Manuel Andrack„Wandern macht schlau“

Manuel Andrack machte ein altes Hobby zum neuen Beruf. 2005 erschien sein erstes Buch "Du musst wandern". (Foto: Feez)
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Herr Andrack, Ihr aktuelles Programm ist eine Wandershow. Wie ist es dazu gekommen?
Die Idee stammt von den Kölner Veranstaltern Elena Bramer und Stephan Fingerhuth, die viele Künstler aus dem Bereich Kabarett/Comedy betreuen und privat selber gerne wandern. Nun bin ich aber kein Comedian, ich bin über Umwege vor der Kamera gelandet.
Ihre Einsätze als Redakteur im Studio bei Harald Schmidt besaßen allerdings einen gewissen Unterhaltungswert, oder?
Aber ich habe dort nicht den Entertainer gegeben. Meine Stärke lag eher darin, so authentisch wie möglich dem großen Entertainer beiseite zu stehen. Jetzt alleine auf die Bühne zu gehen und das Publikum 90 Minuten lang zu unterhalten, davor habe ich Respekt.
Was hat Sie überzeugt, es doch zu versuchen?
Testvorstellungen haben gezeigt, dass das Programm in die richtige Richtung geht. Aber habe ich auch anderthalb Jahre daran gearbeitet. Geschrieben, getestet, verworfen.
Sie haben zuvor drei Bücher übers Wandern geschrieben. Eine brauchbare Basis?
Durchaus. Ich war mit allen Büchern auf Lesetour und habe gemerkt, wo die Leute lachen und wo nicht. Diese humoristische Essenz konnte ich für die neue Show gut nutzen.
Und wo lachen die Leute?
Sie lachen an Stellen, an denen sichtbar wird, wie sich Manuel Andrack beim Wandern überfordert - etwa wenn ich erzähle, wie ich die Watzmann-Ostwand besteige.
Nutzen Sie multimediale Elemente in der Show?
Ja. Dias, Einspielfilme. Aber keine Spielszenen. Inszenierte Witze funktionieren nicht, den Comedian nimmt mir keiner ab. Am besten komme ich an, wenn ich authentisch erzähle.
Wie authentisch sind Ihre Erlebnisse am Watzmann?
Die Ostwand ist lebensgefährlich. Der Einstieg geht ja noch, aber es wird immer unlustiger, wenn man auf bierdeckelgroße Abtritte treten muss und dich der Bergführer anschreit - im Berchtesgadener Dialekt. Der Abstieg ist die absolute Hölle. Ich habe mich hingelegt, Stöcke zerbrochen. Puh!
Das Wandern war jahrzehntelang eher verpönt. Mittlerweile ist es Volkssport. Wie ist der Boom zu erklären?
Viele Leute sind immer gewandert, aber es galt als schrecklich spießig. Lederhose, kariertes Hemd, mit der Klampfe durch den Wald - uncool. Mit den Jahren hat sich in der Tat einiges bewegt, vielleicht habe ich auch dazu beigetragen.
Mit welcher Kernbotschaft?
Wandern macht Spaß. Man kann was erleben. Immer mehr Leute entdecken das. Und: Der Weg ist das Ziel. In den letzten Jahren wurden viele Wanderwege aufgebessert.
Welches Image passt zu Manuel Andrack?
Deutsches Mittelgebirge.
Sind Sie als Kind schon gewandert?
Ja. Zwischen 15 und 30 Jahren habe ich Pause gemacht. Pubertät und Spätpubertät. Als das Leben ruhiger wurde, nicht mehr nur Partys im Vordergrund standen, bin ich wieder zum Wandern gekommen.
Ihr Buch "Du musst wandern" ist fast schon ein Klassiker. Sie nehmen darin deutsche Mittelgebirge unter die Lupe. Welche sind Ihre Favoriten?
Am abwechslungsreichsten finde ich die Eifel. Die Sächsische Schweiz ebenfalls. In Hunsrück und Pfalz hat sich sehr viel getan. Die Pfalz ist überhaupt ein typisches Beispiel.
Was ist dort typisch?
Die Pfalz lag Jahrzehnte, Jahrhunderte im Dornröschenschlaf. Der Pfälzerwald-Verein wird es schon richten, so die gängige Einstellung dort. Mittlerweile sind die Wege bestens eingerichtet und ausgeschildert. Dahner Felsenland und Pfälzer Weinsteig sind vorbildlich. Von Deidesheim über das Hambacher Schloss nach St. Martin: Auf die Pfalz lasse ich erst mal nichts kommen.
Sie sind der prominenteste Wandervogel des Landes. Werden Sie von Tourismusbüro oft als Werbeträger eingeladen?
Ja, Gott sei Dank.
"Gott sei Dank" für wen?
Für alle. Für mich, weil ich davon lebe. Und für die Tourismusverbände auch. Es gibt immer Kommunikationsbedarf. Stichwort Premiumwege. Man muss den Leuten erklären, was das überhaupt ist. Es ist Überzeugungsarbeit zu leisten.
Welche Region in Deutschland braucht noch mehr Überzeugungsarbeit?
Eine tolle Gegend ist der Schwarzwald, aber man hat sich lange Zeit einfach auf seinem Namen ausgeruht: Wir sind der Schwarzwald, international bekannt, Black Forrest und so. Doch die meisten Wege waren in einem grauenvollen Zustand. Inzwischen hat sich einiges getan, in den letzten zwei Jahren habe ich im Schwarzwald zwei neue Wanderwege eröffnet.
Was geht Ihnen beim Wandern durch den Kopf, wenn Sie nicht gerade im Auftrag unterwegs sind?
Dann geht"s mir gut. Probleme lösen sich in Luft auf. Wandern ist ein IQ-Kraftwerk.
Was meinen Sie damit?
Wandern macht schlau. Ich komme immer mit neuen Ideen zurück.
Vermissen Sie die Zeit beim Fernsehen - als sogenannter Sidekick von Harald Schmidt?
Nee. Es war eine super Zeit, aber zum Schluss gab es doch einige Verschleißerscheinungen. 13 Jahre in Schmidts Diensten, für Fernsehverhältnisse ist das enorm. Wenn ich heute an einem normalen Wochentag irgendwo in Deutschland wandere und weiß, dass das jetzt mein Beruf ist, möchte mit keinem Redakteursschreibtisch tauschen.
Was ist heute Ihre exakte Berufsbezeichnung?
Auf meiner Visitenkarte steht: Autor, Moderator, Wanderer.
Schauen Sie sich die Schmidt-Show noch an?
Hab' kein Sky.
Wie regeln Sie das als eingeschworener FC-Fan?
Stadion oder Kneipe.
Kennen sie das aktuelle Buch "111 Gründe, den 1. FC Köln zu lieben"?
Nein. Aber warum nur 111 Gründe?
Was sind denn Ihre 1000 Gründe, den FC zu lieben?
Weil"s halt der beste ... - okay, natürlich ist der FC nicht der beste Fußballverein der Welt. Aber: weil ich Kölner bin. Obwohl man oft enttäuscht wird. Die jetzige Saison kann man genießen, die nächste wird wahrscheinlich wieder grausam. In der ersten Liga.
Ist der Aufstieg also sicher?
Aber hallo! Wir sind Herbstmeister und acht Punkte vor Platz 3!
Seit fünf Jahren leben Sie im Saarland. Was ist mit dem 1. FC Saarbrücken?
Was soll damit sein? Ich habe ja auch keine neue Mutter bekommen, nur weil ich ins Saarland gezogen bin.
Was verschlägt Sie ins Saarland?
Die Liebe. Erst kam die Liebe zur Frau, dann die Liebe zum Saarland. Es gibt sehr schöne Ecken dort. Zum Beispiel das Köllertal, in dem ich wohne. Und ganz in der Nähe liegt ein Ort mit dem schönen Namen: Kölln.