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Wort zum SonntagGipfelkreuz und Glaube – Was uns die Berge lehren

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Berggipfel sind Orte für die Seele

Berggipfel sind Orte für die Seele

Die Geschichte vom Alpenpionier Franz Senn lehrt uns noch heute, wie Glaube und soziales Engagement Hand in Hand gehen können.

Der Ausblick ist atemberaubend. Nicht nur, weil bei 3455 Metern die Luft schon dünner wird. Wir sind auf der Kreuzspitze. Einem der höchsten Wander-3000er in den Alpen.

Hier oben war der Lieblingsort von Franz Senn. Gemeindepfarrer in Vent, ein Dörflein am Ende des Oetztals in Tirol. Franz Senn gilt als Pionier des Alpinismus und wurde Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins. 1860 übernahm er die Pfarrei in Vent. Der Ort war damals nur mühsam über einen schmalen Ziehweg erreichbar und im Winter oft wochenlang gar nicht. Senn wollte Seelsorger sein für die kleine Schar von Bergbauern in einem der höchsten ganzjährig bewirteten Höfe Österreichs.

Sein Dienst war eine Mischung aus Seelsorge und Sozialarbeit. Franz Senn erkannte die Chance des Tourismus an diesem einsamen, abgeschiedenen Ort und wollte damit den Lebensstandard der Menschen dort heben, legte Wege und Steige an und öffnete sein Pfarrhaus als Herberge für Besucher.

Hier oben von der Kreuzspitze gab er ein Panoramabild in Auftrag, um das imposante Gletschergebiet am Übergang nach Südtirol bekannter zu machen. Zu seinem 100. Geburtstag haben die Bergführer 1984 ihm eine Gedenktafel am Gipfelkreuz angebracht.

Berggipfel sind Orte für die Seele. Sie lassen Demut und Dankbarkeit spüren. „Viele Wege führen zu Gott, die schönsten führen über die Berge“, hatte uns die Hüttenwirtin unten im Tal mit auf den Weg gegeben. Wie wahr, denke ich hier oben am Gipfel.

Wir brauchen solche Orte zum Auftanken, um Kraft zu schöpfen. Wir brauchen auch Pioniere, die mutig vorangehen, neue Wege erschließen und anderen zeigen. Auch heute. Soziale Verantwortung und ein beherzter Glaube sind dabei ein guter Kompass.