Ton

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Arbeiten die Deutschen zu wenig?

Arbeiten die Deutschen zu wenig? Eine aktuelle Studie wirft eine Debatte auf.

Deutsche arbeiten wenig, laut Studie. Merz setzt auf Anreize und nicht auf Druck, um die Wirtschaft zu beleben.

Vor lauter Aufregung über die neue deutsche Faulheits-Debatte verlor sogar die Redaktion der „Tagesschau“ irgendwann den Überblick. Kanzler Friedrich Merz, las man auf tagesschau.de, habe in seiner ersten Regierungserklärung am 14. Mai gesagt, die Deutschen müssten „wieder mehr und vor allem effizienter“ arbeiten. Das Merz-Zitat stammt allerdings von einem anderen Auftritt, wenn auch vom selben Tag. So ist es eben, wenn es um die emotionale Frage nach der Arbeitszeit geht: Da können Details schnell mal unter den Tisch fallen. Dabei wären sie gerade bei diesem Thema besonders wichtig. Denn natürlich lässt sich niemand gerne sagen, er tue zu wenig. Gleichzeitig weiß jeder, wie sich die Wirtschaft gerade entwickelt.

Wenn das so weitergeht, droht den Deutschen ihr Wohlstand abhanden zu kommen, und natürlich kommt man bei der Diskussion, wie man nun gegensteuern könnte, auch früher oder später bei der Frage nach dem Arbeitspensum an. Dass die Deutschen laut einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bei der Zahl der Arbeitsstunden pro Einwohner zwischen 15 bis 64 Jahren auf dem drittletzten Platz aller OECD-Länder stehen, macht diese Frage nur dringlicher.

Und genau hier kommen die Details zum Tragen: Darauf hinzuweisen, dass mehr Arbeit der Volkswirtschaft gut täte, kann nämlich schnell nach Wählerbeschimpfung klingen. Nach Missachtung all dessen, was Millionen Menschen in diesem Land schon jetzt tagtäglich leisten. Union und FDP klangen in der Vergangenheit viel zu oft genau so. Das aber spornt niemanden an.

Merz scheint das verstanden zu haben. Jedenfalls spricht er diesmal eben nicht mit erhobenem Zeigefinger. Seine CDU erkennt die Freiheit der Menschen, andere Prioritäten im Leben zu setzen als den Job, sogar ausdrücklich an – und will nicht auf Druck setzen, sondern auf Anreize. Flexiblere Arbeitszeiten, mehr Chancen für Sozialhilfeempfänger, bessere Bedingungen zum Weiterarbeiten auch im Rentenalter: Die Politik kann zum Glück niemanden zwingen, mehr zu arbeiten. Sie kann es aber attraktiver machen. Je schneller sie das schafft, desto besser für den Standort Deutschland.