„Juwel im Bergischen“Volle Punktzahl von Gastrokritiker Carsten Henn für dieses Restaurant

Lesezeit 3 Minuten
gedeckte Holztische in einem Raum mit Fachwerk-Wänden

Im Restaurant speist man im gemütlichen Fachwerk-Ambiente.

Großartige Speisen im urigen Fachwerk-Ambiente – für unseren Restaurantkritiker lohnt sich die Fahrt zu diesem idyllischen Restaurant in Much.

Als ich zum „Mohn“ fahre, denke ich irgendwann, dass das Navi spinnt. Hier soll noch ein Restaurant kommen? Aber das tut es – auch wenn nur ein kleines Schild darauf hinweist. Entfernt höre ich Kühe, eine Katze läuft über die Straße. Idylle.

Das „Mohn“ ist ein altes, holzverkleidetes Haus, innen prägen Balken das Fachwerk, es ist urig ohne altbacken zu wirken. Bis 2020 war hier „Giuseppes L’Osteria“ untergebracht, dann übernahmen der junge Immanuel Poppitz und seine Frau Linnet Garcia das Restaurant – mitten in der Pandemie.

Spitzenküche ohne Chichi

Die Karte bietet insgesamt 15 Speisen, mal italienisch, mal französisch, mal deutsch, auch Spanien kommt mit Empanadas vor und Peru mit Ceviche. Das klingt beliebiger, als es auf den Tellern wirkt. Man merkt den Gerichten von Poppitz an, dass er in Spitzenküchen gearbeitet hat, unter anderem im Kölner Sternerestaurant „Astrein“. Alles ist handwerklich richtig gut gearbeitet, auf Chichi wird verzichtet, sich stattdessen auf die Hauptzutaten konzentriert, was den Speisen eine unangestrengte Eleganz verleiht.

Suppen und Saucen sind großartig abgeschmeckt, die Garpunkte allesamt getroffen. Es sind häufig Details, an denen man die wirklich guten Restaurants erkennt. Der Kräuterquark zum Brot verdient hier zum Beispiel wirklich seinen Namen. Und bei der Brunnenkressesuppe wird das feine Aroma der Pflanze nicht mit Sahne, Salz oder allerhand Gewürzen übertönt.

Ravioli gelingen Poppitz mit herrlich dünnem Teig, darauf etwas Rucola, Parmesan, ein paar Pinienkerne – mehr braucht es nicht zum Glücklichsein. Und einem Koch, der ein Kartoffelpüree ernst nimmt, kann man sowieso bedenkenlos trauen. Zur saftigen Brust vom Schwarzfederhuhn (Label Rouge Qualität) gibt es ein wunderbares, auch die Madeirasauce dazu ist wie aus dem Lehrbuch.

Die Kräuterkruste beim Seehecht könnte noch mehr Kräuteraromatik vertragen, aber schön kross ist sie, und der Fisch von sehr guter Qualität. Angerichtet ist er auf einem Risotto mit knackigen Erbsen, das noch etwas Biss besitzt, eine feine Minznote akzentuiert klug und frisch, eine schaumige Beurre Blanc verleiht einen klassischen Touch. Die Desserts überzeugen ebenso auf ganzer Linie, in der Süße angenehm balanciert, mit Augenmerk auf unterschiedliche Temperaturen und Texturen.

Auch wenn die meisten Gerichte nur aus wenigen Komponenten bestehen und sich größtenteils selbst erklären, hätten sie es verdient, vom ausgesprochen freundlichen Service kurz annonciert zu werden. Und manches dürfte die Küche gern schneller schicken. Eine kleine Weinkarte gibt es auch, sogar gut zusammengestellt und mit hilfreichen Infos. Und wer viel davon trinkt: Zwei Ferienapartments stehen zur Verfügung.

Fazit: Ein echtes Juwel im Bergischen! Speisen, Service, Atmosphäre, Weinkarte: alles prima. | Bewertung: 6 von 6 Sternen

Restaurant Mohn, Tüschenbonnen 8, 53804 Much, Di – Sa 18 – 22.30 Uhr, Telefon 0176 - 56 78 07 95 | www.restaurant-mohn.de

Probiertes

  • Brunnenkressesuppe// 8 Euro
  • Ravioli (Vorspeise) //17 Euro
  • Fleischklößchen // 16 Euro
  • Brust vom Schwarzfederhuhn // 28 Euro
  • Seehecht mit Kräuterkruste// 31 Euro
  • Mascarpone-Mousse, Erdbeeren, Pistazien-Eis// 10 Euro
  • Feines Grießflammerie, Schokoladeneis, Milch-Karamell-Sauce // 11 Euro
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