Rat der ExpertenDauerstress als Risikofaktor fürs Herz

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Schneller Herzschlag, erhöhter Blutdruck und angeregte Atmung - Stress versetzt den Körper in Alarmbereitschaft. Grundsätzlich ist das auch nichts Schlechtes. So können wir in Belastungs- und Gefahrensituationen schnell reagieren. Stress kann aber auch zum Problem werden. Insbesondere dann, wenn keine Entspannung folgt.
Denn Dauerstress ist ein großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen und somit auch für Herzinfarkt und Schlaganfall. "Neben der Belastung für das Herz durch den Stress selbst, geraten viele Menschen durch ihn zudem in Verhaltensweisen, die das Herz-Kreislauf-System ruinieren", sagt Frank Eberhardt, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Evangelischen Krankenhaus Köln Kalk. Betroffene greifen dann häufig zur Zigarette, ernähren sich ungesund, werden übergewichtig oder trinken zu viel Alkohol und bewegen sich zu wenig. Schlafmangel ist ebenfalls ein häufiges Problem.
Frühe Diagnose ist wichtig
Mögliche Folgen: Bluthochdruck, Diabetes und ein hoher Cholesterinspiegel. Unerkannt und unbehandelt können diese wiederum zu einer Gefahr für Herz und Gefäßsystem bis hin zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder plötzlichem Herztod werden. "Bei frühzeitiger Diagnose lassen sich diese Erkrankungen mit Medikamenten und einer Änderung des Lebensstils allerdings gut beeinflussen", sagt Marc Horlitz, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie und Rhythmologie am Krankenhaus Porz am Rhein. Daher gilt: Jeder sollte früh seine Risikofaktoren kennen.
Schätzungsweise 20 Millionen Erwachsene in Deutschland haben Bluthochdruck, vier Millionen Betroffene wissen nichts von ihrer Erkrankung. Denn das Tückische ist: Bluthochdruck wird von den Patienten lange nicht gespürt und fällt häufig erst auf, wenn er Organschäden verursacht hat. Bluthochdruck entsteht durch das Zusammenspiel erblicher Anlagen und ungünstiger Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, zu hohe Salzzufuhr, Bewegungsmangel, zu viel Alkohol und Rauchen.
Eine beginnende Zuckerkrankheit verläuft - wenn überhaupt - nur mit geringfügigen Symptomen, etwa starkem Durst und Abgeschlagenheit. Aber Diabetes beschleunigt die Schädigung der Gefäßinnenhaut der Herzkranzgefäße, auch Arteriosklerose genannt. Das Herzinfarktrisiko steigt bei Diabetikern gegenüber Nicht-Diabetikern um das Sechsfache bei Frauen und um das Zwei- bis Vierfache bei Männern. Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen eine Diabeteserkrankung.
Ein hoher Cholesterinspiegel erhöht das Infarktrisiko, indem er Ablagerungen in den Arterien des Herzens und auch in Hirnarterien verursacht. Beschwerden haben Betroffene dabei in der Regel nicht - was leider dazu verleitet, die Krankheit auf die leichte Schulter zu nehmen und eine Therapie zu vernachlässigen.
Weitere Infos zum Thema
Das vollständige Programm der Herzwochen bis 30. November mit über 1000 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet gibt es unter
www.herzstiftung.de/herzwochen.html
Kostenfreier Ratgeber "Psychischer und sozialer Stress" per E-Mail an bestellung@herzstiftung.de, telefonisch unter 069 95 51 28 400 oder im Internet unter
www.herzstiftung.de/stress.html
So schützen Sie Herz und Gefäße
Ein gesunder Lebensstil kann nicht nur verhindern, dass es zu einer Gefährdung für das Herz kommt. Es lässt sich damit auch eine bestehende Erkrankung positiv beeinflussen.
Stress reduzieren: Suchen Sie nach Möglichkeiten, sich im Alltag zu entlasten: Am Arbeitsplatz über Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Jobsharing oder Home-office, in der Familie durch eine neue Arbeitsteilung oder die Möglichkeit, Zeit mit der Entfaltung von Interessen zu verbringen wie etwa Musizieren oder Sport.
Entspannungstechniken: Empfehlenswert sind insbesondere Techniken, bei denen man sich auf den Atem und den eigenen Körper konzentrieren muss, da sie für eine Zeit von den stressauslösenden Problemen wegführen. Vom Fernsehen als Variante der passiven Entspannung raten Mediziner ab.
Regelmäßige Bewegung: Fünfmal pro Woche je 30 Minuten Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen, Joggen oder Nordic Walking. Das wirkt nicht nur als Anti-Stressmittel, sondern hat sich auch als Schlafmittel bewährt.
Gesunde Ernährung: Klassische Mittelmeerküche mit viel Fisch, Gemüse, Obst und frischen ballaststoffreichen Zutaten. Achten Sie zudem darauf, nicht zu viel Salz zu sich zu nehmen: maximal fünf Gramm täglich.
Konsum einschränken: Geben Sie das Rauchen auf, trinken Sie Alkohol nur in Maßen und versuchen Sie, ein normales Gewichts zu erreichen beziehungsweise zu halten.