Legales AufputschenModernes Training steigert Sportleistung

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Immer höher, immer schneller, immer weiter, immer besser. Irgendwann kann der menschliche Körper den hohen Anforderungen im Spitzensport auf natürliche Weise nicht mehr gerecht werden. Mit allen Mitteln Rekorde brechen - das ist der Punkt, an dem Sportler - sowohl aus dem Spitzen- als auch aus dem Freizeitbereich - mitunter zu Mitteln greifen, die die Leistung steigern. Auf unnatürliche und unerlaubte Weise.
Natürlich tun sie sich langfristig dabei absolut nichts Gutes. Die Verachtung, die Doping-Sündern wie zur Zeit dem ehemaligen Radprofi Lance Armstrong entgegenschlägt, ist dabei nicht das schlimmste. Denn was mit dem Körper während und Jahre nach der Einnahme der Aufputschmittel passiert, ist ungesund und gefährlich: Nicht selten führen die Mittel zu Psychosen, das Krebsrisiko derjenigen, die leistungssteigernde Substanzen konsumieren, ist erhöht, in einigen Fällen trat sogar der frühzeitige Tod durch Dopingmittel ein.
Dabei gibt es Methoden, mit denen Sportler ganz natürlich ihre Leistung steigern können, völlig legal. Höhentraining, Kältekammern, Mentaltraining - diese Trainingsarten sind inzwischen in vielen National- und Olympiamannschaften an der Tagesordnung. Weil sie nicht nur die Leistung steigern, sondern teilweise wie die Kältekammer auch Regenerationsphasen verkürzen oder wie das Höhentraining gut für den Organismus sein können.
Wir haben die fünf besten Alternativen zum Doping einmal näher betrachtet.
Elektro-Muskel-Stimulationstraining (EMS)
Stromschläge wurden zunächst lediglich zur Schmerzlinderung eingesetzt, doch seit einigen Jahren hat das Elektro-Muskel-Stimulationstraining seinen Weg in viele Fitnessstudios gefunden. Denn diese Trainingsmethode soll die sportliche Leistung steigern.Durch elektrische Reize werden einzelne Muskeln oder Muskeln-versorgende Nerven erregt, die Durchblutung wird gefördert, der Muskelaufbau vorangetrieben. Eine Trainingseinheit dauert 20 Minuten, in denen der Athlet die Muskeln abwechselt anspannt und entspannt - durch die Spannung trainiert er sowohl die Muskelfasern, die für die Ausdauer zuständig sind, als auch jene für die Schnellkraft. "Während normalerweise vielleicht 60 bis 70 Prozent der Muskeln willkürlich aktiviert werden können - bei Leistungssportlern vielleicht 80, 90 Prozent - kann man mit dem zusätzlichen Strom fast alle Muskelfasern trainieren", sagt Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Der Wissenschaftler sagt, von Vorteil sei das EMS vor allem bei Spitzensportlern, "die hohe Kräfte entfalten müssen", wie in Sprung- oder Schnelligkeitssportarten. Eine Doktorarbeit der Sporthochschule dokumentiert zudem, dass EMS vorteilhaft gegenüber reinem Gerätetraining sein kann.
Mit mentalem Training Reserven mobilisieren
Beim Mentaltraining geht es nicht so sehr darum, in die Tiefen der Psyche vorzudringen, als viel mehr "die letzten mentalen Reserven zu mobilisieren". So sagte das Fabian Hambüchens Mentaltrainer Bruno Hambüchen einst. Ziele definieren, positiv denken und im Leistungssport vor allem das: Sich den sportlichen Bewegungsverlauf vor dem geistigen Auge vorstellen. Das kann die Leistung steigern. "Das gedankliche Durchgehen von Bewegungsabläufen ist Training das sich stabilisieren auf die Wettkampfleistung auswirkt", sagt Ulrich Kuhl, Sportpsychologe und Managementberater am Olympiastützpunkt Rhein-Ruhr, der viel mit Ex-Speerwerferin Steffi Nerius arbeitete. Mit der Athletin trainierte er unter anderem, bei Fehlversuchen in der Qualifikation positiv zu bleiben und so die Leistung abzurufen.
Audiovisuelle Wahrnehmungsförderung
Leistungssteigerung durch Lady Gaga? Das soll funktionieren. Durch am Computer nachbereitete Frequenzen von Musik - egal ob Rolling Stones, Chopin oder Falko - werden mit der Methode von Ulrich Conrady Sympathikus und Parasympathikus ins Gleichgewicht gebracht, das Gehirn wird stimuliert. Sportler sollen sich besser konzentrieren, schlafen, und Stress abbauen können. Die deutsche Handballnationalmannschaft arbeitet mit der AVWF-Methode, ebenso die österreichische Skimannschaft und die deutschen Biathletinnen. Angeblich ist die Therapie auch schon im Fußball angekommen - Arne Friedrich soll sich bereits mit der Methode fit gemacht haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung der audiovisuellen Wahrnehmungsförderung gibt es bisher nicht, allerdings breiten zwei Universitäten derzeit Studien vor.
Leistungssteigerung durch Hypoxie
Die ersten Erkenntnisse brachte Olympia in Mexico City 1968. In der der rund 3000 Meter hoch liegenden Stadt ist die Luft extrem dünn - Sportler, die nicht in ähnlichen Verhältnissen trainiert hatten, taten sich schwer. Heute ist Ausdauer-Leistungssport ohne Höhentraining kaum mehr vorstellbar.
Hypoxie, der Mangel an Sauerstoff, kann den Kreislauf und die Muskulatur stimulieren. Beim Atmen in der Höhe kann nicht mehr so viel Sauerstoff wie im Tal aufgenommen werden, woraufhin die Leistungsfähigkeit zunächst sinkt. Dann beginnt der Körper jedoch, seine Reserven zu wecken, was schließlich eine leistungssteigernde Wirkung hat. Doch: Nicht jeder Organismus springt auf die geänderten Bedingungen in der Höhe an. Und Experte Nikolaus Netzer vom Hermann Buhl Trainingszentrum sagt: "Die Wirkung hält im Flachland nur begrenzt an, da der Körper die zusätzlich gebildeten roten Blutkörperchen schnell wieder abbaut. Wenn Wettkämpfe in der Höhe sind, ist eine Vorbereitung in der Höhe im Leistungssport jedoch heutzutage ein Muss."