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Kommentar

Versagen gegen Serbien
Verzwergung der Nationalelf hält an

Ein Kommentar von
2 min
Nick Woltemade Deutschland Germany, 11 enttäuscht - Bratislava 04.09.2025: Slowakei vs. Deutschland

Die deutschen Spieler sind enttäuscht - völlig zu Recht

Während U21 und DFB-Frauen im Sommer mit Leidenschaft begeisterten, stürzt die A-Nationalmannschaft in eine historische Krise. Nun droht Deutschland erstmals die WM-Qualifikation zu verpassen.

Es war doch eigentlich ein schöner Sommer. Klar, es hat ein bisschen zu viel geregnet, aber ein deutscher Fußballfan hat trotzdem immer wieder Lichtblicke gehabt. Die U21-Nationalmannschaft hat die Pause mit einem leidenschaftlichen EM-Turnier in der Slowakei verkürzt. Spannende Spiele, tolle Tricks, furiose Tore. Und dass das Finale gegen England in der Verlängerung verloren ging? Nicht so schlimm nach großem Kampf in Bratislava. Danach gingen die Blicke sofort in die Schweiz, wo die DFB-Frauen sich bei der EM nicht zu fein waren, sich in jeden Zweikampf zu werfen. Wieder viel Lust, für Deutschland alles zu geben. Okay, fürs Finale hat’s nicht ganz gereicht, aber die Herzen der Nation hatte das Team mit der wunderbar tugendhaften Torhüterin Ann-Katrin Berger gewonnen.

Endstand in Bratislava

Endstand in Bratislava

Dumm nur: Das Aushängeschild der Fußball-Nation konterkariert solche Fortschritte. Die Blamage von Bratislava verbietet es, vom WM-Titel im nächsten Jahr zu sprechen. Die Verzwergung der A-Nationalmannschaft hält an, weil die Männer im Gegensatz zum Nachwuchs oder den Frauen schlicht nicht bereit sind, fehlende Klasse mit deutschen Tugenden zu bekämpfen. Drei Niederlagen am Stück haben sich auch ereignet, weil die Einstellung nicht passte.

Wenn Julian Nagelsmann auf einmal fleht, man solle jedes Länderspiel „wie ein Champions-League-Halbfinale angehen, sonst spielen wir im März Playoffs“, dann ist Grundsätzliches im Argen. Der Bundestrainer macht vieles falsch, aber seine Spieler lassen ihn auch im Stich. Es fehlt an Haltung und Hingabe. Es scheint für Antonio Rüdiger, Leon Goretzka, Serge Gnabry und leider auch Florian Wirtz keine Ehre mehr, das Nationaltrikot zu tagen, sondern lästige Pflicht.

Man möchte ihnen zurufen: Wer keinen Bock hat, bleibt besser zuhause. Auch der Verband muss rasch runter vom hohen Ross. Weil in der Gruppe mit der Slowakei, Nordirland und Luxemburg ja wohl nichts schiefgehen würde, vermeldete der DFB kurz vor Anpfiff dieses vermasselten Qualifikationsspiels, im Frühjahr 2026 gegen Finnland und die Elfenbeinküste für die WM testen zu wollen.Es könnte anders kommen.

Die europäischen Playoffs sind, wer es nicht weiß, ein sehr enges Nadelöhr, durch das sich von 16 Teams nur vier zur WM-Endrunde zwängen. Es gibt kein Hin- und Rückspiel, sondern nur Halbfinale und Finale. Man kann sich bei Italien mal umhören, wie es sich anfühlt, bei einer WM nur Zuschauer zu sein. Ist der Squadra Azzurra ja gerade zweimal passiert. Deutschland noch nie. Aber es würde zum seit einem Jahrzehnt anhaltenden Abschwung des Landes gerade wunderbar passen. Mit dieser düsteren Aussicht endet der Sommer 2025. Schön ist das nicht.