E-Shishas„Shisha to go“ erobert Schulhöfe

So weit ist es in den meisten Fällen noch nicht. Aber die Shishas treten an, die Schulhöfe zu erobern. (Fotos: Grönert)
Copyright: Lizenz
Köln – Kühl liegt das silberne Mundstück auf den Lippen. Beim ersten Zug leuchtet ein rotes Lämpchen am Ende des Stängels auf. Im Mund breitet sich ein Geschmack von Pfirsich aus. So, als hätte man ein Glas Eistee in einem Zug hinunter geschüttet. Gefährlich schmeckt das hier nicht. Eher, wie eine neuartige Süßigkeit. Das haben sich wohl auch die vier zehnjährigen Jungs gedacht, als sie auf dem Schulhof der Katholischen Grundschule Horststraße in Köln-Mülheim die E-Shisha herumwandern ließen. Stolz zeigten die vier ihrem Sportlehrer, wie sie "rauchen" können. "Ich dachte mir, es ist zwar kalt draußen, aber doch nicht so kalt, dass der Atem verdampft", erzählt der Lehrer über den Moment an einem Mittag Mitte Januar. Doch dann präsentierten die Schüler ihm die E-Shisha, eine Art tragbare Wasserpfeife. Stolz erzählten sie, dass diese nach Orange schmecke und sie das Teil bei einem Kiosk um die Ecke erworben hätten. "Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen und dachte es sei ein Scherzartikel", erzählt der Lehrer.
Ziehen aktiviert die Heizspirale
Doch weit gefehlt. Die E-Shisha, auch "Shisha to go" genannt, ist das neueste Produkt in Sachen Rauchen. Vom Konzept her ähnelt die E-Shisha der E-Zigarette. Beide sind batteriebetrieben, beide mit einem Liquid gefüllt. Das Ziehen am Mundstück aktiviert die Heizspirale, die vom Akku angetrieben wird. Durch die Hitze verdampft das Liquid und kann inhaliert werden. Die meisten E-Shishas enthalten jedoch laut Verpackung kein Nikotin. "Hierbei kann man sich aber manchmal nicht ganz sicher sein", warnt Michaela Goecke von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Weil die Liquide häufig aus China stammten, unterlägen sie keinen Produktkontrollen.
Die Trägersubstanz im Liquid ist Propylenglycol - eine alkoholische Verbindung, die auch in den Nebelmaschinen der Discos verwendet wird. "Der Stoff kann die Atemwege reizen und allergische Reaktionen auslösen. Er ist also potenziell gesundheitsschädlich", so Goecke. Für Kinder und Jugendliche besonders attraktiv ist die bunte Mischung an Geschmacksrichtungen, in der die E-Shishas erhältlich sind. Von Erdbeer-Minze über Schokolade bis hin zu Pina Colada ist alles dabei. "Was die süßlichen Aromen angeht, ist die E-Shisha der traditionellen Wasserpfeife nachempfunden", sagt Goecke. Chemisch werden die Aromen verflüssigt. "Wir können also nicht sicher sein, was wirklich im Liquid ist - und vor allem nicht, wie die verschiedenen Substanzen im Körper zusammenwirken."
Keine gesetzliche Regelung
Doch obwohl es zurzeit weder eine klare gesetzliche Regelung, noch genaue Kenntnisse über die Gefahren der E-Shishas gibt, sind sich die offiziellen Stellen einig: Alle raten vom Konsum ab, weil man eben nicht weiß, welche gesundheitlichen Gefahren die E-Shisha in ihrem Liquid verbergen könnte.
"Insbesondere gehören diese Produkte nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen", sagt Professor Elisabeth Pott, Direktorin des BZgA. Denn das Problem des neuen Produkts ist nicht ausschließlich physischer Art, sondern vor allem psychischer. "Die E-Shisha ist peppig aufgemacht und spricht deswegen die Bedürfnisse einer jugendlichen Zielgruppe an", sagt Michaela Goecke von der BZgA. Die Hemmschwelle, ein solches Produkt auszuprobieren sei viel geringer als bei der klassischen Zigarette. "Aber durch die E-Shishas lernen die Kinder und Jugendlichen Verhaltensweisen wie Ziehen und Rauchen." Deswegen könnten diese Produkte der Einstieg zu gefährlicheren, nikotinhaltigen Rauchprodukten sein. Eltern und Lehrer, die Kinder beim Rauchen erwischen, rät Goecke zu einem offenen Gespräch über all diese Risiken. "Ein Verbot hat ja manchmal die entgegengesetzte Wirkung."
