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Aktive MitspracheKölner Museumsdienst und Rautenstrauch-Joest-Museum gründen Kinder- und Jugendbeirat

Lesezeit 4 Minuten
Drei Mädchen zwischen gewebten bunten Flächen.

Motiviert sind (v.l.n.r.) Laribell Hana, Lili Madouri und Anzhelika Bohatska vom Kinder- und Jugendbeitrat des RJM.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist die erste Sammlung in Köln, in der Kinder und Jugendliche mitbestimmen.

„Wir sind das Museum der Kulturen der Welt, da geht es nicht ohne Kinder.“ Nanette Snoep, künstlerische Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) freute sich sichtlich, den Start eines Kinder- und Jugendbeirats zu verkünden. Das neue Gremium, das jetzt aufgebaut wird, soll junge Perspektiven und Anregungen bringen. „Was dieser Beirat im Detail macht, bestimmen die Kinder und Jugendlichen selbst“, erklärte Joanna Sinoplu, Leiterin Bildung und Vermittlung im RJM. Weitere Interessierte sind willkommen.

Drei der jungen Impulsgeber waren dabei, als am Freitag der Kinder- und Jugendbeirat im ehemaligen „Space4Kids“ im RJM vorgestellt wurde. Laribell, Lili und Anzehlika sind zwischen 12 und 22 Jahren und haben unter anderem schon Kinderführungen am Museumstag gestaltet.  Mit Erfolg. „Wir haben die Führung ganz lange geplant. Am Ende haben die Kinder auch Geschenke bekommen“, sagt Lili nicht ohne Stolz.

Barbara Foerster, Direktorin des Museumsdienstes, geht es genau um diese Art von Erfahrung für Kinder.„Es geht uns darum, dass kulturelle Bildung selbstwirksam ist. Deshalb ist es am besten, Kinder und Jugendliche selber machen zu lassen“, erläuterte sie. Der Museumsdienst kooperiert beim Projekt Kinder- und Jugendbeirat. Zunächst soll etwa ein Jahr lang eine Erprobungsphase laufen. Finanziert wird die von der Dr. Jürgen Rembold Stiftung. Sie übernimmt die Gründungspatenschaft.

Drei Mädchen mit Blumen und vier Erwachsene.

Blumen für ihr Engagement erhielten Laribell Hana, Anzhelika Bohatska und Lili Madouri (v.l.n.r.) vom Kinder- und Jugendbeirat des RJM.

„Meine Mutter ist mit mir nie in Museen gegangen. Die musste immer arbeiten, damit ich etwas zu essen hatte“, sagte Rembold, dem Museen ebenso am Herzen liegen wie die Förderung von Kindern und bürgerschaftlichem Engagements. „Ich bin selber gespannt, was beim Kinder- und Jugendbeirat rauskommt“, sagte er.

Das Ziel, junge Menschen aktiv an der Entwicklung des Museums zu beteiligen – inhaltlich, räumlich und programmatisch, findet Direktorin Snoep enorm wichtig. In den Niederlanden, ihrem Heimatland, seien Kinder- und Jugendbeiräte recht verbreitet, sagte sie. In Köln hat bisher noch keines der städtischen Museen einen. Im RJM ist es besonders folgerichtig, eine solche Möglichkeit zu schaffen.

„Seit der Eröffnung von ‚Space4Kids‘ im Herbst 2023 stehen Kinder im Zentrum unserer Museumspolitik. Wenn wir über die Zukunft ethnologischer Museen in einer globalisierten Welt sprechen, dann müssen Kinder und Jugendliche aktiv mitsprechen können“, sagte Snoep. Die Perspektiven von Kindern, vor allem auch von jenen mit internationaler Familiengeschichte, sei sehr: „Über 58 Prozent der jungen Menschen in Köln unter 18 Jahren haben eine internationale Biografie – für ein Museum, das sich mit den Kulturen der Welt befasst, ist ihre Beteiligung kein Bonus, sondern eine Notwendigkeit für echtes Mitspracherecht.“

Nanette Snoep

Nanette Snoep, Künstlerische Direktorin RJM

Aufgebaut wird der Beirat zunächst mit Kindern und Jugendlichen des Vereins Integrationshaus. Der langjährige Kooperationspartner des RJM ist vor allem in Kalk tätig. Doch der Kinder- und Jugendbeirat am Rautenstrauch-Joest-Museum steht grundsätzlich allen Interessierten offen – Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.Die Mitglieder des Beirats erhalten exklusive Einblicke hinter die Kulissen, zum Beispiel in Depots, Restaurierungswerkstätten oder Archive sowie Zugang zu besonderen Führungen, Ausflügen und kulturellen Aktionen. Ihr Engagement wird jährlich bei einer Ehrenamtsfeier gewürdigt und offiziell bescheinigt, etwa zur Vorlage bei Bewerbungen oder in der Schule.

Interessierte zwischen acht und etwa 20 Jahren können sich per E-Mail an Joanna.Sinoplu@stadt-koeln.de wenden.


Aus für„ Space4Kids“

Während das RJM mit dem Kinder- und Jugendbeirat einen wichtigen Schritt hin zu mehr Beteiligung von jungen Menschen macht, ist auf der anderen Seite ein wichtiges Kapitel zu Ende gegangen: das Projekt „Space4Kids“.

Von September 2023 bis Mai 2025 gab es den von Kindern mitgestalteten Spiel- und Lernraum auf 1400 Quadratmetern im ehemaligen Kunsthallenraum im Erdgeschoss des RJM.Jeden Sonntag war der Raum geöffnet. Tausende Kinder und Familien erhielten freien Zugang – für viele war es der erste Museumsbesuch überhaupt. Kreativ-Workshops, Musik, Theater, interkulturelle Feste und das Entdecken weltweiter Spielkulturen wurden dabei erlebbar gemacht.

„Ich erhalte täglich E-Mails von Eltern, die den Space4Kids vermissen und wiederhaben wollen“, sagte RJM-Direktorin Nanette Snoep, „Es gibt einen großen Bedarf für Räume für Kinder, wo Kinder mitgestalten können.“

Geschlossen wurde der „Space4Kids“, um den Raum für andere Ausstellungen zu nutzen. Zudem war das Geld für Personal bereits in der Vergangenheit knapp gewesen und hatte nur die sonntägliche Öffnung möglich gemacht.

Teile aus dem„ Space4Kids“ sollen in die Ausstellungsflächen des RJM integriert werden. „Es tut mir sehr weh, dass wir das abbauen müssen“, klagte Snoep. Sie habe viel von den Kindern gelernt. Vor allem in den Wintermonaten war das kostenfreie Angebot bei Familien sehr beliebt.