Serie „Köln mal anders“Alles außer Kölsch - Sechs Adressen für Bierfreunde in Köln

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Eine Kellnerin mit mehreren Bierkrügen im Augustiner Brauhaus.

Das Augustiner Brauhaus am Heumarkt.

Die Brandungswelle überregionaler Biere ist nicht mehr zu übersehen: Von Bayern bis Spanien schwappt unkölsches und untypisch kölsches Trinkgut in die Domtsadt.

Bier in Köln heißt Kölsch. Jedenfalls, wenn man es mit der heimischen Brautradition hält. Mittlerweile sind aber auch ganz andere Maischgetränke in der Stadt aufgetaucht. Eine kleine, vollkommen subjektive Spurensuche.

1. Augustiner am Heumarkt

Janis Leiro, Tobias Sudowe und Lasse Prumbaum betreiben das Augustiner am Heumarkt

Janis Leiro, Tobias Sudowe und Lasse Prumbaum betreiben das Augustiner am Heumarkt

Eigentlich eine ziemliche Unverschämtheit. Gleich zwei Brauhäuser bajuwarischer Provinienz haben sich an Kölns zweitgrößtem Platz, dem Heumarkt, breit gemacht. Während die Starnberger Alm noch als Restaurant durchgehen mag, tanzt das Augustiner nebenan den Platzhirschen auf der Nase herum: Typisches Brauhaus mit entsprechendem Ambiente und passender Karte — nur eben auf Bayerisch. Weißwurscht statt Himmel un Ääd, halber Liter statt Stängchen (das Augustiner gibt's zwar auch viertelsweise, da müssen die Schankbuam und Madl aber lange nach den Gläsern suchen). Zum Leidwesen aller Köbesse nicht nur bei Touristen beliebt.

www.augustiner-am-heumarkt.de

2. Bier macht schön

Viel Auswahl gibt es im Laden „Bier macht schön“.

Viel Auswahl gibt es im Laden „Bier macht schön“.

Geschmacksfrage, zugegeben. Der Name auch. Und Touristen sind in der Berrenrather Straße 206 auch eher selten. Dafür gibt's eine reichhaltige Auswahl an über 250 Bierspezialitäten aus dem In- und Ausland, alle selbst getestet, ausgewählt und eingekauft, versichern die Betreiber glaubwürdig. „Von Ale bis Zwickelbier – und alles dazwischen“, werben die Macher. Selbst alkohol- oder glutenfreies Craftbier ist im Sortiment. Und: Eine Anleitung und Zutaten zum Selbst brauen mit Austauschbörse für Hobbybrauer. Im Zweifel auch mit Tipps für den gepflegten Kater danach.

www.biermachtschoen.com

3. Braustelle

Selbst Gebrautes in der Braustelle

Selbst Gebrautes in der Braustelle

Zugegeben, hier gibt es die „Urform“ des Kölsch, das Wiess. Auch zugegeben: Nach Kölsch schmeckt das nicht. Schon eher schmeckt das ebenfalls hier erhältliche Alt nach Alt, das Hauptaugenmerk aber liegt klar auf eigenen Craft-Bieren vom Pink Panther über  das Liquid Harvest Helper bis hin zur Schwarzen Sieben mit einer guten Portion Whiskymalz und 7,8 Prozent Umdrehungen. Vieles davon auch in Flaschen zum Mitnehmen, in der angeschlossenen „Pittermann Destillerie“ gibt es sogar kölschen Whisky in verschiedenen Variationen. Eher was für Experten. Ansonsten ist die Braustelle aber auch eine gediegene Ehrenfelder Veedelskneipe mit gutem Essen.

www.braustelle.com

4. Büdchen

Besodnere Biere gibt es bei Yesettin Delen im „Brunne vun Kölle“

Besondere Biere gibt es bei Yesettin Delen im "Brunne vun Kölle"

Nicht ein Büdchen sondern die. Denn neben der üblichen Grundversorgung mit Kölsch, Beck's und Jägi gibt es in der Stadt zahlreiche Büdchen mit einem gelungenem und ausgewogenem Sortiment, teilweise mit Möglichkeit zur durchaus schmackhaften, festen Nahrungsaufnahme. Als besonders vielfältige Angebotsauswahl soll hier der „Brunne vun Kölle“ an der Lütticher Sraße 49 gelten, der über 80 Biersorten beherbergen soll. Durchgetrunken hat sich noch niemand. Ganz sicher aber gibt es Biere der Saison wie Weihnachtsbier oder Osterbier sowie Biere aus Belgien, Italien oder Frankreich.

www.brunne-vun-koelle.de

5. Zappes Broi und Nolte

Ein Kasten Zappes Broi

Ein Kasten Zappes Broi

Kölsch ist nicht alt, auch zeitlich gesehen nicht. Genau genommen taucht der Begriff sogar erstmals bei Sünner 1918 auf. Bier wurde aber auch vorher schon getrunken, und zwar Pils. Jedenfalls ein entfernter Ableger. Und da schließt sich der Kreis zu Hermann Sester, der einst ein untergäriges Lager mit Namen „Cristall“ braute und das 2019 von Sesters Enkel Paul Nolte wiederbelebt wurde. Nolte wird nur in Flaschen abgefüllt und kann im „Hauptquartier“ an der Ehrenfelder Piusstraße, in Büdchen oder im Versand bestellt werden. Auch das Zappes Broi steht für kölsches Pils und kann im gleichnamigen Laden an der Roonstraße 71 oder in der Flasche zu Hause oder unterwegs goutiert werden. Wobei beim „Broi“ der geschmackliche Schwerpunkt weniger bitter ausfällt als bei anderen Pilssorten.

www.zappes-broi.de

www.noltebier.de

6. Költ

Vier Flaschen Költ.

Vier Flaschen Költ.

Was machen, wenn man sich zwischen Kölsch und Alt nicht entscheiden kann? Ganz einfach. Man nehme etwa die Mitte zwischen Köln und Düsseldorf in diesem Fall Monheim , rühre beides einmal kräftig durch und   schüttele auch bei der Namensfindung die Buchstaben noch mal ordentlich. Hat geklappt: „Költ“ nennt sich der bierische Bastard ehemals Studierender beider Städte, die ihr Getränk ausdrücklich als „Friedensbier“ der Rhein-Rivalinnen verstehen. Doch Kulturkämpfe auf Hopfenbasis sind schließlich auch gar nicht nötig. Man kann es mittlerweile eben jedem recht machen und das ist ausnahmsweise mal nichts Halbgares.

www.koeltbier.de

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