Neuer Markt für gebrauchte Räder: Kölner Startup „velio“ baut auf eine Plattform ähnlich wie beim Autohandel.
Vorbild AutohandelKölner Startup setzt auf gebrauchte Premium-Räder

Im eigenen Meisterbetrieb werden alle Räder durchgecheckt, bevor sie in den Verkauf kommen.
Copyright: velio
Vor etwas über einen Jahr setzten sich Chris Lenz und Sebastian Hanhues von „velio“ zusammen und beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen: sie starteten ihr eigenes Business. Ganz unerfahren waren sie nicht, was Firmengründungen angeht, sagt der 33-Jährige Lenz: Er beispielsweise kommt aus diversen digitalen Geschäftsmodellen.
Ein Blick auf den Fahrradmarkt zeigte den begeisterten Bikern schnell, wo es hingehen sollte: Ein Radladen sollte es sein. Nicht einfach nur der nächste von vielen, sondern ausschließlich mit gebrauchten, aber fast neuwertigen Zweirädern. Getragen von der Vision, das Konzept der Kreislaufwirtschaft auch in der Fahrradindustrie einzuführen. „Gerade der Bereich E-Bikes ist dem automobilen Gebrauchtmarkt sehr viel näher als dem Fahrradmarkt. Das wollen wir etablieren“, so Lenz.
Der Bereich E-Bike ist dem automobilen Gebrauchtmarkt sehr viel näher als dem Fahrradmarkt.
Die Kunden sollen ähnlich wie bei Gebrauchtwagen die Möglichkeit haben, Premium-Ware zu bezahlbaren Preisen zu bekommen. Den „klassischen“ Fahrrad-Gebrauchtmarkt etwa auf Kleinanzeigen-Plattformen lassen sie bewusst außen vor. Hahnhues und Lenz setzen auf eine Strategie der Nachhaltigkeit auf der einen, auf den Premium-Bereich auf der anderen Seite.
„Customer Journey“ nennt sich auf gut Neudeutsch das, was „velio“ anbietet. Vorabberatung über Telefon und E-Mail, digitaler Bikemanager bis hin zum Tool für den Wiederverkauf. Jedes Rad wird im eigenen Meisterbetrieb geprüft, gewartet und eingestellt. Schon jetzt ist die eigene digitale Plattform ausgereift, arbeitet ein ganzer Stab von 20 Mitarbeitern am Auftritt, im Vertrieb und natürlich in der Werkstatt. Den Kunden soll ein neuwertiges Rad angeboten werden, weit unter Listenpreis, dennoch mehr oder weniger fast neuwertig.
Basisbestand aus Leasing- und Leihfahrrädern
Das Sortiment umfasst City-, Trekking-, Gravel-, Mountain- und Race-Bikes – meist mit, aber auch ohne Elektromotor. Der Basisbestand setzt sich aus ehemaligen Leasing- und Leihfahrrädern, Testbikes und Ausstellungsstücken zusammen sowie Rädern, die bei Händlern zurückgegeben oder von Privatpersonen verkauft wurden. Der Unterschied zwischen erneuert und neu beträgt laut den beiden Jungunternehmern bis zu 300 Kilogramm Kohlendioxid pro Rad.
Seit November diesen Jahres können die wiederaufbereiteten Einzelstücke erstmals nach Terminabsprache vor Ort Probe gefahren werden, in „velios“ erstem stationären Bike Hub in Bickendorf. Es hat einen direkten Anschluss an das Zentrallager, so dass das gesamte Sortiment von über 30 Marken zur Verfügung steht. Die ersten Erfahrungen seien sehr vielversprechend, betont Lenz: „Bisher haben wir nur positive Rückmeldungen. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass mehr Menschen wissen, dass es so etwas gibt.“
velio Bike Hub Bickendorf, Silcherstraße 31, 50827 Köln. Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag von 10 bis 17 Uhr. Samstag und Sonntag geschlossen. Probefahrten nach Terminabsprache unter hallo@velio.de