Analyse Corona-MaßnahmenNeuer Biergarten entlastet die Hotspots in Köln nicht

In den Biergarten in Vogelsang zog es am ersten Wochenende nur wenige Gäste.
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Köln – Das Wegbier auf dem Spaziergang hin zum neuen Pop-up-Biergarten muss schon sehr groß sein und der Wunsch, den neuen Biergarten auszuprobieren, auch. Denn von der Innenstadt aus dauert es bei zügigem Schritt immerhin noch eine ganze Stunde oder knapp 40 Minuten mit Bus und Bahn, bis man ein Licht am Ende des Industriegebiets sieht. Hinter einer Unterführung und zwischen unscheinbaren Gebäuden leuchtet der Eingang zum Parkplatz der Halle Tor 2 schemenhaft. Zufällig verirrt sich wohl kein junger Mensch an den Ort, an dem vor Corona viele Großparty-Formate stattgefunden haben.
Die Kellner sind tiefenentspannt
Dass Vogelsang kein „Ausgeh-Veedel“ ist, zeigt sich am Freitag- und Samstagabend auch daran, dass der neue Konzept-Biergarten nicht wirklich voll ist. Zwischen 20 und 22 Uhr ist er am Freitag nur zu einem Viertel besetzt. Die drei Kellner sind tiefenentspannt. Etwas mehr Zuspruch fand lediglich der „Sala Summer Garden“, das Zusatzangebot der Halle Tor 2.
Seit gut einem Monat ist der Biergarten in Planung. Damit war die Umsetzung der Idee schon geboren, bevor der erste Pop-up-Biergarten auf der Vogelsanger Straße aufpoppte. Seit Donnerstag ist der Nachfolger nun am Start. Mindestens den ganzen Monat August soll der Biergarten im Vogelsang am Wochenende und an Tagen mit gutem Wetter geöffnet sein. Auf den Sofas, Liegestühlen und rustikalen Bierbänken finden bis zu 300 Menschen Platz. Anders als beim Vorgänger- Biergarten gibt es Kellner. Die am Tisch aufgeklebte Getränke- und Speisekarte ist überschaubar. Das Bier für 1,50 Euro ist vergleichsweise günstig, die kleine Portion Fritten für knapp sechs Euro eher nicht. Fazit: Die Strahlkraft der aufwendig beleuchteten ehemaligen Betonfabrik ist definitiv zu schwach, um genügend Menschen aus dem Stadtinneren anzulocken, geschweige denn die Corona-Hotspots zu entlasten.
Am Wochenende die Hölle los
Dort war folgerichtig in den beiden sehr heißen Sommernächten am Wochenende wieder die Hölle los. Ordnungsamt und Polizei, erneut mit viel Verstärkung im Einsatz, hatten alle Hände voll zu tun, die Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen durchzusetzen. Am Freitag mussten der Zülpicher Platz, die Schaafenstraße und der Rheinboulevard geräumt werden. 200 meist junge Leute wurden kontrolliert, neun Mal musste ein Platzverweis ausgesprochen werden. Die Beamten schrieben 40 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und fünf Strafanzeigen. Dennoch fiel die Bilanz nicht ganz negativ aus: Die meisten Angesprochenen hätten sich „ganz überwiegend konstruktiv“ verhalten teilte die Polizei mit. Die Räumungen seien „ohne besondere Vorkommnisse“ verlaufen.

Menschen spazieren an der Rheintreppe.
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Ein Fazit, das auch für den Samstag gilt, an dem das wechselhafte Wetter für einen besonderen Einsatz sorgte: Der Deutzer Rheinboulevard war gut besucht, als gegen 22.30 Uhr ein heftiges Gewitter aufzog. Rund 150 Menschen suchten daraufhin unter der Hohenzollernbrücke Schutz vor Regen, Blitz und Donner. Zwangsläufig wurden die Abstandsregeln nicht eingehalten. Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten daraufhin „die Ansammlung aufgelöst“, teilte die Stadt am Sonntag mit. Gemeinsam mit der Polizei gingen die Ordnungskräfte gegen eine Gruppe junger Menschen vor, die sich vor einem Kiosk an der Zülpicher Straße knubbelten. Anschließend wurden Absperrgitter aufgestellt. Weitere Einsätze folgten im Verlauf der Nacht am Stadtgarten und auf der Schaafenstraße. Auch dort wurden Absperrbaken aufgestellt. Am Brüsseler Platz blieb es nach Angaben der Stadt vergleichsweise ruhig. Auch am Samstag nahmen etliche Feiernde ein „Andenken“ mit nach Hause: In 50 Fällen wurden Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten verhängt, außerdem gab es 13 Strafanzeigen.
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Ein Alkoholverbot, wie es Polizeipräsident Uwe Jacob in der Rundschau gefordert hatte, wurde nicht verhängt. Die Stadt hatte sich vorbehalten, ein solches Verbot kurzfristig zu verhängen. Auch der Verkauf von alkoholischen Getränken wurde an diesem Wochenende nicht untersagt.