Archiveinsturz in KölnDas passiert nun auf der Baustelle am Kölner Waidmarkt

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Die Baustellen-Grube am Waidmarkt aus der Vogelperpektive.

In der Grube am Waidmarkt finden gerade wichtige Untersuchungen statt.

Als die Verantwortlichen die Schlitzwand in rund 20 Meter Tiefe einfach an einem Stein vorbeirammten, war das Unglück nicht mehr aufzuhalten. 2009 stürzte das Stadtarchiv ein. Nun wird geprüft, ob die Schlitzwand weiter verwendet werden kann.  

Mit ihr nahm das Unheil seinen Lauf. Weil die Schlitzwand in der Baugrube für ein Gleiswechselwerk unter dem Waidmarkt nicht fachgerecht eingebaut wurde, kam es in letzter Konsequenz zum Einsturz des Stadtarchivs im Jahr 2009. Nun wurde die Schlitzwand erneut von Experten untersucht. Sie soll − wenn möglich − für die Fertigstellung des Gleiswechselbauwerks genutzt werden. Das Gutachten über den Zustand der Schlitzwand wird laut einer Sprecherin der KVB „voraussichtlich im ersten Quartal des Jahres 2023“ vorliegen. „Im Anschluss können Aussagen zu den weiteren Planungen gemacht werden“, sagt die Sprecherin zur Zukunft der Baustelle am Waidmarkt.

Mühsame Arbeit unter Wasser

Die Sanierung der Unglücksstelle ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. „Was wir hier machen ist meines Wissens nach weltweit ein Novum“, sagte Diplomingenieur Dirk Höllermann, Geschäftsführer der „Arge“. Eine Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen, die einst damit beauftragt war, die Tunnelröhren für die Nord-Süd Stadtbahn und das dazugehörige Gleiswechselbauwerk in rund 20 Meter Tiefe unter dem Waidmarkt zu bauen. Nach einer Einigung mit der Stadt muss die „Arge“ 600 Millionen Euro zahlen und die Unglücksstelle sanieren und fertigstellen. Die Schlitzwand wurde an einem großen Stein vorbeigetrieben. Weil die Schlitzwand dadurch nicht abschloss, entstand in der späteren Betonwand ein Loch. Durch dieses Loch drang Grundwasser und Geröll ein. Es kam zu Unterspülungen, das Stadtarchiv verlor seinen Halt. In der Baugrube befinden sich rund 5000 Kubikmeter Kies und Sand, dazu rund 2000 Kubikmeter Beton, mit dem die Unglücksstelle stabilisiert wurde.

Nur wenig Erdreich beseitigt

Taucher haben nunmehr die Aufgabe, die Baugrube von Kies, Sand und Beton zu befreien. Seit rund zwei Jahren betreiben sie schon diese Sisyphusarbeit. Weit vorangekommen sind sie dabei noch nicht. Auch deshalb, weil sie teils mit bloßen Händen vorgehen. „Bisher wurde nur der Teil des eingedrungenen Erdreichs und Betons ausgehoben, der in den Tunnelröhren war und zum Teil noch ist“, sagt die Sprecherin der KVB. Das sei nur ein „sehr geringer Teil“ der Gesamtmenge. Sobald die Röhren gereinigt sind, sollen sie verschlossen werden, damit durch die weiteren Arbeiten kein Erdreich mehr eindringen kann.

Arge-Geschäftsführer Höllermann ging bei der Vorstellung des Sanierungsplans Anfang 2021 davon aus, dass unter dem Waidmarkt noch ein kleiner Bagger und ein Radlader verschüttet sind. Bis zu diesem schweren Gerät sind die Taucher noch nicht vorgedrungen. Aber: „Es wurde der Korb einer Hebebühne in einem Tunnel gefunden, und zwar in der süd-westlichen Röhre in Richtung Severinstraße“, sagt die Sprecherin. Bagger und Radlader lägen voraussichtlich auf der Sohle des Bauwerks, die noch nicht freigeräumt sei. Nach bisherigem Stand sollen erstmals 2028 oder 2029 Bahnen unter dem Waidmarkt fahren.

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