DJ Kapellmeister erzähltWie ein DJ es schafft, den Saal zum Kochen zu bringen

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DJ Kapellmeister alias Sascha Verhey.

Freut sich schon auf die Karnevalstage: Sascha Verhey legt als DJ Kapellmeister auf.

Gibt es eine Geheimwaffe und wie hält man eigentlich so lange die Leute bei Laune? Kaja Hempel wollte es genau wissen und hat mit Sascha Verhey einen gefunden, der weiß, wie es läuft.

Bei Karnevalspartys kann es schonmal vorkommen, dass die Jecken von 11.11 Uhr bis tief in die Nacht feiern. Für einen DJ bedeutet das, über zehn Stunden am Mischpult zu stehen. Doch wie schafft es dieser, die Leute bei Laune zu halten, ohne alle Hits hintereinander zu spielen? Sascha Verhey alias DJ Kapellmeister erzählt: „Man muss die lange Strecke im Auge behalten. An Weiberfastnacht lege ich beispielsweise von morgens um 10 bis abends um 2 Uhr Musik auf. Da braucht man eine gute Mischung von alten und neuen Liedern, Unbekanntes und Hits, aber auch ruhige Lieder, Songs, bei denen gehüpft und gesprungen wird oder schöne Mitsingsongs“, erklärt der DJ, „und man muss natürlich immer auf das Publikum achten.“

Die Frage, ob es eine Art Geheimwaffe gibt, einen Song, der immer zieht, verneint er und sagt: „Alles, was Spaß macht und abgeht. Man kann die Leute auch mit einem alten Klassiker von den Fööss aus den 80ern beglücken und dann geht’s wieder voll ab. Das muss gar nicht immer Kasalla und Querbeat sein“, und er fügt noch lachend hinzu: „Aber dann darf man nicht nochmal das dritte Krätzjer spielen.“

Man braucht eine gute Mischung von alten und neuen Liedern, Unbekanntes und Hits, aber auch ruhige Lieder, Songs, bei denen gehüpft und gesprungen wird oder schöne Mitsingsongs.
DJ Kapellmeister

Obwohl Verhey einigen inzwischen besser bekannt ist als DJ Kapellmeister und er am Karnevalsfreitag traditionell die Bar Pegel an der Brüsseler Straße abreißt, wirkt der DJ ganz bescheiden, wenn er von seinem Schaffen erzählt. Sein Antrieb: der Spaß am Auflegen und an der kölschen Musik. Schon zu Schulzeiten hatte der Kölner begonnen, Musik aufzulegen.

Mit einer Postkiste voller CDs fing es an

Damals sei der Karneval aus seinen Teenager-Augen aber noch etwas für „die alten Leute“ gewesen. Angefangen hat er mit einer Postkiste voller CDs, die irgendwann zu zwei Koffern wurde und schließlich in den 2000er Jahren zu einem Laptop. Ein Hobby, das er mit Leidenschaft betreibt – mit Erfolg. Hauptberuflich ist er Herstellungsleiter bei Heimatfilm. Als Teil der KG Ponyhof legt er auch hier regelmäßig auf Veranstaltungen auf, ebenso bei Jeck im Sunnesching. Im Pegel wurde 2008 das erste Mal Karneval gefeiert und weil Verhey den Besitzer gut kennt, bot er an, am Karnevalsfreitag aufzulegen. „Klassischerweise sagen die meisten, dass sie freitags Pause machen. Da dachte ich: Mut zur Lücke, da machen wir eine krasse Party und das hat dann auch gut funktioniert“, erzählt Verhey.

Es war gut, dass Bands wie Kasalla und Cat Ballou irgendwann da waren.
DJ Kapellmeister

Über das Auflegen im Karneval hat er auch seinen DJ-Namen bekommen. Ein befreundeter Gastronom hatte ihn erstmals als DJ Kapellmeister angekündigt. Doch was ist sein Erfolgsrezept? Auf der einen Seite mache es der Karneval einem ziemlich einfach, weil die Leute feiern und tanzen wollen, erklärt Verhey. Doch nicht jeder, der ein paar Karnevalstitel in die Playlist wirft, sorgt automatisch für gute Stimmung.

Sascha Verhey springt gerne durch die Vielfalt der Genres, und nach einem Song von Rage against the machine kann auch mal ein Schlager kommen – natürlich nicht im Karneval. Doch eines geht für ihn grundsätzlich nicht: Ballermannhits.

Moderne kölsche Bands haben Karneval gerettet

Der DJ ist sich sicher, dass vor allem die „jüngeren“ Bands dazu beigetragen haben, dass der Karneval heute so ist, wie er ist und nicht nur noch „Humpftata“. „Es war gut, dass Bands wie Kasalla und Cat Ballou irgendwann da waren. Das hat viele junge Menschen ermuntert, sich als Band zusammenzutun und zu sagen, wir machen kölsche Musik und gehen in den Karneval. Das ist großartig.“ Nun habe man ein riesiges Repertoire an eigenen originären kölschen Songs. „Es ist rockiger, poppiger und selbstbewusster geworden. Es gab früher dieses berühmte Kleeblatt aus Fööss, Höhnern, Räubern und Paveiern. Die machen den Karneval immer noch aus und haben tolle Songs geschrieben. Anfang der 2010er Jahre ist aus diesem Kleeblatt aber eine große bunte Blumenwiese geworden und das finde ich großartig. Ich würde fast sagen, diese Entwicklung hat den Karneval gerettet.“

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