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Restaurant in NeuehrenfeldDas „Vasco da Gama“ ist Portugals Botschaft in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Paula da Silva Olivia und Marco Olivia im Vasco da Gama.

Paula da Silva Olivia und Marco Olivia im Vasco da Gama.

Das „Vasco da Gama“ ist seit fast drei Jahrzehnten eine Heimat für kölsche Portugiesen, mittlerweile sind aber gut 90 Prozent der Gäste Nicht-Portugiesen.

Wenn das „Vasco da Gama“ am Wochenende voll ist, dann fühlt es sich so richtig nach Portugal an. Ruhigere Ecken, um für komplett für sich zu sein, gibt es hier nicht. Wenn das Vasco da Gama voll ist, dann ist es laut, unterschiedliche Gruppen kommen miteinander ins Gespräch, Kinder rennen zwischen den Tischen umher. „Das gehört dazu in Portugal. Restaurantbesuche in Portugal sind sehr laut, aber niemand stört sich daran“, sagt Paula da Silva Olivia. Gemeinsam mit ihrem Mann Marco Olivia betreibt sie mit dem „Vasco da Gama“ in Neuehrenfeld eines der wenigen portugiesischen Restaurants der Stadt.

In die Vitrinen erzählen maritime Elemente die Geschichte Portugals.

In die Vitrinen erzählen maritime Elemente die Geschichte Portugals.

Von außen betrachtet, wirkt das Lokal auf der Liebigstraße alles andere als einladend: Doch die schmucklose Fassade mit den vergitterten Fenstern, der vergilbten Kölsch-Reklame über dem Eingang und dem Graffiti-Schriftzug täuscht über das hinweg, was drinnen wartet. Wer einmal die Hürde des ersten Eintritts überschritten hat, bei dem stehen die Chancen gut, dass es nicht der letzte Besuch sein wird.

„Vasco da Gama“ in Köln: Urlaub in der eigenen Stadt

Denn drinnen eröffnet sich eine völlig unerwartete Welt, ein kleines Stück Urlaub in der eigenen Stadt. Das liegt am herzlichen Gastgeber-Paar, am beschriebenen trubeligen Portugal-Gefühl, verstärkt durch die Fado-Klänge aus den Boxen. Das liegt an dem weniger modernen, dafür aber umso liebevoller eingerichteten Ambiente: viele maritime Elemente, Schiffsmodelle in Vitrinen, die die Geschichten des portugiesischen Entdeckers und Namensgebers Vasco da Gama erzählen. Und nicht zuletzt liegt es an dem, was auf den Tellern passiert. „Wir kochen alles frisch und grillen fast alle Gerichte auf Holzkohle. Dadurch entsteht ein ganz besonderes Aroma“, sagt die Inhaberin, die auch selbst in der Küche steht.

aufgegabelt vasco da gama mboRustikal und ohne Schickschnack: die Dorade (Teller vorne) im Vasco da Gama.

Rustikal und ohne Schickschnack: die Dorade (Teller vorne) im Vasco da Gama.

Auf dem Grill landet etwa Hähnchen, Hüftsteaks, Lammkoteletts, Dorade, Lachs oder der Stockfisch, in Salz eingelegter und getrockneter Kabeljau, der anschließend 24 bis 48 Stunden in Wasser eingelegt wird, um den intensiven Geschmack abzumildern. „Das ist etwas sehr Portugiesisches“, sagt Marco Olivia. Eine weitere portugiesische Spezialität: das Iberico, Fleisch vom schwarzen Schwein also. Zu den durchaus üppigen Hauptgerichten kommt auf der Karte ein Auswahl an kleinen Tapas-Tellern: frittierte Sardellen, Muscheln in Koriandersoße, Stockfischkrokette oder Teigtaschen mit Garnelen-Füllung. Was alle Teller im Vasco da Gama gemein haben: die rustikale Präsentation kommt ohne jegliches Chichi aus. Jeder Schnörkel wäre auch überflüssig, weil die intensiven Aromen von Fleisch und Fisch für sich sprechen. Auf der Getränkekarte ist vor allem der mit natürlicher Kohlensäure ausgestattete Grünwein aus dem Norden Portugals etwas, das hierzulande weniger bekannt ist.

Die Vorspeisenplatte im Vasco da Gama.

Die Vorspeisenplatte im Vasco da Gama.

Fast drei Jahrzehnte hat das Vasco da Gama bereits auf dem Buckel. Mittags fungierte das Lokal in den Anfangszeiten als Kantine das benachbarten Schlachthofs, abends als Restaurant, das sich zunächst vor allem an das in Neuehrenfeld in großer Zahl angesiedelte portugiesische Publikum richtete. Schon damals gab es rund um die Liebigstraße einen portugiesischen Supermarkt, zwei portugiesische Bäckereien und andere portugiesische Lokale. Das Restaurant sei eine Anlaufstelle für alle Portugiesen gewesen, die weit über das Kulinarische hinausging. „Wer kein Deutsch gesprochen hat, der hat hier immer jemanden gefunden, der einem weiterhalf, etwa bei Problemen mit Ämtern oder Formularen“, erinnert sich da Silva. Familien trafen sich, tauschten sich aus, spielten Bingo und verbrachten Zeit miteinander. Lange Zeit war das Restaurant auch eine beliebte Anlaufstelle für die südamerikanischen Kräfte im wenige Gehminuten entfernten Pascha.

Gründer hilft auch mit 76 Jahren noch im Restaurant aus

Doch mit der Zeit wandelte sich das Veedel. Der portugiesische Fußballverein, der das Restaurant als Vereinsheim nutzte, löste sich auf, genau wie die Folklore-Gruppen, die sich gegenüber trafen. Das Vasco da Gama blieb, doch die Kundschaft veränderte sich. „Mit der Zeit kamen immer mehr Nicht-Portugiesen dazu, die etwa nach einem Portugal-Urlaub Lust auf portugiesisches Essen hatten.“ Sonntagmittag wird das Vasco da Gama noch immer zum Treffpunkt der kölschen Portugiesen, auch bei den großen Fußball-Turnieren verwandelt es sich zur rot-grünen Fankurve. Ansonsten, sagt die Inhaberin, seien an normalen Tagen 90 Prozent der Gäste Nicht-Portugiesen.

2006 übernahmen die in Portugal geborene Paula da Silva Olivia und ihr in Deutschland geborener Mann, der früher selbst Kunde im Vasco da Gama war, das Geschäft von Paulas Eltern Maria und Antonio. Der Vater hilft auch mit 76 Jahren noch am Wochenende im Restaurant aus. „Er ist die gute Seele hier. Aber eigentlich unterhält er sich mehr mit den Gästen, als dass er arbeitet“, lacht seine Tochter. „Aber die Gäste lieben das.“

Vasco da Gama, Liebigstraße 120, 50823 Köln, Mi bis Sa 18 - 23 Uhr, Samstag 12 - 16 und 17 - 21 Uhr, www.vascodagama.koeln