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WandertagFaszinierende Blicke auf Burg Nideggen

3 min

Schon nach wenigen Höhenmetern eröffnet sich der schöne Blick in das idyllische Tal der Rur.

Auch wenn der Herbst schon weit vorangeschritten scheint und die Tage kurz sind: Bei schönem Wetter lohnt sich auch um diese Jahreszeit eine Wanderung durch die beeindruckenden Felsformationen des mittleren Rurtals rund um die mittelalterliche Burg Nideggen. Zwar sind dank des Wasser aufsaugenden Untergrunds und der dünnen Humusdecke die Pfade in den meist Kiefer bestandenen Felshängen auch nach Niederschlägen wieder schnell abgetrocknet; dennoch ist um diese Jahreszeit festes Schuhwerk absolut erforderlich.

Unsere Wanderung ist so angelegt, dass sie immer wieder unterschiedliche Blicke auf die faszinierende Silhouette der Burganlage bietet, vor allem aus dem Rurtal. Spätestens vom direkt unterhalb des Bergsporns gelegenen Ortsteil Brück aus wird ersichtlich, warum Feinde Jahrhunderte lang vergeblich versuchten, die Burg Nideggen einzunehmen. Die turmhohen roten Buntstandsteinfelsen wehren den Zugang von drei Seiten, und der enge Bergsporn wurde seit dem 13. Jahrhundert von der ummauerten Stadtsiedlung geschützt.

Die Grafen und späteren Herzöge von Jülich stiegen im Laufe des späten Mittelalters zu den mächtigsten Fürsten der Region auf und boten sogar den Erzbischöfen von Köln in deren Streben nach Vergrößerung ihres Herrschaftsbereichs die Stirn. Neun Monate lang war der berühmte Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden im Verlies der Burg gefangen, bis er sich gegen Zahlung eines immensen Lösegeldes und machtpolitische Zugeständnisse seine Freiheit zurückkaufen konnte. Von dieser und vielen anderen historischen Begebenheiten erzählt eine Ausstellung im Bergfried der Burg (Di - So 10 - 17 Uhr). Für den Besuch der Burganlage sollte man am Ende der Wanderung ruhig noch etwas Zeit einplanen, denn der Ausblick von der Turmspitze reicht bei guter Fernsicht ins Braunkohlegebiet hinter Düren, bis Zülpich und sogar Köln. Ein Blick in den fast 100 Meter tiefen Burgbrunnen oder die Maße des - zusammen mit dem Aachener Krönungssaal und dem Kölner Gürzenich - größten mittelalterlichen Festsaals des Rheinlandes lassen wenigstens eine vage Vorstellung von der einstigen Pracht der Residenz der Herzöge von Jülich erstehen.

Die Zerstörung der Burganlage erfolgte im Jahre 1543 durch kaiserliche Truppen, und zwar nicht durch Eroberung, sondern durch Fernbeschuss mit den damals gerade erfundenen Artilleriegeschützen. Da nützten die besten Gräben, Mauern und Felshänge nichts mehr: das Zeitalter der Ritter war endgültig vorbei. Den Rest an Zerstörung besorgten Mitte des 18. Jahrhunderts eine Serie von schweren Erdbeben sowie der Zweite Weltkrieg, als dort Bomben fielen.

Erst im 19. Jahrhundert wurde mit der Romantik die einzigartige Schönheit der Landschaft rund um Nideggen entdeckt, und mit der Fertigstellung der Rurtalbahn begann auch eine stärkere touristische Erschließung. Viele Wanderwege durch die Buntsandsteinfelsen wurden bereits vor dem Ersten Weltkrieg oder in den 1920er Jahren angelegt.

Ein Paradies für Kletterer wurden die bizarren Felstürme erst ab den 1950er Jahren. Um diese einzigartige Landschaft zu erhalten, stellte man sie Anfang der 1990er Jahre unter Naturschutz, was zunächst lebhafte Proteste der Klettersportler hervorrief. Es gelang aber eine Einigung, indem einige Formationen trotz Naturschutzes für die Sportkletterei freigegeben wurden. So können Wanderer beispielsweise an den Felsen unterhalb des Kürzenbuschs fast zu jeder Jahreszeit den Männern, Frauen und auch zunehmend Kindern mit Helm und Seil bei ihrem Hobby zuschauen.

http://www.kreis-dueren.de/burgenmuseum/