Aus dem Blick der AußenseiterKölner Foto-Ausstellung nimmt Obdachlose in den Fokus

Künstlerin Jasmin Löffler vor den Bildern der Ausstellung „Ein Weg“.
Copyright: Nabil Hanano
Köln – Wie sehen Menschen, die auf der Straße leben, ihre Stadt? Der Frage ging die Fotografin Jasmin Löffler nach. Die 29-jährige schloss sich dem Verein Straßenwächter an, baute über Hilfe bei der Sachspendenausgabe Vertrauen zu wohnungslosen Menschen auf und händigte ihnen schließlich analoge Einwegkameras aus, mit der Bitte, Köln aus ihrem Blickwinkel zu fotografieren.
Fünf Männer gaben die belichteten Filmrollen mit je 27 Bildern zurück. Das Ergebnis ist jetzt in der Ausstellung „Ein Weg“ in der Galerie „Franta“ im Parkhaus an der Maastrichter/Ecke Brabanter Straße zu sehen – rund um die Uhr durch die großen Schaufenster.
Bilder noch bis Samstag im Parkhaus zu sehen
Entstanden sind ebenso eigenwillige wie ungewöhnliche Motive. Etwa Spiegelungen in Glasfassaden vom geschäftigen Treiben auf belebten Straßen und Plätzen. Oder die Rückansicht eines breitschultrigen Security-Mitarbeiters, der einen hell erleuchteten Discounter am Rudolfplatz bewacht. Vernissage-Gäste faszinierte besonders das einsame herbstlich gefärbte Blatt auf einer schmutzigen Gehwegplatte, weil das Motiv zusammen mit dem angeschnitten fotografierten Teil einer Discounter-Plastiktasche eine eigenartige Struktur bildet.

Blick in die Ausstellung
Copyright: Nabil Hanano
Erlöse gehen an Obdachlose
Die gleiche Tasche taucht am Rande wieder auf in einem Foto vom Eckeingang eines Geschäfts in einem gepflegten Altbau, vor dem bunte Petunien in einem Blumenkübel wuchern. Im Grünen richtete ein Fotograf die Kamera nach oben, um das Spiel der Sonnenstrahlen in Baumkronen einzufangen – ein natürliches Dach über dem Kopf. Bizarr mutet ein Deko-Engel in einer schmuddeligen Nische an, an dem ein abgenagten Knochen lehnt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Manche Fotografen gewährten Einblicke in Räume, die ihnen möglicherweise vorübergehend als Unterschlupf dienen. Ein Plüschlöwenkopf an der Wand, verbeulte Blechbecher, Sperrmüll-Möbelstücke oder mickrige Topfpflanzen drücken offenbar ihren Wunsch nach ein bisschen Häuslichkeit aus. Bis zur Finissage am Samstag, 17. September, 19 Uhr, sind die Fotografien der Obdachlosen zu sehen. Das städtische Kulturamt fördert die Ausstellung. Die Bilder werden vor Ort oder online auch verkauft. Geld, das nach Deckung der Projektkosten übrig bleiben, geht an die Obdachlosen.