Steigende Pflegekosten belasten Rentner erheblich. Reformen werden nun dringend nötig, um finanzielle Entlastung zu schaffen und Pflegequalität zu gewährleisten.
Steigende PflegekostenWarum die Reform nicht mehr warten kann

Eine Pflegerin (l) und eine Heimbewohnerin im Wohnbereich eines Pflegeheims. (Symbolbild)
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Der Eigenanteil für Pflegebedürftige im ersten Jahr erreicht neue Höchststände. Mehr als 3400 Euro sind es beim Spitzenreiter Bremen, immer noch mehr als 2700 Euro beim Schlusslicht Sachsen-Anhalt – monatlich!
Von der Durchschnittsrente eines Rentners sind solche Summen weit entfernt. Diese liegt bei etwa 1600 Euro. Die Kostenlücke, für die wohlhabende Kinder oder die Allgemeinheit aufkommen müssen, wird immer größer. Das Problem ist bekannt und viel beklagt, aber an eine große Reform haben sich die Bundesregierungen der vergangenen Jahre nicht gewagt. Mehr als fünf Millionen Menschen im Land benötigen schon heute Pflege, und es werden mehr werden. Das ist die Kehrseite der eigentlich erfreulichen Entwicklung, dass die Menschen immer länger leben.
Schon jetzt ist deshalb klar, dass die Pflegebeiträge steigen werden, die heute bei 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens liegen. Das allerdings gilt auch für die Rentenbeiträge und die Krankenkassenbeiträge. Schon jetzt ist Deutschland unter den Spitzenreitern bei den Sozialabgaben. Die Grenze von 40 Prozent Sozialabgaben, die gemeinhin als Grenze für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gilt, ist längst gerissen.
Womöglich sind Prognosen der Versicherer, wonach die Beiträge bis 2035 bei 50 Prozent liegen könnten, durchaus realistisch. Selbst wenn Deutschland mit den erhofften Investitionen der nächsten Jahre wieder auf Wachstumskurs kommt, Vollbeschäftigung erreicht und Löhne und Gehälter zulegen, sind die Steigerungen kaum abzuwenden.
Es sei denn, die schwarz-rote Koalition ringt sich zu echten Reformen durch. Die Kostensteigerungen gehen zurück auf höhere Lebenshaltungskosten, aber auch auf bessere Löhne für Pflegekräfte, die notwendig sind, um genügend Personal für diesen wichtiger werdenden Beruf zu gewinnen. An der Qualität der Pflege sollte nicht gespart werden.
Die meisten alten Menschen wünschen sich, ihren Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen zu können. Womöglich wäre die finanzielle Entlastung pflegender Angehöriger ein Weg, das System insgesamt zu entlasten. Eine Heimunterbringung ist schließlich die teuerste Variante. Die einfache Lösung, die die Politik gerne wählt, ist der Griff in den Bundeshaushalt. Auch das aber ist nicht fair gegenüber kommenden Generationen, die ohnehin ein Schuldenberg erwartet. Um die Aufgabe, diese Reformen anzupacken, ist die neue Regierung wahrlich nicht zu beneiden. Aber sie wird sich ihr stellen müssen. Konsequent.