Grüne SuperkraftSo viele Nährstoffe und Vitamine stecken in Microgreens

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Superfood aus dem Blumentopf: in ein wenig Grün steckt ganz viel Power.

  • Die ganz jungen, ersten kleinen Blätter von Brokkoli, Rettich, Kresse, Mizuna oder Grünkohl, stecken voller Superkräfte.
  • Die Gründer des Microgreen-Shops bieten Startersets an, mit dem experimentierfreudige Stadtgärtner sofort loslegen können.
  • Auch ohne grünen Daumen gibt es Alternativen, trotzdem in den Genuss von Microgreens zu kommen.

Köln – Superfood aus dem Blumentopf? Kresse, Amaranth, Senfkohl, Grünkohl, toskanischer Schwarzkohl oder Sauerampfer, all die leckeren Gemüsesorten gibt es nicht nur im Garten, sondern rund ums Jahr auch im Topf. Und zwar in Miniatur-Ausführung. Microgreens oder Microleaves heißt der grüne Trend, der die klassischen 80er-Jahre-Sprossen vom Fensterbrett kickt.

Die Keimlinge von Alfalfa, Rauke, Radieschen, Mizuna und Kresse wachsen heute nämlich nicht mehr auf Watte, sondern in echter Erde. In zwei bis vier Wochen entwickeln sie sich zu kleinen Powerpflänzchen, die neben den herzförmigen Keimblättern schon erste echte Blätter zeigen, die aussehen wie die ausgewachsenen Pflanzen im Miniaturformat. Und nicht nur das: Sie schmecken auch so. Die kleinen Pflänzchen enthalten nämlich schon alle Inhaltsstoffe des ausgewachsenen Gemüses und sind deshalb wahre Gesundheitskracher, sogenanntes „Superfood“.

Anbau ohne Aufwand und Vorkenntnisse

Microgreens sind ideal für Stadtgärtner, die auf Balkon oder Fensterbank angewiesen sind und keinen „echten“ Garten haben. Die Pflänzchen lassen sich in Blumentöpfen ohne großen Aufwand und ohne Vorkenntnisse anbauen. Man benötigt außer Töpfen und Anzuchterde noch nicht einmal spezielles Equipment.

Wichtig sind allerdings viel Licht, frühlingshafte Temperaturen und regelmäßige Wasserzufuhr. Am Besten wachsen die Pflänzchen im Frühjahr, Sommer und Herbst auf dem Balkon, doch auch eine sonnige Fensterbank bietet gute Bedingungen. Wer die Leaves im Winter oder in einer sehr dunklen Wohnung anbauen will, der benötigt Kunstlicht.

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Samen für Microgreens im Topf

Startersets für Stadtgärtner

Wer nach handfesten Tipps, Saatgut und Erde sucht, findet neben Büchern auch online einiges. Hinter der Plattform microgreen-shop.com verbergen sich die Gründer Christian Zinke und Manuel Voigt aus Leun in Südhessen, die alles rund ums Thema verkaufen und Fragen immer gern beantworten. Ihre Startersets liefern dem experimentierfreudigen Stadtgärtner alles, um sofort loslegen zu können. Die beiden Gründer waren ursprünglich von der Möglichkeit begeistert, im Winter frisches Gemüse essen zu können und wollten die Leaves nur für sich selbst anbauen. Doch das Interesse im Freundeskreis war so groß, dass sie ihren Shop ins Leben riefen.

Der eigene Anbau hat natürlich unglaublich viele Vorteile. Er garantiert, dass die Leaves unbehandelt und absolut nachhaltig auf unseren Teller kommen. Denn von der Aussaat bis zum Genuss hat der Balkongärtner alles in den eigenen Händen. Es beginnt bei der Wahl des Saatguts, bei der man bestenfalls auf unbehandelte Bioprodukte setzt. Danach wachsen die Pflanzen von allein und müssen weder gedüngt noch gespritzt werden. Und da sie ja schon zuhause wachsen, fallen auch die Transportwege weg. Frischer und natürlicher und damit zeitgemäßer geht es nicht.

Geschmack ist viel intensiver

Die Auswahl an Geschmäckern ist überwältigend und mit keiner Gemüseauslage zu vergleichen: Man hat die Wahl zwischen Schwarzkohl, Rübstiel, Eiszapfen, Amaranth, Bockshornklee oder Sauerampfer und noch vielen anderen ausgefallenen Gemüsesorten. Der Geschmack ist stets vergleichbar, aber viel intensiver als der des ausgewachsenen Gemüses: Die Keimlinge der Erbse schmecken knackig, frisch und süßlich. Mini-Grünkohl ist superzart, würzig mit leichten Bitternoten. Und Mizuna schmeckt intensiv senfig.

In der Küche bieten sich schließlich unendliche Einsatzmöglichkeiten: Das kleine Gemüse passt sehr gut in alle möglichen Salate, von frischen Blattsalat über deftige Kartoffelsalate bis zu asiatischen oder mediterranen Kreationen. Leaves peppen Dipps, Sandwiches und Müsli auf. Sie verleihen jedem Smoothie extra Aroma und Vitamine. Das einzige, was Leaves nicht mögen: Hitze. Kochen, braten oder backen sollte man sie keinesfalls, da Konsistenz und Inhaltsstoffe dadurch zerstört werden. Möchte man sie mit warmen Gerichten wie Suppen, Pasta oder Risotto kombinieren, ist das aber trotzdem problemlos möglich: Man serviert sie einfach als Topping. Das bringt frischen Crunch und eine weitere Geschmackskomponente.

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Microgreens ohne eigenen Anbau

Was tut man aber, wenn man gar keine Lust zum Gärtnern hat, aber trotzdem Microgreens essen möchte? Im Supermarkt gibt es mittlerweile einige wenige Sorten, die auf Vlies wachsen und relativ jung verkauft werden. Mit Glück findet man die Powerpflänzchen aber auf Märkten oder Bauernmärkten. In Köln ist die Marktschwärmerei eine gute Adresse, denn dort werden regelmäßig Microgreens angeboten. Die Brüder Philipp und Steffen Schröer aus Köln steigen ebenfalls gerade in die Produktion ein.

Profi- und Hobbyköche können in Köln unter der Mailadresse microgreenscologne@gmail.com eine Sorten- und Preisliste anfordern. Die Kräuter werden auf Bestellung produziert und wöchentlich mit dem Fahrrad ausgeliefert. Auch ein Abo-Service ist im Aufbau – beste Aussichten also für die trendig-grünen Leckerbissen.

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