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Parkplatz-SharingParkplatz zu vermieten

Lesezeit 4 Minuten

Ungenutzte Flächen wollen Sharing-Portal-Betreiber stundenweise einsetzen.

Köln – Eigentlich am Ziel angekommen, geht der Stress für viele erst richtig los: Die Suche nach einem freien Parkplatz kostet gerade in Großstädten häufig Nerven - und Zeit. Darüber hinaus stellt die ständige Parkplatzsuche auch eine nicht unerhebliche Belastung für die Umwelt dar. Dass es zu wenige Stellflächen gibt, ist offenbar nicht der Grund für die Parkplatznot - sie werden nur nicht richtig genutzt, sagen Betreiber von Parkplatz-Sharing-Portalen (Deutsch: Parkplatz-Teilen). Ein Potential, das sie nutzen wollen. Wir erklären, wie das funktioniert.

Was ist Parkplatz-Sharing?

Die Idee hinter dem Parkplatz-Sharing: Wer seinen Parkplatz für eine Zeit nicht braucht, stellt ihn anderen zur Verfügung. Wer eine Garage, Einfahrt oder Stellplatz hat - aber beispielsweise in der Woche tagsüber nicht nutzt, weil er auf der Arbeit ist - kann diese an andere vermieten. Auch Firmen oder Hotels können ungenutzte Flächen anbieten.

Wie funktioniert das System?

Wer mitmachen will, registriert sich online bei einem der Anbieter. Über dessen Homepage oder App gibt er Ort des Parkplatzes an sowie die Zeiten und Tage, an denen dieser frei ist. Jeder, der sich ebenfalls bei dem Anbieter registriert hat, kann diesen Parkplatz nun in dem angegebenen Zeitraum anmieten. Die Angaben können jederzeit aktualisiert werden. Wenn jemand also seinen Parkplatz doch selbst braucht, kann er das Angebot auch wieder zurückziehen.

Wie läuft die Parkplatzsuche?

Wer einen Parkplatz sucht, öffnet die Internetseite oder App. Dort werden ihm alle freien Plätze in der Nähe angezeigt. Möchte er einen davon nutzen, gibt er dies ein - und kann dort parken. Es ist auch möglich, bereits Tage im Voraus einen Parkplatz zu reservieren, etwa in der Nähe des Flughafens oder bei Großveranstaltungen.

Was kostet ein Parkplatz?

Die Anmeldung bei den Portalen ist meist kostenlos. Wer einen Parkplatz nutzt, muss dafür eine Gebühr bezahlen. Wie hoch die ist, legt der Vermieter fest - und sie ist abhängig von der Parkdauer, wenn der Platz gleich für mehrere Tage angemietet wird, und der Lage. Wer einen Parkplatz nur für kurze Zeit nutzt, zahlt beispielsweise in Köln etwa einen Euro pro Stunde. Gezahlt wird über ein Kundenkonto, das online per PayPal oder Kreditkarte aufgeladen wird. Der Betreiber des Portals behält einen Teil der Gebühr als Provision ein (etwa 30 Prozent), den Rest bekommt der Vermieter.

Wie klappt das in der Praxis?

Je mehr Leute mitmachen und Plätze anbieten, desto besser funktioniert das System. Köln ist in NRW Vorreiter: Der Betreiber Ampido hat nach eigenen Angaben rund 500 Parkplätze im Angebot, was im Vergleich mit anderen Städten in NRW viel ist. Wie viel Luft da nach oben ist, zeigen die Beispiele London (Anbieter Parkatmyhouse mit rund 100 000 Parkplätzen) und San Francisco (Anbieter Gottapark mit 500 000 Parkplätzen). Außerdem funktioniert das System nicht in allen Stadtteilen gleich gut. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage muss stimmen: Wenn jemand tagsüber den Platz vor seiner Garage in einem Wohngebiet außerhalb der Stadt anbietet, wird das wenigen Menschen nutzen. In Innenstadt-Vierteln, in denen Menschen wohnen, es aber auch Geschäfte, Ärzte und Gewerbeflächen gibt, klappt das System sicherlich besser.

Wie sieht die Zukunft des Parkens aus?

Ziel der Parkplatz-Sharing-Betreiber ist es, das Angebot auch auf die Stellflächen auszuweiten, die normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt sind - etwa durch Tore oder Schranken versperrte Mitarbeiter -und Kundenparkplätze von Firmen oder Hotels. Unter anderem läuft in Berlin gerade der Testbetrieb des Schweizer Anbieters ParkU. Wo dieser an Zufahrten eine entsprechende Technik installiert hat, können Kunden mit ihrem Smartphone einen QR-Code einscannen - und so Tore oder Schranken öffnen und die Flächen gegen Zahlung einer Parkgebühr nutzen.

Generell werde es in Zukunft wahrscheinlich ein System geben, in welchem alle zur Verfügung stehenden Parkplatze übersichtlich registriert sind - also Stellplätze in Parkhäusern, reguläre Parkplätze und private oder gewerbliche Stellflächen aus dem Parkplatz-Sharing, sagt Professor Jürgen Gerlach, Verkehrswissenschaftler von der Universität Wuppertal.

Der Kunde gibt dann nur noch das Ziel ins Smartphone oder Navigationsgerät ein, und das System bucht direkt den nächstgelegenen Parkplatz dazu.

Auch grundsätzlich müsse man unsere Nutzung des Parkraums in Frage stellen, kritisiert Gerlach. "Wenn man überlegt, wie viel Platz man zur Verfügung hätte, wenn die Autos nicht auf den Bürgersteigen stehen würden", sagt Gerlach. Darüber hinaus seien Pkw häufig Ursache für Unfälle, da sie die freie Sicht verhinderten.

Dabei ließe sich die momentane Parkplatzsituation relativ einfach ändern: "Wenn mehr Leute bereit wären, einen Fußweg von einigen Minuten zu einem nahe gelegenen Parkhaus in Kauf zu nehmen, ließe sich schon ein großer Teil dieses Problems lösen."