Das FWG ist die einzige Schule in Köln, an der Schülerinnen und Schüler nicht an Latein vorbeikommen.
200 jähriges BestehenSo wird am Kölner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium das Jubiläumsjahr gefeiert

200 Jahre FWG in Köln: Schulleiter Ralf Pommerening moderiert eine Veranstaltung.
Copyright: wabo
„Lateiner sind Korinthenkacker.“ Sagt eine, die es wissen muss: Annette Isselhard ist Lateinlehrerin am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG). Genau genommen sind an dem altsprachlichen Gymnasium in der Severinstraße rund 850 Korinthenkacker. Denn an Latein kommt keine Schülerin und kein Schüler vorbei. Das FWG ist das einzige Gymnasium Kölns, in dem alle Fünftklässler Latein lernen.

200 Jahre FWG in Köln
Copyright: Diana Haß
Dass Latein zu lernen immer noch zeitgemäß sei, wird Isselhard nicht müde zu betonen. „Es bringt viel für die Allgemeinbildung“, ist sie überzeugt. Und: „Die Genauigkeit beim Hinsehen und der Analyse schult.“ An dieser Auffassung hat sich in der 200-jährigen Geschichte des Gymnasiums nichts geändert. 1825 wurde es als staatliches altsprachliches Gymnasium für Jungen gegründet. Seit 1972 werden auch Mädchen unterrichtet. Die altsprachliche Ausrichtung blieb bis heute. In der Mittelstufe kann Altgriechisch gewählt werden.
FWG in Köln: Großes Programm fürs Jubiläumsjahr
Ein beträchtliches Programm, das weit über die Schule, die sich als humanistisch versteht, hinausreicht, hat das Kollegium für das Jubiläumsjahr zusammengetragen. Es reicht von Konzerten und Aufführungen über Vorträge bis hin zur Aktion „200 gute Taten“. Über allem steht das Motto „200 Jahre fliegen wir gemeinsam“. Damit knüpft die Schule den Bogen zu der mythologischen Ikarus-Skulptur, die an der Stirnseite der Schule prangt. Seit der Neubau 1957 in Betrieb genommen wurde, hängt der Ikarus dort. Wer am FWG sein Abi macht oder aus dem Kollegium in den Ruhestand geht, wird mit einer Ikarus-Anstecknadel geehrt.

200 Jahre FWG in Köln: Die Schule heute.
Copyright: wabo
Auch im Jubiläumsmusical spielt Ikarus eine zentrale Rolle. Am heutigen Donnerstag hat das Musical Premiere. „Wir haben rund zwei Jahre lang daran geschrieben und jetzt übergeben wir das Stück an die Kinder“, sagt Musiklehrer Christoph Behrens-Watin. Der Plot: Ikarus und Julia Agrippina machen eine Zeitreise - von der mythischen Antike bis in die Gegenwart. Die letzte Szene stellt die Einschulung der neuen Fünftklässler dar. Auch Schulleiter Ralf Pommerening hat in der Abschlussszene einen Auftritt.
FWG in Köln: Musicals haben Tradition
„Wir versuchen, historisch korrekt zu erzählen, aber im Prinzip ist es ein Revue-Stück“, sagt Behrens-Watin. Bei der Generalprobe in der Aula überzeugen die tragenden Stimmen der Solisten ebenso wie die Chorleistung und die Band, die die selbst komponierten Arrangements spielt. Jährliche Musicals haben Tradition am FWG. Dass sowohl ein lateinisches als auch ein auf Altgriechisch gesungenes Lied im Musical vorkommen, passt zum eher anspruchsvollen Profil der Schule. „Schule soll ein Ort gelebter Kultur sein“, findet Schulleiter Pommerening.

200 Jahre FWG in Köln: Veranstaltung in der Aula.
Copyright: wabo
Doch auch handfestes Helfen steht auf dem Jubiläumsprogramm. 200 gute Taten sollen FWG-Schülerinnen und -Schüler 2025 vollbringen. „Ich habe gute Taten an Land gezogen“, sagt Annette Isselhard, die das Programm verantwortet. Nachmittagsbetreuung an einer Grundschule in Ostheim gehört ebenso zu den guten Taten wie die Larven von Wildbienen über den Winter zu retten, bei der Tafel zu helfen oder in ein Altersheim zu gehen. „Es ist eine Win-win-Situation. Die Helfenden erleben Selbstwirksamkeit“, findet die Lehrerin.

Musiklehrer Christoph Behrens-Watin
Copyright: wabo
Und es gibt einen Hintergedanken: Das FWG würde gerne zusätzlich zum Betriebspraktikum ein freiwilliges Sozialpraktikum einführen. Dazu passt, dass der ehemalige Schulleiter Dr. Peter Jansen im November bei der Jubiläumsvortragsreihe die Frage stellen wird: „Humanistische Schule, heute noch?“ Isselhard freut sich sehr, dass Jansen seine ehemalige Schule beehrt. „Er war Schulleiter, als das Archiv einstürzte“, sagt sie. 2009 war das. Der Einsturz hat das FWG, das direkt gegenüber der Unglücksstelle liegt, stark in Mitleidenschaft gezogen. Jahrelang wurde renoviert.

Stadtarchiv-Trümmer und FWG
Copyright: dpa
Mehr als drei Jahre mussten Kollegium und Schüler in verschiedenen Interims, darunter das VHS-Studienhaus am Neumarkt, unterkommen. „Wir waren immer mit dem Roller unterwegs“, erinnert sich Isselhard. Inzwischen freut sie sich am sanierten Schulgebäude. Der denkmalgeschützte Bau wurde aufwändig saniert, modernisiert und erweitert. Mit Kosten von rund 26 Millionen Euro stiegen die Sanierungskosten um rund 11 Millionen Euro gegenüber der ursprünglichen Planung. „Aus der Schule der Vorzeit haben wir die modernste Schule Kölns gemacht“, meinte Engelbert Rummel, Chef der Gebäudewirtschaft, kurz bevor die Schule im Sommer 2012 wieder bezogen wurde.

200 Jahre FWG in Köln: Blumenmeer im Innenhof
Copyright: wabo
Lehrkräfte wie Musiklehrer Behrens-Watin oder Lateinlehrerin Isselhard haben den Archiv-Einsturz miterlebt. „Dass wir immer noch die Baustelle vor der Schule haben, ist schon unglaublich“, findet Isselhard.
Highlights im Jubiläumsjahr
Das Musical wird am 12. und 13. Juni um 19 Uhr in der Aula des FWG aufgeführt. Der Eintritt ist frei, eine Spende erbeten.
Eine Lesung mit dem Titel „Schrecklich schöne Schulzeit“ gibt der ehemalige FWG-Schüler Manuel Andrack am 10. September um 19 Uhr.
Der Vortrag ‚„Humanistische Schule, heute noch ?“‘ von Dr. Peter Jansen findet am 6. November statt.
Das gesamte Jubiläumsprogramm findet sich auf der Internetseite des FWG.