Bilanz für KölnWie Corona für einen Wandel im Tourismus sorgt

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Köln am Rhein

Blick auf Köln 

Köln – Der Tourismus wird sein Gesicht langfristig verändern – davon ist Jürgen Amann, Geschäftsführer von Kölntourismus, fest überzeugt. „Corona hat viele Prozesse verstärkt“, sagt er –aber nicht nur die Pandemie sei der Auslöser dafür gewesen, dass sich Teile der Branche umorientieren müssen und dies auch in vielen Bereichen bereits getan haben.

Noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau

Das zweite Jahr unter Corona-Bedingungen hat eine deutliche Steigerung zu 2020 gezeigt, liegt aber immer noch gut ein Drittel hinter dem Gesamtumsatz der Branche von vor Corona zurück. Welche Summen dabei im Spiel sind, wurde anhand einer Zahl deutlich: Über 3,5 Milliarden Euro betrug der Umsatz aller am Tourismus beteiligten Faktoren allein in Köln (s. Grafik).

Die Zahl der Geschäftsreisen ging erwartungsgemäß deutlich zurück, hier spielen natürlich auch die ausgefallenen Messen mit hinein. Umso mehr erhofft man sich auch bei Kölntourismus vom „Confex“ auf dem Messegelände, das ab 2024 eine Mischung aus Ausstellung, Event und Konferenz bieten wird (s. Infokasten): „Damit wird Köln in der ersten Liga der großen Standorte spielen“, ist sich Amann sicher.

Das Confex

Der Neubau des „Confex“ ist in vollem Gange. Die Kongress- und Eventlocation soll bis zu 5500 Gäste aufnehmen können, das Gebäude ist variabel und enthält zwölf Konferenz- und drei Besprechungsräume. Die Gründungsarbeiten sind abgeschlossen und liegen im Kosten- und Zeitplan. 497 Betonpfähle wurden gesetzt, jeder Pfahl kann rund 100 Tonnen Last aufnehmen. Auch die Eingangsbauwerke sind bereits zu erkennen. Auf den Dachflächen wird eine Photovoltaik-Anlage installiert, eine Zertifizierung in Platin durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ist angestrebt. (two)

Ebenso deutlich zugenommen hat dagegen der Freizeittourismus. Vor allem bei den Gästen aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien war ein spürbarer Anstieg erkennbar, während die Übersee-Märkte noch weitgehend brach liegen. Ein weiterer Indikator für die wieder zunehmende Beliebtheit der Domstadt als Reisedestination: Die Verweildauer stieg im Schnitt auf fast zwei Tage. Klingt zunächst nach nicht viel, sind aber gut 20 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Mit verschiedenen Kampagnen in deutschen Großstädten und dem benachbarten Ausland wurde insbesondere das Tagesgeschäft angekurbelt, mit Führungen etwa durch Mülheim oder andere Stadtteile auch ein ungewohnteres Bild der Stadt transportiert als Dom und Altstadt.

In dieser Richtung soll es auch weitergehen. Neben dem weiteren Ausbau der Social-Media-Präsenz wird es gezielte Ansprachen an ein neues, junges Publikum geben. Etwa im Bereich „Workation“, der Verbindung von Arbeit und Freizeit. Einige Gastronomien haben sich bereits auf diese Klientel eingestellt, das Urban Loft am Eigelstein etwa, die Kölner Koncept Hotels oder auch das Ruby Ella Hotel am Ring: Keine klassische Hotellerie mehr, sondern eine Mischung aus Design-, Arbeits- und Wohnplatz auf Zeit.

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Amann ist sich sehr sicher, dass Köln immer eine der gefragtesten Destinationen bleiben wird. Allerdings müsse man dafür zum einen die Bürgerinnen und Bürger selbst mitnehmen, andererseits auch immer wieder neue Wege gehen: „Vielfalt alleine ist keine Lösung. Wir müssen unsere Stärken konsequent weiterentwickeln“, sagt der Tourismus-Chef.

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