Wandern mit KindernMärchenhafte Nordeifel-Wanderung ins Münsterländchen

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Im Geröll wühlen und Kostbarkeiten finden - davon träumen Kinder.  Ein neues Wanderbuch für Familien bietet viele Tipps und Inspirationen.

  • Märchenhaft und entdeckungsreich ist der Weg über den Schlangenberg, durch Breinig bis ins Münsterländchen
  • Neuer Wanderführer für Familien „Römer, Moor & Eiszeithöhlen" nimmt Sie mit auf zehn tolle Rundwege und geologische Exkursionen für Kinder.
  • Tipps für die Osterferien...

Heute sind wir sind unterwegs auf einem etwa neun Kilometer langen Rundweg durch den Ort, die alten Steinbrüche und über den Schlangenberg. Wer kleine Kinder oder lauffaule Teenager dabei hat, der kann vom Schlangenberg zum Schomet auch mit dem Auto fahren. Wir starten am Wanderparkplatz am Schlangenberg, schlagen den Waldweg links am Berg vorbei ein und gelangen in ein altes Bergwerksgebiet. Das Gelände wurde über die vielen Jahrhunderte hinweg zerwühlt und umgegraben. Wir gehen ein paar Schritte und stoßen auf Relikte des Bergbaus, überall wurde nach Erz gegraben. Wir umrunden den Schlangenberg, besteigen seinen 276 Meter hohen Gipfel und genießen dort, wo eine Gedenkstätte an die Opfer der beiden Weltkriege erinnert, den Ausblick über den Ort Breinig und das gut hundert Hektar große Naturschutzgebiet.

Wer nicht gleich rasten will, kann ihn aber auch erst auf dem Rückweg erklimmen. Was für einen Aufstieg schon zu Beginn spricht: dort oben zeigt ein Lageplan, wo ringsum früher überall Schächte in die Erde getrieben wurden. Wer hernach die Gegend erkundet, kann sich bei der zerklüfteten Landschaft immer wieder vorstellen, wie einst die Römer hier auf der Erde saßen und mit Hacken kostbares Baumaterial aus dem Boden schlugen.

Anschließend verlassen wir das Naturschutzgebiet „Schlangenberg“ auf dem Fahrweg, folgen dem Feldweg immer geradeaus, überqueren die Winterstraße um bei nächster Gelegenheit nach rechts abzubiegen. Am „Zännloch“ halten wir uns links und gehen auf den vor uns liegenden Rotbuchen- und Nadelwald zu. Schon sind wir im ehemaligen Steinbruchgebiet „Am Schomet“ angelangt.

Nützliches Gestein im Boden

Wir betreten eine mystische Landschaft aus Kalk. Hier lagert das Gestein im Boden, das wir nachher in der Ortschaft Breinig in den Straßen wiederfinden werden: Die meisten Häuser sind aus dem dunklen, schönen Blaustein gebaut. Wir folgen dem Weg, passieren eine Barriere aus mächtigen Kalk-steinblöcken, dahinter biegt der Weg nach rechts ab, wir laufen an einer großen Wiese vorbei. An deren Ende entdecken wir einen Weg nach links, wer ihn wählt, gelangt in einen großen alten Steinbruch, manchmal ist er mit Wasser gefüllt, manchmal ist der See auch eingetrocknet. Wer die Wand des alten Kalksteinbruchs näher in Augenschein nimmt, erkennt einen interessanten Farbverlauf: Unten ist der Kalk weiß und ausgebleicht, oben ist er grau. Wer zu trockenen Zeiten in den Steinbruch kommt, erkennt an dieser Trennlinie, wie hoch zu manchen Zeiten hier das Wasser steht.

Im Steinbruch auf dem Schomet wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kalkstein abgebaut. Dicke ungeschichtete Kalke des oberen Oberdevons (Famenne-Stufe) bildeten sich dort vor etwa 360 Millionen Jahren. Sie lagerten sich hier in einem warmen tropischen Meer ab. Davon zeugen auch typische, aber in diesen Steinbrüchen selten zu entdeckende Fossilien wie versteinerte Schwämme, die sich im Erdzeitalter Devon zu großen Riffen auftürmten. Das Gestein wurde auch als „Breiniger Marmor“ oder als sogenannter „Blaustein“ verkauft.

Buchtipp und Bestellungen

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Band 3:Römer, Moor & Eiszeithöhlen: Geo-Exkursionen für Familien in der Nordeifel von Sven von Loga, Claudia Lehnen, Band 3, Eifelbildverlag, 2021, 128 Seiten, 12,90 €

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Band 2: Vulkane, Erz und dunkle Höhlen:  Geo-Exkursionen für Familien in der Vulkaneifel“ von Sven von Loga, Claudia Lehnen, Band 2, Eifelbildverlag, 2020, 128 Seiten, 12,90 €

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Band 1: „Kiesel, Gold und schroffe Felsen", Geo-Exkursionen für Familien im nördlichen Rheinland" von Sven von Loga und Claudia Lehnen, , Eifelbildverlag, 128 Seiten, 12,90 Euro 

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Wir verlassen auch diesen Steinbruch, kehren auf den Hauptweg zurück und folgen ihm in den Ort. Wir biegen nach rechts auf die Straße „Alt-Breinig“ ab. Diese Ansiedlung hätte es eigentlich verdient, Weltkulturerbe zu werden, so schön sind die aus Kalkstein gebauten Häuser, so liebevoll werden sie von den Bewohnern gepflegt. Ein paar Schritte hinter der Kirche mündet die Straße in die Winterstraße, hinter dem Ort zweigt nach links die Buttergasse ab, der wir folgen. Der Schlangenberg ist von hier gut sichtbar. Welchen Feldweg wir dorthin einschlagen, ist gleichgültig.

Wir überqueren in jedem Fall die Straße „Duvvelor“, von dort führt ein Pfad auf den Schlangenberg zu, den wir spätestens jetzt besteigen und auf der Infotafel auf dem Gipfel erkennen, dass sich im Untergrund jetzt zugeschüttete Schächte verbergen, über die Erz nach oben gefördert wurde. Schon die Römer schürften hier nach Erz, vorwiegend wurden Zink, Blei und Cadmium gewonnen. Der Erzbergbau wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts eingestellt, danach diente das Gelände bis in die 1980er Jahre als Truppenübungsplatz. Die Militärfahrzeuge zerwühlten den Boden weiter und verteilten die Metalle auf dem gesamten Gelände. Das ist auch der Grund dafür, dass die Böden heute hohe Schwermetallgehalte aufweisen.

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Das hört sich erstmal nur giftig an, hat aber einen schönen Nebeneffekt. Seit 1990 steht das Gebiet unter Naturschutz und aus der Industriebrache entstand ein wertvolles Biotop von erstaunlicher Artenvielfalt. An Tieren tummeln sich hier mehr als 300 Schmetterlingsarten, darunter der hübsche Grüne Zipfelfalter, aber auch Vögel wie der seltene Bodenbrüter Heidelerche. Schlangen gibt es – anders als der Name vermuten lässt – allerdings eher wenige am Schlangenberg. Es ist schon ein Zufall, wenn Ihnen auf dem Weg eine Schlingnatter begegnet. 

Schon eher fündig werden Liebhaber besonderer Pflanzen. Denn hier entwickelte sich eine einzigartige Galmei-Vegetation. Das gelbe Galmei-Veilchen, das dort blüht, findet sich auf der gesamten Erde nur zwischen Aachen und Ostbelgien. Als »Galmei« bezeichnete man früher Mineralgemenge von verschiedenen schwefelfreien Zinkerzen wie Zinkkarbonat und Zinksilikat, die man damals nicht näher unterscheiden und auch nicht trennen konnte. Galmei war damals der einzige Stoff, aus dem man in Verbindung mit KupferMessing herstellen konnte.

Seit der Antike war der Galmei wichtig für die Herstellung von Messing. Eines der bedeutendsten historischen Galmeivorkommen war der Breiniger Berg (=Schlangenberg) bei Breinig. Typische galmeiliebende Pflanzen, die hier vorkommen sind neben dem Galmei-Veilchen das Galmei-Täschelkraut und die Galmei-Grasnelke.

Infos zur Wanderung 

„Schlangenberg-Tour“

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz am Schlangenberg Streckenlänge: 9 Kilometer Wanderzeit: 3–4 Stunden Höhenmeter Anstieg/Abstieg: 110 Meter Anforderungen: leicht ÖPNV: Mehrere Buslinien halten an den Bushaltestellen Breinigerberg und Alt-Breinig, von dort zu Fuß zum Schomet KFZ-Navi: Breiniger Berg, 52223 Stolberg – kleiner Wanderparkplatz am Eingang zum NSG Schlangenberg Buttergasse, 52223 Stollberg – Parkmöglichkeit an der Einfahrt zum NSG Schomet Picknickplätze: Wann Zeit für eine Rast ist, merkt man auf dieser Tour schnell. Besonders schön ist es auf dem Gipfel des Schlangenberges und mitten in den urigen alten Steinbrüchen des Schomet schmeckt das Käsebrot auch besonders gut. Empfohlene Ausrüstung: Fotoapparat zum Festhalten der schönen Steinhäuser in Breinig und der Galmei-Vegetation, die ganz selten ist.

Was man sammeln und entdecken kann: Natürlich findet man an allen Ecken und Enden Kalksteine für die Gesteinssammlung zu Hause. Aber wer mal Botaniker werden will, sollte auf jeden Fall nach seltenen Galmei-Veilchen und Galmei-Nelken Ausschau halten.

Noch mehr Wanderrouten und Tipps:

Sven von Loga, Claudia Lehnen: „Römer, Moor und Eiszeithöhlen: Geo-Exkursionen für Familien in der Nordeifel“, Eifelbildverlag, 128 Seiten, 12,90 Euro 

Geologischer Exkurs: Warum gibt es hier so mächtige Kalksteine?

In der geologischen Einleitung haben wir erfahren, dass mit dem Mitteldevon die sandige Sedimentation vom Old-Red-Kontinent im Norden stoppte und das flache Thethysmeer

sich von der Sonne durchflutet aufheizte. In solchen Meeren bilden sich Kalke, die sich später verfestigen und sich in Kalkstein verwandeln. Schuld an allem ist das im Wasser enthaltene Kohlendioxid-Gas CO2 .

CO2 ist auch im Sprudelwasser und in der Atemluft enthalten, also vollkommen ungiftig. Es löst sich in Wasser. Allerdings nur in kaltem, je höher die Temperatur, umso schlechter kann es sich auflösen. Mit den H2O-Molekülen bildet CO2 die schwache Säure Kohlensäure H2CO3 – diese Säure löst Kalk langsam. Man muss hier eher in geologischen Zeiträumen von Jahrmillionen denken. In kaltem Wasser befindet sich viel Kohlensäure, in warmem Wasser keine Kohlensäure, also fällt im warmen Meer Kalk aus dem Wasser aus oder es leben dort sehr viele kalkskelettbildende Organismen wie Korallen, Stromatoporen und Brachiopoden.

Nun löst die Kohlensäure den Kalk sehr langsam, deutlich wird es aber, wenn wir einen Kalkstein mit nach Hause nehmen und ihn in Entkalker für die Kaffeemaschine legen (Zitronensäure oder Essigsäure), diese stärkere Säure beginnt sofort, den Kalk langsam aufzulösen.

Wird der so entstandene Kalkstein später von Meerwasser durchflossen, in dem Magnesium-Ionen enthalten sind, so wird jeweils ein Calcium-Ion des Kalkes CaCO3 gegen ein Magnesium-Ion ausgetauscht und es entsteht Dolomit CaMg(CO3)2 .

Bestes Beispiel für solche Karbonatbildungen sind die Südtiroler Dolomiten. Dolomit ist härter als Kalk, durch die Dolomitisierung verändert sich die Struktur und jegliche Fossilien werden zerstört.

Seit mehr als 4000 Jahren beherrschen die Menschen die Technik des Kalkbrennens, Kalk wird in Kalköfen gebrannt, er wird stark erhitzt und verblasst dabei zu weißem Stein. Verrührt man diesen Branntkalk mit Wasser, wird er hart. Es handelt sich dann um Mörtel, mit dem Häuser gebaut werden. In Breinig wurde aber kein Branntkalk hergestellt, dazu war dieser Kalk zu hochwertig. In den besichtigten Steinbrüchen verarbeitete man ihn weiter zu wertvollen Hau- und Werksteinen, die als »Breiniger Marmor« oder »Blaustein« gehandelt wurden.

Kalkbrennöfen lassen sich beispielsweise bei den Steinbrüchen im nur wenige Kilometer entfernten Walheim besichtigen. 

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