Trend im KarnevalIndividuelle Kostüme sind gefragt

Der Lappenclown ist ein relativ einfach zu nähendes Kostüm: Ein Sakko einfach mit vielen Stofffetzen versehen.
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Köln – Narren zerbrechen sich gerne den Kopf. Sie denken seit Sessionsbeginn, manche schon seit Sommer, über möglichst tolle Kostümideen nach. Um Trends schert sich der richtige Jeck aber nicht, wie Sigrid Krebs, Sprecherin des Festkomitees des Kölner Karnevals von 1823, sagt. „Er will nichts von der Stange, sondern selbst gestalten und möglichst kreativ sein.“
Eine Prognose, was man in diesem Jahr bei Karnevalssitzungen und Umzügen so alles sehen wird, könne sie nicht geben, sagt die Karnevalistin. „Natürlich hat man in den vergangenen Jahren ein paar mehr Piraten als sonst gesehen“, fügt Peter Müller, Präsident der Rheinischen Karnevals-Korporationen (RKK) in Koblenz, hinzu. „Das lag daran, dass Piratenfilme im Kino erfolgreich waren. Und davon lassen sich einige gerne inspirieren. Aber das sind dann auch nur ein paar mehr als sonst - und jene, die sich ein Kostüm von der Stange kauften.“ Die RKK organisieren die Karnevalsmesse „Jeck am Eck“ mit.
Selbstgemachtes liegt voll im Trend
Der große Trend unter waschechten Karnevalisten sind für Müller Kostüme, die selbst gemacht sind. Immer mehr beobachte er, dass sich mehrere Familien oder Freunde als Gruppe zusammentun und sich mit Stoffen eindecken. Dann werde gemeinsam geschneidert. Viele tendieren immer schon zum Clownskostüm - weil es so unterschiedlich und einzigartig sein kann, sagt Müller. In Köln kennt man den „Lappenclown“, berichtet Krebs. Sein Anzug ist mit vielen kleinen bunten Stoffecken überzogen, kein Modell gleicht demnach dem anderen.
Häufig richten sich Narren, die sich jedes Jahr etwas Neues ausdenken, auch nach dem Motto, das sich die Karnevalshochburgen für die aktuelle Session gegeben haben. In Mainz werden sich in den Kostümen vielleicht viele Euro-Scheine gemäß dem Motto „Der Rettungsschirm für Groß und Klein, ist Fassenacht in Mainz am Rhein“ am Kostüm finden. Köln widmet sich dem Karneval in Rio de Janeiro mit „Fastelovend em Blot - he und am Zuckerhot“. Für knappe Bikinis und viel nackte Haut wird es am Rhein zwar zu kalt sein. Aber Krebs erwartet vor allem noch buntere und opulente Kostüme als in den vergangenen Jahren - und Sambamusik. „Auch viele Trommeln, Ratschen und Pfeifen könnte es geben.“
In Düsseldorf ist besonders viel Kreativität gefragt - das Motto 2013 ist das sehr frei interpretierbare „Och dat noch!“. Auch viele Orte, in denen die schwäbisch-alemannische Fasnacht gefeiert wird, geben ihren Umzügen Mottos, wie Eugen Müller, Präsident des Regionalverbandes Bayerisch-Schwäbischer Fastnachtsvereine, berichtet. Er sieht zunehmend, dass sich auch im Süden Deutschlands immer mehr Umzugszuschauer Mühe geben - früher waren sie meist eher unverkleidet.Auch die Stadtfarben spielen dem Rheinland-Pfälzer Peter Müller zufolge eine Rolle. In Koblenz wie in Köln sind das Rot und Weiß - entsprechende Farben haben viele Fantasiekostüme. Oder es werden große Events, die in der Stadt in den folgenden Monaten anstehen, oder sonstige Ereignisse aus Politik, Kultur und Leben thematisiert. Und es gibt natürlich die wichtigen städtischen Wahrzeichen, die sich im Kostüm wiederfinden. „Der Hut kann etwa eine doppelte Domspitze haben“, nennt Krebs ein Beispiel für Köln.
Kostüme von Kopf bis Fuß
Waschechte Karnevalisten sowie - in anderen Landesteilen - Anhänger des Faschings und der Fasnacht achten vermehrt auch auf Kostüme von Kopf bis Fuß. Selbst wer bei Umzügen stundenlang in der Kälte steht, wird ein tolles Kostüm nicht unter der Jacke verstecken. In den Geschäften findet man inzwischen häufig Ganzkörperkostüme in Form von Tieren wie Hasen oder Drachen - als Overalls zum Überstülpen, Kopfbedeckung inklusive.
Oder man trägt etwas Warmes unter der Verkleidung. Der Clown ist dafür hervorragend geeignet: Der Straßenkarnevalist kann viele Lagen unter eine weite Hose packen, unter dem Jackett füllt ein Kissen den Bauchbereich. „Das gute an einem Jackett ist auch, dass es innen Taschen hat. Dort verstaut man Wertgegenstände sicher“, sagt Krebs. „Das ist nichts von der Stange.“
Stattdessen beweise der Narr Kreativität - „und schaut sich vielleicht sogar in den Küchenschränken nach einer Inspiration um. Und so wird aus einem Salatsieb ein Hut“. Krebs rät, nie alte Kleidung, die noch gut ist, wegzuwerfen. „Ich habe erst neulich wieder meinen Kleiderschrank aussortiert und etwa einen alten Blazer auf die Seite gelegt. Jede rheinländische Familie hat eine Karnevalskiste.“
Durchdachtes Zwiebelprinzip für alle Gelegenheiten
Am besten ist aus Sicht der Karnevalsexperten ein durchdachtes Zwiebelprinzip für alle Feiergelegenheiten. Fasnachtsprofi Eugen Müller rät zu einer dünnen Schicht für Sitzungen, je nach Dauer des Aufenthaltes im Freien kommen mehr Lagen dazu. Wer an Weiberfasnacht erst auf der Straße feiert und dann in die Kneipe zieht, muss demnach etwas auswählen, was schnelles Umziehen zwischen den einzelnen Station erlaubt - und nicht bedeutet, die Skiunterwäsche als unterste Lage ausziehen zu müssen.Wer etwas weniger tragen möchte, sollte sich an die Gardemädchen halten. Ihren Trick verrät Peter Müller: extra dicke und damit wärmendere Strumpfhosen aus dem Karnevalsladen. „Und das Kostüm nie zu eng schneidern, damit etwas drunter passt.“ Eugen Müller empfiehlt Narren, die viel nackte Haut zeigen wollen - etwa Urzeitmenschen: „Es gibt spezielle Kältecremes im Faschingsbedarf, die sehr wärmeisolierend sind.“