„Die Eisdielerin“ zeigt, wie's gehtIn diesen Kölner Läden gibt es tolles veganes Eis

Lesezeit 9 Minuten
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Eisdielerin Mikki Staffel eröffnet zweiten Standort.

  • Wir sind zu Gast bei der „Eisdielerin“ in Köln-Ehrenfeld. Sie stellt neben veganen Fruchtsorbets auch veganes Milcheis her.
  • Wie das geht, wo man in Köln sonst noch veganes Eis essen kann und wie das schmeckt, erfahren Sie hier.
  • Sechs Eisdielen haben wir im Geschmackstest schonmal für Sie ausprobiert.

Köln – Das Eis zergeht langsam auf der Zunge. Vanille. Intensive Vanille. Süß. Währenddessen verteilt sich die cremige Masse weiter im Mund. Mischt sich da nicht irgendwo ein Hauch von Hafer, von Reis, von Soja dazwischen? Die laienhaften Geschmacksknospen arbeiten auf Hochtouren. Schließlich geben sie auf und stellen ernüchtert fest: Das hier schmeckt einfach wie Vanilleeis.

Wir sind zu Gast bei der „Eisdielerin“ in Köln-Ehrenfeld. Seit Miki Staffel ihren gleichnamigen Laden vor fünf Jahren aufgemacht hat, stellt sie auch veganes Eis her. Und zwar nicht nur die Fruchtsorten, wie das mittlerweile in vielen Eisdielen der Fall ist, sondern auch verschiedene Milcheis-Sorten wie Vanille, Nuss oder Johannisbeer-Sahne. Doch wie funktioniert das? Das will die 44-Jährige uns heute zeigen. Wir schauen ihr – mit Abstand natürlich – über die Schulter, wenn sie in ihrem Labor veganes Haselnuss-Eis herstellt.

Auch Nicht-Veganer holen sich veganes Eis

„In Milcheis kommt normalerweise Kuh-Milch und Sahne“, erklärt Miki Staffel. „Der Sahneanteil muss kleiner sein, denn je höher der Fettgehalt im Eis ist, desto fester wird es.“ Für ihr veganes Milcheis verwendet Staffel eine Mischung aus Hafer- und Reismilch und eine vegane Sahne auf Hafer- oder Sojabasis. „Alles bio“, betont sie und schüttet mehrere Tetrapaks in einen Bottich. Und was ist mit dem Geschmack? 

Wenig veganes „Milcheis"

Unsere Recherche hat gezeigt: Nur sehr wenige Eisdielen in Köln bieten veganes  „Milcheis" an. Aber mit Fruchteis müssten Veganer doch überall auf der sicheren Seite sein. Oder? Nicht unbedingt. Denn vor allem traditionelle Eisdielen versetzen auch Fruchtsorten wie Erdbeere oder Himbeere gerne mit Milch. Das muss dann aber gekennzeichnet sein. Wer unsicher ist, fragt einfach nach. Und wo wir gerade dabei sind: Fruchteis muss übrigens einen Fruchtanteil von 20 Prozent, bei sauren Früchten von 10 Prozent haben. Sorbet soll laut Definition noch fünf Prozent mehr Frucht enthalten, also 25 beziehungsweise 15 Prozent.

„Es ist natürlich so, dass Reismilch und Hafermilch anders schmecken als Kuhmilch, aber ich habe auch Kunden, die gar nicht vegan leben und sich trotzdem das vegane Vanilleeis holen. Einfach, weil sie den Geschmack lieber mögen. Das ist sehr subjektiv.“

Das größte Problem ist der Müll

Bei den Nusssorten, die einen sehr intensiven Eigengeschmack haben, merke man den Unterschied aber eigentlich gar nicht, sagt die Eisdielerin, während sie das Haselnuss-Mus aus einer großen Dose in die weiße Flüssigkeit hinein löffelt. Aber was ist mit der Konsistenz? Bekommt man die gewünschte Cremigkeit mit den Ersatzstoffen überhaupt hin? „Damit hatte ich noch nie Schwierigkeiten. Ob ich Vanille vegan oder Vanille normal aus der Maschine hole, macht keinen Unterschied – die Konsistenz ist genauso super“, sagt Staffel.

„Mein größtes Problem beim veganen Eis ist der Müll.“ Denn Reis- und Hafermilch gibt es nur in 1-Liter-Tetrapaks, die braucht Staffel aber in großen Mengen. „Da ich ökologisches Design studiert habe, bin ich da sehr affin, und beschäftige mich viel mit Müll-Produktion.“ Schon viele Märkte hat sie auf der Suche nach größeren  Verpackungen abgeklappert, sogar die Hersteller selbst hat sie kontaktiert. Bisher ohne Erfolg.

Ein Eis auf die Hand

Dann misst die Eisverkäuferin alle Trockenstoffe ab und gibt sie nach und nach zum Eis hinzu: Zucker und Dextrose sowie die veganen Bindemittel Inulin, Johannisbrotkernmehl und Guarkernmehl. Jetzt kommt der Riesen-Pürierstab zum Einsatz und mischt alle Zutaten im Bottich ordentlich durch. Staffel kippt den Inhalt in die Eismaschine und stellt sie an. In den kommenden zehn Minuten schlägt die Maschine die Zutaten auf, arbeitet Luft ein und macht die Masse cremig (dafür sorgt übrigens vor allem der Zucker).

Staffel wartet draußen im gemütlichen Innenhof ihrer Eisdiele und genehmigt sich eine Zigarette. Den Hof hat sie renoviert, doch die Gäste dürfen momentan weder ihn noch den Gastraum nutzen – der Durchgang ist viel zu eng für die derzeit geltenden  Abstandsregeln. Normalerweise bietet ihr Laden bis zu 50 Gästen Platz, jetzt kann man nur an zwei Tischen vor der Tür sitzen und den Menschen beim Flanieren über die Venloer Straße zugucken. Oder sich halt ein Eis auf die Hand holen. Was auch viele Leute machen.

Beliebteste Sorte ist vegan

Am beliebtesten, sagt Staffel, ist die Sorte „Salty Peanut-Butter-Caramel-Schoko“, die übrigens auch vegan ist. „Ich könnte auch mein ganzes Sortiment auf vegan umstellen. Von der Herstellung her ist das kein Problem“, sagt die Eisherstellerin. Und warum tut sie es dann nicht? Die einfache Antwort: Um die Milcheis-Fans nicht zu verprellen. „Wenn ich an der Theke stehe, kommen immer noch Leute – meistens Männer, muss ich zugeben – die Sprüche loslassen wie:  „Veganer Scheiß, habt ihr nicht normales Eis?" Ich reagiere dann freundlich und biete den Leuten an, es doch einfach mal zu probieren.“

Man müsse offen an die Sache rangehen, findet Miki Staffel, die inzwischen auch vegane Waffeln in süß und herzhaft und veganen Eiskaffee anbietet. Sie selbst ist keine Veganerin, ernährt sich aber sehr bewusst und vorwiegend vegetarisch. „Ich möchte den Veganern, die ja auch immer mehr werden, ein breites Spektrum liefern.“ Veganes Eis herzustellen sei längt kein Trend mehr, findet sie. „Wer da nicht mitzieht, wird mit der Zeit viele Kunden verlieren.“ Die  Zahlen sprechen eindeutig dafür: Am Anfang hat Miki Staffel zwei von zwölf Schalen Vanilleeis vegan hergestellt. Mittlerweile sind es vier.

Vegane Eissorten in einigen Kölner Eisdielen im Test

Eisfeld

Gleich am Eingang hängt eine Kreidetafel. „Vegan vs. Milch“ steht dort in großen Lettern drauf.  Leider findet sich in der linken Spalte kein veganes Milcheis, sondern nur Fruchteis. Dafür sind die umso ausgefallener: von Maracuja über Brombeere bis hin zu Blutorange und Guanabana (jede Kugel 1,30 Euro). Für Gewohnheitstiere sind Zitrone und Erdbeere am Start. Heute will ich mal mutig sein und entscheide mich für Blutorange  und Guanabana. Letzteres war mir bisher gänzlich unbekannt. Dunkel fühle ich mich erinnert an ein Kaktus-Eis,  aber ansonsten lassen sich geschmacklich kaum Parallelen ziehen. Die kurze Google-Recherche ergibt: Die  Stachelannone kommt ursprünglich aus  Mittel- und Südamerika. Das erklärt den exotischen, aber leckeren Geschmack. Blutorange punktet mit sommerlicher Frische und einer perfekten Balance aus süß und sauer. Auf jeden Fall eine tolle Alternative für Zitronen-Liebhaber und ein Appell an mich selbst: Für mehr mutige Momente. (aso)

Eisfeld, Hansemannstraße 49, 50823 Köln, täglich 12 – 20 Uhr

Eisknabe

Manchmal spiegelt die Art der Einrichtung sich auch im Geschmack wieder: Das vegane Eis vom „Eisknabe“ schmeckt reduziert – und gerade deswegen sehr gut. Die kleine Eisdiele in Köln-Lindenthal hat eine überschaubare Auswahl an veganen Sorten: Maracuja, Heidelbeere, Himbeere und Pfirsich. Wer es exotischer mag, sollte Williams-Birne oder Cassis probieren. Es gibt auch ein (größeres) Milcheis-Angebot. Eine Kugel kostet stolze 1,50 Euro, dafür schmeckt das Eis aber auch fantastisch. Das Pfirsich-Eis hat eine angenehm cremige Konsistenz und man schmeckt eine ganz leichte Marzipan-Note. Das Himbeer-Eis kommt einen Tick fruchtiger daher als konventionelles Eis und hat genau die richtige Anzahl an Himbeerkernen. Aufgepasst: Der „Eisknabe“ ist umgezogen,  direkt auf die Kreuzung Dürener Straße/Lindenthalgürtel. Ein perfekter Standort, um sich ein Eis auf die Hand zu kaufen – und im nahe gelegenen Stadtwald eine Runde zu drehen. (mm)

Eisknabe, Lindenthalgürtel 105, 50935 Köln. Mo-Fr 14 – 20 Uhr, Sa/So 13 – 20 Uhr

Café Eiszeit

Als Veganer fühlt man sich hier sehr willkommen. Sobald wir nach den veganen Eissorten fragen, legt die Dame hinter der Theke los: „Alle Fruchtsorten sind vegan. Wir haben auch vegane Waffelhörnchen und Sahne. Und wenn ihr wollt, mache ich euch einen veganen Joghurtbecher. Wir sind da flexibel.“ Nur das vegane Schoko-Sorbet, von dem ich gehört hatte, haben sie an diesem Samstag nicht im Programm. Wir entscheiden uns für Mango, Heidelbeere, Banane und Zitrone (je 1,10 Euro). Die vegane Sahne (1 Euro) müssen wir natürlich auch probieren. Sie schmeckt anders, aber sehr lecker, die Konsistenz ist fluffig. Auch das Waffelhörnchen schmeckt keksig und knackig – hervorragend. Lediglich das Eis macht uns nicht hundertprozentig glücklich: Mango schmeckt irgendwie künstlich, Heidelbeere zu beliebig, Banane könnte einen Hauch fruchtiger sein.  Und ziemlich zuckrig ist alles. Aber Zitrone überzeugt mit so viel angenehmer Säure und sanfter Cremigkeit, dass mir das Milcheis plötzlich kein bisschen mehr fehlt. (aso)

Café Eiszeit, Hartwichstr. 93, 50733 Köln, Mo-Sa 12 – 21 Uhr,  So 10 – 21 Uhr

Bar Schmitz

Das Eis aus dem Café Schmitz gehört für mich zu den besten der Stadt, weil es so anders schmeckt als in anderen Eisdielen. Die lange Schlange vor der Theke beweist es. Die Portionen sind mit zwei Euro pro Kugel etwas teurer als woanders, aber das ist es wert. Alle Sorten sind mit frischer Bio-Milch und -Sahne hergestellt. Für Veganer gibt es hier fruchtige Sorbets in ausgefallenen Sorten, zum Beispiel Rhabarber-Vanille mit kleinen Pistazienstücken, Kokos, Apfel mit karamellisierten Walnüssen und schwarze Johannisbeere. Saisonbedingt wird das Angebot ergänzt durch Birne-Marzipan, Pflaume mit karamellisierten Walnüssen oder Banane. Köstlich. Als einziges „Milchersatz-Eis“ stand bei unserem Besuch Schokoladen-Sorbet auf der Karte. Das hat es in sich. Die Konsistenz ist  fester als bei normalem Eis und erinnert an halb gefrorene Mousse au Chocolat. Darin kleine Stückchen belgischer Schokolade – einfach köstlich! (twe)

Bar Schmitz, Aachener Straße 34, 50674 Köln, Di-Fr ab 17 Uhr, Sa/So ab 11 Uhr Schmitz-Eisladen Gottfried-Keller-Straße 15, 50931 Köln, täglich ab 12 Uhr

Eiscafé Settebello

Im italienischen Eiscafé Settebello gibt es unter den Eissorten nicht nur Klassiker, sondern auch Klassik: Die „7. Symphonie“ (Nougateis mit Kaffeenote und Waffelstücken) und „Amadeus“ (Mandel-Pistazie-Schoko) sind gleich Musik in meinen Ohren. Schnell wird klar, dass das Settebello, obwohl es keiner dieser neuen Trend-Läden ist, innovativ arbeitet. Neben dem Standard-Programm (köstliches Joghurt-Eis) und den speziellen Milcheissorten stehen viele vegane und laktosefreie Sorten, beispielsweise Maulbeere oder Birne sowie milchig-anmutendes Kokos-und Schokoladensorbet auf dem Plan, auf das ich mich nun stürze. Ich vergesse Beethoven und Mozart. Was gleich auffällt: Insbesondere die Sorte Kokos ist sehr cremig und schmilzt sanft auf der Zunge. Die Süße finde ich optimal. Dazu von der herben, dunklen Schokolade und es entsteht eine tolle Kombination. Beide Sorten schmecken natürlich und nicht verwässert. Ein Plus für Veganer im Settebello: auch die Hörnchen sind vegan. (lkl)

Eiscafé Settebello, Alteburger Straße 5, 50678 Köln, Mo-Sa 11-23, So 12-22 Uhr

Keiserlich

Wohl kaum eine Eismanufaktur in Köln ist in den vergangenen Jahren so groß geworden wie Keiserlich. Neben dem Stammhaus in Junkerdorf, gibt es inzwischen drei Filialen bzw. „Partnerstores“ im linksrheinischen Köln sowie den Manufakturverkauf  in Marsdorf.  Hinter dem  „keiserlichen“ Genuss“ steht ein klares Konzept: Verarbeitet werden nur regionale  Zutaten aus kontrollierter Landwirtschaft. Selbstredend, dass  auf künstliche Zusätze verzichtet wird  und  auch vegane Eissorten ins Regelsortiment gehören – zumindest beim  Fruchteis. Ob Mango, Acerola oder Kaktusfeige – bei allen Sorten (Kugel 1,50 Euro) dominiert der Geschmack der Frucht, aus der  jeweils ein erstaunlich cremiges Eis gemacht wurde. Auch das probierte vegane Mohneis schmeckt wunderbar nach Mohn – kommt in Sachen Cremigkeit allerdings nicht an  „echtes“ Milcheis heran.  (aho)

Keiserlich, Öffnungszeiten variieren leicht, meist: täglich 13 bis 19 Uhr, Wittekindstr. 42, 50937 Köln. Kirchweg 134,50858 Köln. Neusser Platz 2 50670 Köln, Hermeskeiler Pl. 4, 50935 Köln. Horbeller Str. 10-14, 50858 Köln

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