Neuer Anbieter in KölnLieferdienst Circus will hart umkämpfte Branche aufmischen

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Frisches und gesundes Essen will der Anbieter Circus liefern.

Frisches und gesundes Essen will der Anbieter Circus liefern.

Lieferdienste wie Lieferando gibt es in Köln viele. Der Markt ist umkämpft, doch nun wagt ein Hamburger Startup den Versuch, die Konkurrenz aufzumischen. Und zwar mit einem besonderen Konzept.

Mit ihren riesigen Rucksäcken in Orange, Blau und Grün flitzen die fleißigen Lieferanten tagtäglich mit ihren Fahrrädern und E-Bikes durch die Stadt und bilden so die Brücke zwischen der Gastronomie und dem Gast, der sein Essen lieber Zuhause zu sich nehmen will. Seit dem 1. März tummeln sich die ersten Fahrer eines neuen Anbieters auf den Kölner Straßen. Circus heißt der Anbieter mit den beigen Rucksäcken, der den umkämpften Markt mit einem etwas anderen Konzept aufmischen will.

Im vergangenen Jahr startete das Hamburger Start-up in seiner Heimat, Köln ist nun der zweite Standort. Noch in diesem Jahr sollen 20 bis 30 weitere Städte dazu kommen. Der große Unterschied zwischen Circus und den vielen bestehenden Angeboten (siehe Infobox): Circus liefert kein fremdes Essen aus, sondern ausschließlich eigenes. „Wir fokussieren uns auf das was zählt, gute Zutaten und effiziente Küchenprozesse. Wir kommen auf wenig Platz und ohne Gastraum aus“, erklärt Unternehmenssprecherin Elena Coles. Die eigenen Fahrer liefern das Essen aus.

Die erste Küche in Köln ist auf der Moselstraße im Univiertel eingezogen. Weitere sollen im Laufe des Jahres folgen. Neben der Innenstadt liefert Circus dennoch bereits nach Braunsfeld, Lindenthal, Sülz, Klettenberg, Zollstock, Bayenthal und Raderberg. Aktuell wirbt das Unternehmen mit eine Plakatkampagne im Stadtgebiet.

Das Konzept: Ghost Kitchens

Ghost Kitchens oder auch Mikro-Küchen nennt sich das Konzept von Circus. „Die Ghost Kitchens sind kleine und super effiziente Hightech-Gastro-Küchen. Die Köche können sich ganz darauf konzentrieren, das Essen schnell und frisch zuzubereiten“, erklärt Coles. Der harten Konkurrenz im Liefergeschäft will Circus allen voran zwei Argumente entgegenstellen: hohe Qualität zu einem guten Preis.

Die Speisekarte umfasst aktuell stolze 74 Positionen. So bunt und vielfältig wie ein Zirkus soll das Angebot sein, daher der Name des Unternehmens. Pasta-Gerichte, Bowls, Salate, Curries, Pizza, Beilagen, Nachtische und sogar Kindergerichte stehen zur Auswahl. Die meisten Hauptgerichte bewegen sich preislich zwischen sechs und neun Euro. „Es gibt keine Ausrede mehr, nicht gut zu essen. Es ist komfortabel, supergünstig und superfrisch. Günstiger kann man selbst kaum kochen“, sagt Coles.

Große Expansions-Pläne

Ganz neu ist das Prinzip der sogenannten Ghost Kitchens nicht. Auch in Köln gibt es einige wenige kleine Anbieter, die mit frischer und gesunder Küche werben. „So eine große Vielfalt aus so einer kleinen Küche für einen so kleinen Preis gibt es bisher aber noch nicht“, sagt Circus-Sprecherin Coles.

Und auch die Pläne des Hamburger Unternehmens sind vermutlich deutlich größer. Mithilfe von Investoren soll das Unternehmen in diesem Jahr möglichst schnell expandieren. Gründer Nikolas Bullwinkel hat Erfahrung, wie so etwas funktioniert. Bevor er mit Circus startete, war er Mitbegründer des Lieferunternehmens Flink, dessen Fahrer sich in Zukunft die Straße mit den neuen Kollegen von Circus teilen werden.


Der hart umkämpfe Markt

Bei den vielen Lieferangeboten, die es mittlerweile in Köln gibt, kann man schon mal den Überblick verlieren. Am längsten am Markt ist der Anbieter Lieferando. Die Liefergebühreren variieren je nach Restaurant. Der Europa-Marktführer schreibt seit einige Zeit aber eher negative Schlagzeilen. Immer wieder demonstrieren Fahrer gegen schlechte Arbeitsbedingungen, Anfang März erstmals mit Unterstützung des Deutschen Gewerkschaftsbunds.

Im Sommer 2021 startete der finnische Lieferdienst Wolt in Köln. Anders als Lieferando fahren für Wolt nur eigene Fahrer. Bei Lieferando können Restaurants auch selbst Fahrer stellen. Einige wenige Restaurants bieten Lieferungen exklusiv bei Wolt an. Lieferkosten variieren in der Regel zwischen null und fünf Euro.

Im September 2021 brachte die Taxi-App Uber ihren Lieferdienst Uber Eats an den Start. Der Anbieter wirbt aktuell am stärksten von allen Anbietern mit 2-für-1-Angeboten und Rabattcodes um Neu- und Bestandskunden.

2021 drängte eine neue Form der Lieferdienste auf den Markt. Die sogenannten Blitzlieferdienste betreiben eigene Warenhäuser und ersetzen den Einkauf im Supermarkt.

Die Anbieter Gorillas und Flink versprachen in der Anfangsphase Lieferungen innerhalb von zehn Minuten. Mittlerweile gibt es mit Getir einen dritten Anbieter. Auch der Getränke-Lieferdienst Flaschenpost liefert seit dem vergangenen Jahr Lebensmittel. In dieser Woche hat das Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Bio-Supermarkt Alnatura bekannt gegeben. 

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