Aktionstag in KölnImmer weniger Wohnraum für obdachlose Menschen

Lesezeit 2 Minuten
Alle stehen vor einer bunten Graffitiwand.

Aktive Helfer und die junge Mutter Aaliya mit Töchterchen Leyla: Birte Löschke, Nicole Freyaldenhoven (Helping Hands), Jane van Well, Sarah-Fee Jackmuth (Auf Achse), Manfred Kohl (Internationaler Bund) und Eike Gastrock (Diakonie Michaelshoven) (v.l.)

Acht Träger von Hilfsangeboten für obdachlose Kölnerinnen und Kölner stellten ihre Arbeit vor. Und die FC-Stiftung war mit einem Sportangebot dabei. 

Dass Leyla eine Wohnung sucht, ist nicht zu übersehen. In leuchtendem Orange steht das Gesuch auf den hellen Body des Säuglings - Leyla ist drei Monate alt. Ihre Mutter sucht einen Weg aus der Wohnungslosigkeit, möchte ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. „Wenn Leyla in der Kita ist, mache ich meinen Schulabschluss nach. Und dann eine Ausbildung zu Friseurin“, sagt Aaliyah. Birte Löschke, ihre Betreuerin in der Einrichtung der Diakonie Michaelshoven für obdachlose Mütter mit kleinen Kindern, ist überzeugt, dass die agile 19-Jährige das schafft. „Aber eine kleine Wohnung für uns zu finden, ist ein Riesenproblem für mich“, sagt die junge Mutter.

Manchmal verzichten obdachlose Frauen auf die Hygiene, um sich vor Übergriffen zu schützen.
Karolin Balzar, Sozialdienst Katholischer Frauen

Sechs Plätze gibt es in der Wohngruppe Loorweg. „Mindestens doppelt soviele könnten wir belegen“, so Löschke. Die Diakonie ist eine von acht Träger der Hilfeeinrichtungen für obdachlose Kölnerinnen und Kölner, die am bundesweiten „Tag der Wohnungslosen“ auf dem Rudolfplatz ihre Arbeit vorstellten. Und auf das immer drängendere Problem hinwiesen. Denn die Zahl der wohnungslosen und obdachlosen Menschen steigt stetig. „1000 Menschen haben keine eigene Wohnung, sie übernachten in Mehrbett-Hotelzimmern oder Notschlafstellen“, erklärt Jane van Well, Sachgebietsleiterin Niederschwellige Hilfen beim Sozialdienst Katholischer Männer (SKM). Dazu komme, dass es immer mehr jüngere obdachlose Menschen gebe, die vorschnell altern, bis hin zu einer frühen Pflegebedürftigkeit.

Das Leid obdachloser Frauen steckt in schlichten Sätzen. „Manchmal verzichten Frauen auf die Hygiene, um sich vor Übergriffen zu schützen“, sagt Karolin Balzar, Leiterin der Wohnungslosenhilfe für Frauen beim Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF). Frauen, die auf der Straße leben müssten, seien oft Übergriffen ausgesetzt, viele hätten Gewalt erfahren. Gravierend sei auch das Problem, Plätze in Pflegeeinrichtungen oder der ambulanten Pflege zu finden.

Mehr Menschen mit schwerer Beeinträchtigung

Auch gebe es immer mehr obdachlose Menschen, die mehrfach psychisch und körperlich beeinträchtigt seien. Für immer mehr hilfebedürftige Menschen gebe es immer weniger bezahlbare Wohnraum, so eine SKM-Sprecherin. Deshalb seien viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe dauerhaft voll, die Aufnahmekapazitäten von städtischen Hotels, Notschlaf-, Kontakt- und Beratungsstellen erreicht.

Erstmals beim Aktionstag gegen Wohnungslosigkeit aktiv, der jetzt zum zweiten Mal stattfand, waren die Ehrenamts-Initiative Helping-Hands, die wohnungslosen Menschen jeden Freitag am Bahnhof ein warmes Essen ermöglicht, und die FC-Stiftung; sie hatte für die Besucher eine Torwand und eine Tischtennisplatte mitgebracht. Mit dabei war auch der Internationale Bund, das Rote Kreuz, Auf Achse, die Diakonie Köln und das Kölner Streetworker Team. 

Rundschau abonnieren