Am Mittwoch ist es so weit, 133 Kardinäle ziehen in die Sixtinische Kapelle, um einen neuen Pontifex zu wählen. Erst wenn Franziskus' Nachfolger feststeht, dürfen sie zurück in die Außenwelt. Was geschieht beim Konklave? Und wie realistisch ist der gleichnamige Kinofilm?
Der Weg zum neuen PapstWas beim Konklave geschieht und wie die Wahl abläuft

Vatikan, Vatikanstadt: Ein Mann reinigt am frühen Morgen vor dem Petersdom. Am 7. Mai beginnt das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.
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Man könnte es kaum schöner erfinden: Wenn im Vatikan ein neuer Papst gewählt wird, zieht das viel mehr Menschen in den Bann als die 1,4 Milliarden Katholiken. Rund um die Welt fasziniert das Konklave auch Leute, die ansonsten mit der katholischen Kirche nicht viel anzufangen wissen. Die Versammlung der Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle ist bis heute ein sehr geheimnisvolles Ritual.
An diesem Mittwoch nun ist es so weit: 133 Männer in Rot entscheiden darüber, wer der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte wird. Und bevor die Welt ihn kennenlernt, werden vom Balkon des Petersdoms wieder zwei berühmte Wörter auf Latein zu hören sein: Habemus Papam, wir haben einen Papst. Dann tritt der neue Mann in Weiß heraus.
Wer kann überhaupt Papst werden?
Da gibt es einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Eigentlich jeder katholisch getaufte Mann über 35, der nicht verheiratet ist. Allerdings ist es mehr als sechs Jahrhunderte her, dass ein Papst kein Kardinal war. Insofern dürfte der neue Pontifex auch dieses Mal wieder aus dem Kreis der Kirchenmänner kommen, die in der Sixtinischen Kapelle zusammensitzen.
Und wer wird es aller Voraussicht nach werden?

Illustration des Konklave
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Gute Frage. Als Favorit – sowohl unter Experten als auch bei den Buchmachern – gilt die bisherige Nummer zwei im Vatikan, der Italiener Pietro Parolin (70). Aber alles in allem werden mehr als ein Dutzend Namen gehandelt. Die Liste wird von Tag zu Tag länger. Zudem kann es Überraschungen geben: Den Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, der dann Franziskus wurde, hatte 2013 kaum jemand auf der Rechnung. Grundsätzlich gilt der Spruch: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus.“
Warum heißt diese Versammlung zur Papstwahl Konklave?
Das Wort kommt aus dem Lateinischen. Cum clave bedeutet: mit dem Schlüssel. Sprich: eingeschlossen. Erst wenn Franziskus' Nachfolger gewählt ist, dürfen die Kardinäle wieder nach draußen. Bis dahin pendeln sie hin und her zwischen der Sixtinischen Kapelle und dem Vatikan-Gästehaus Santa Marta, wo sie übernachten. Das sind nur ein paar Hundert Meter. Es gibt einen Shuttle-Service.
Wer sind die Männer, die entscheiden?
Alle Kardinäle, die noch keine 80 waren, als Franziskus am Ostermontag starb. Stand heute sind das nach zwei Absagen 133 Männer – so viele wie noch nie und eigentlich sogar zu viele. Im Prinzip gilt eine Höchstgrenze von 120. Franziskus ernannte aber so fleißig neue Kardinäle, dass es nun deutlich mehr Wahlberechtigte gibt. Der Jüngste ist 45. Der Älteste darf mit 79 Jahren und elf Monaten gerade noch dabei sein.
Geht das heute überhaupt noch ohne Kontakt zur Außenwelt?
Es sollte funktionieren. Vor Beginn müssen die Kardinäle alle Smartphones und Ähnliches abgeben. Dann heißt es: Extra omnes. Alle anderen raus aus der Kapelle. Sind die Kardinäle unter sich, schwören sie Geheimhaltung. Wer dagegen verstößt, kann aus der Kirche ausgeschlossen werden. So weit kam es aber noch nie. Auch alle anderen, die in der Nähe bleiben – zum Beispiel zwei Bereitschaftsärzte – , müssen einen Eid ablegen. Ihnen ist „absolut verboten“, einen Kardinal anzusprechen. Sicherheitshalber sind Störsender installiert. Es gibt kein Fernsehen, kein Radio, kein Internet. Ein Notfall-Telefon aber schon.
Wie sieht es beim Konklave drinnen aus?
Die Sixtinische Kapelle, benannt nach Papst Sixtus IV., ist wohl das schönste Wahllokal der Welt. Lassen die Kardinäle den Blick schweifen, sehen sie Michelangelos „Jüngstes Gericht“. Hier drängen sich normalerweise Touristen dicht an dicht. Seit ein paar Tagen wird jedoch umgebaut: zwölf Tische aus Kirschholz, ein Stuhl für jeden Kardinal. Der Marmorboden ist mit Pappe ausgelegt, die Fenster wurden verhängt. Zwei Öfen stehen auch schon: einer von 1939, einer von 2005.
Wie funktioniert das mit dem schwarzen beziehungsweise weißen Rauch?
Im älteren der beiden Ofen werden Stimmzettel und Notizen verbrannt. Im anderen sind Kartuschen mit Chemikalien, die dem Rauch eine klare Farbe geben sollen. Schwarz bedeutet: noch niemand gewählt. Dazu werden Kaliumperchlorat, Anthracen und Schwefel verwendet. Weiß (Kaliumchlorat, Laktose und Baumharz) heißt: ein neuer Papst. Allerdings ist das nicht immer klar zu erkennen, wenn der erste Rauch aus dem Schornstein auf dem Dach dringt. Sicherheitshalber läuten bei einer erfolgreichen Wahl auch die Glocken.
Wie lange wird das Konklave dieses Mal wohl dauern?
Bei den fünf Päpsten seit 1963 ging es schnell: Am zweiten oder dritten Tag war die Sache entschieden. Das letzte Mal, dass es fünf Tage dauerte, ist schon mehr als hundert Jahre her: 1922 benötigte Pius XI. 14 Wahlgänge. 2005, bei Benedikt XVI., waren es vier, 2013 fünf. Manche aber meinen, dass es sich dieses Mal hinziehen könnte, weil das Kardinalskollegium so international ist wie noch nie. (dpa)