„Birdies Abenteuer“Diese achtjährige Kölnerin hat ein eigenes Buch veröffentlicht

Die achtjährige Lia Henze hat ein Buch geschrieben und illustriert, nachdem an ihrer Schule eine Hakenkreuzschmiererei entdeckt wurde.
Copyright: Nabil Hanano
- Birdie kämpft für das Gute: Lia Henze (8) schreibt eine tolle Abenteuer-Geschichten und spendet ihren Bucherlös an „Seawatch“
- Es handelt von etwas, das Lia selbst erlebt hat: Anfang des Jahres wurde das Schulgebäude in Braunsfeld mit Nazisymbolen wie Hakenkreuzen beschmiert.
Köln – „Es war ein stürmischer Tag. Gestern hatten die Hennen ein Schlangenkreuz gesichtet. Birdie und seine Freunde fanden das gar nicht toll. Alle waren sehr erschrocken. Abends erzählte die Henne ihm, was damals passiert war. Das Schlangenkreuz war ein Zeichen für eine schlimme Zeit. Und so erzählte sie: „Viele Tiere sind damals gestorben.“ So beginnt das elfte Kapitel aus dem Buch „Birdies Abenteuer“ – ein süßes Küken mit flauschigem Federkleid, das Lia Henze erschaffen hat.
Die Achtjährige hat, „als ich noch sieben Jahre alt war, das Buch geschrieben, aber es ist jetzt erst gedruckt worden“, erzählt die Viertklässlerin der Gemeinschaftsgrundschule Geilenkircher Straße. Zu den Geschichten hat sie Bilder gezeichnet. Beim „Tag des guten Lebens“ in Mülheim las sie aus ihrem 32-seitigen Erstling vor, Kapitel Elf: „Birdie lernt etwas Schreckliches kennen.“ Es handelt von etwas, das Lia selbst erlebt hat: Anfang des Jahres wurde das Schulgebäude in Braunsfeld mit Nazisymbolen wie Hakenkreuzen beschmiert. Mit anderen Kindern kam sie auf die Idee, eine Demo dagegen zu machen, sagt sie und holt das selbst gemalte Transparent heraus. „Kein Platz für Ausgrenzung“, steht darauf.

Die achtjährige Lia Henze zeigt stolz ihr erstes Buch.
Copyright: Nabil Hanano
Im Kapitel Elf heißt es weiter: „Sie machten eine Demo. Damit so etwas Böses nie nie wieder passiert... Alle Tiere machten mit... Und als sie müde waren, kam ein sanfter Windstoß und das Schlangenkreuz war weg.“ Schlangenkreuz statt Hakenkreuz. „Es ist ja eine Tiergeschichte“, erklärt das redegewandte Mädchen mit den sanften braunen Augen. „Ich hab die Schlange genommen, weil dann jedes Kind kapieren kann, was gemeint ist. Obwohl die Schlange in Natur gar nicht so böse ist.“
Vor einem Jahr nach Köln gezogen
Lia zog mit Familie vor einem Jahr aus Berlin nach Köln. Sie mag Harry Potter , Inliner und Skifahren, mit Freunden spielen, Musik und Tanzen, das Internet mit der „Hieroglyphensprache“, den Emojis. Und sie findet Seawatch-Kapitänin Carola Rackete „toll. Ich finde schön, dass sie Menschenleben im Mittelmeer rettet.“ Was sie gar nicht mag, ist Ungerechtigkeit. Besonders berühren die fantasievolle Achtjährige Schicksale von Vertreibung und Verfolgung von Menschen in der Nazizeit. Davon hörte sie schon als Vierjährige, als sie ihre Eltern fragte, warum die „Stolpersteine“ vor dem Altbau in Berlin lagen, berichtet ihr Vater, WDR-Fernsehjournalist Arnd Henze, mit Blick auf die Gedenkplatten für NS-Opfer . Mit der Familie stand Lia auch mal gegen Neonazis auf der Straße. „ Wir mögen es nicht, wenn Rechte von Menschen verletzt werden, sie ausgegrenzt werden. Ich kann das nicht kapieren. Alle Menschen sind doch nur Menschen.“

Auch illustriert hat die Achtjährige ihr Buch selbst.
Copyright: Nabil Hanano
Auf die Idee, ein Buch zu schreiben, kam die wortmächtige Schülerin, nachdem ihr Vater sein Buch „Kann Kirche Demokratie?“ veröffentlichte. Sie dachte sich schon vorher Geschichten aus. Als dann die wörtliche Rede in der Schule durchgenommen wurde, passte das perfekt. Sie setzte sich an den Laptop und schrieb. Angst vor Lesungen hat sie nicht. „In Berlin besuchte sie den Musikkindergarten von Daniel Barenboim und hat die Bühne kennengelernt“, sagt Arnd Henze. „Uns ist ein großes Anliegen, dass Lia ohne Druck kreativ sein und ihre Ideen gestalten kann.“
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Die kleinen Geschichten drehen sich um Birdies Welt auf dem Bauernhof. Mit Freunden erlebt das Küken Abenteuer, feiert Geburtstag, wird entführt, trifft einen Alien. Das Buch ist bei Amazon zu bestellen und wird von einigen Buchhandlungen verkauft, Stück 6,20 Euro. Den Gewinn, bis jetzt rund 40 Euro, spendet Lia an die „Seawatch 4“. Mit einer Freundin schreibt sie jetzt einen Detektivroman. Und was möchte sie später einmal werden? „Ärztin.“