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Beikircher im SenftöpfchenItalienische Nacht in Köln

3 min

Beikircher wurde von herausragenden Musikern begleitet.

Viele kennen ihn vor allem als Kabarettisten, aber im Senftöpfchen betonte der gebürtige Südtiroler seine italienische Seite.

Mit der beliebten Partisanen-Hymne „Bella Ciao“ startet der Kabarettist Konrad Beikircher im Senftöpfchen in eine „Notte Italiana“. Er nennt es die heimliche Nationalhymne Italiens im 2. Weltkrieg mit einer mitreißenden Melodie, die heutzutage auch von Kölner Jecken gerne op Kölsch mit neuem Text gesungen wird. Die italienische Nacht kommt an. Das Kölner Kleinkunsttheater ist auverkauft. Zu den italienischen Momenten im Leben werden extra Italo-Drinks geboten: Negroni (Campari, Gin, Wermut) und Limoncello Spritz (mit Sekt und Soda).

Erinnerungen an Urlaube in der Kindheit

Viele der erwartungs-vollen Zuschauer können sich – wie Theaterchefin Alexandra Franziska Kassen – noch sehr gut an eigene lange Auto-Fahrten ihrer Kindheit in das Land hinter den Alpen erinnern und nicken zustimmend. Für den Italiener im RheinländerBeikircher dreht mit dem Italo-Klassiker „Lasciate mi cantare“ von Toto Cutugno auf. Und schon singen die Zuschauer mit. Nicht alle, aber die meisten. Auch bis zu dem stolzen „Sono Italiano“ (Ich bin Italiener). „Jeder Rheinländer fühlt sich ja so ein bisschen italienisch,“ sagt Ingo Brüggenjürgen. Es ist auch das Highlight von Bandik Lorenzen, der es auf der Straße gleich nochmal anstimmt. Lorenzen ist mit seiner Frau Erika extra aus Krefeld angereist: „Wir beide lieben Italien und den Konrad Beikircher.“ Der habe vor Jahren noch deutsch und italienisch gesungen. „Jetzt fast ausschließlich italienisch, vielleicht für einige nicht so spannend, die zu der Sprache keinen Bezug haben“, sagt er.

Mit Temperament präsentierte Beikircher italienische Gassenhauer.

Und so ist Mitsingen kein Thema, als Beikircher die Lieder des Paolo Conte anstimmt und meisterhaft interpretiert. Kaum jemand, hatte die Theaterchefin zu Beginn gelobt, könne das wie er. Diese Mixtur aus Tango, Jazz und Chanson hat der Südtiroler Kabarettist extra ausgesucht. Dabei begleiten ihn drei herausragende Musiker, die immer wieder Zwischen-Applaus erhalten, sogar mit Jubel zum Schluss belohnt werden. Martin Wagner zaubert am Akkordeon in einer unfassbaren Geschwindigkeit, dazu lockt Hanns Höhn Töne aus den vier Saiten seines Kontrabasses, dass die Zuschauer sich fühlen wie in einer Jazz-Session. Auch Matthias Raue ist mit Geige, Mandoline, Bratsche und sogar als Gesangspartner eine wichtige Stütze für Beikircher, der an diesem Abend Vollblut-Musiker ist und nur ab und zu seine kabarettistische Seite zeigt: Nach einem falschen Einsatz sagt er „Das machen wir nochmals, ein Satz, den Friedrich Merz jeden Tag sagen sollte.“ Oder „Manchmal verlässt mich meine Stimme. Haben Sie noch nie die Stimme verloren? Bei der letzten Wahl vielleicht?“ Und löst jedes Mal Heiterkeit im Publikum aus.

Die meisten Gäste sind textsicher

Margret Klais kannte Beikircher eher als Kabarettisten und will jetzt mal „seine andere Seite“ erleben: „Ich hätte ihm diese kräftige Stimme nicht mehr zugetraut. In dem Alter. Aber er machts auch sehr gut. Wenn Beikircher dann wieder uralte Gassenhauer wie „Buona sera Signorina“ aus 1956, Rocco Granatas „Marina“ von 1959 oder Celentanos „Azurro“ aus 1968 anstimmt, sind die meisten Gäste im Refrain textsicher wieder mit dabei und sehr zufrieden mit ihrer Notte Italiana. Bandik Lorenzen spricht vielen aus der Seele: „Die Musiker, die sind großartig, jeder für sich hervorragend.“ Und für Ingo Brüggenjürgen war das Zusammenspiel der verschiedenen Musiker das Erlebnis des Abends. Una Notte Italiana, endet so, wie sie begonnen hat. Mit dem Partisanen-Lied „Bella Ciao“ – von allen im Theater gemeinsam gesungen. Angelika-Maria Bade