Boule gewinnt in Köln zunehmend an Beliebtheit, besonders im Nippeser Tälchen. Der Boule Club Nippes bietet öffentliche Partien an. Wir gehen dem auf die Spur.
Im TrendWas die Faszination am Boule in Köln ausmacht

Boule in Nippes
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„Lass die Sau liegen.“ „Schöne Kugel. Hat aber nicht gereicht.“ Solche und ähnliche Sätze fallen auf dem Kiesplatz im Nippeser Tälchen immer wieder. Ein gutes Dutzend Frauen und Männer spielen hier an diesem frühen Sommerabend Boule. „Genau genommen ist es Pétanque“, erklärt Andreas Meyer, Vorsitzender des Boule Club Nippes. Der Club ist der mitgliederstärkste in Köln und dürfe einen der schönsten Boule-Plätze der Stadt haben.
Hohe Kastanien umrahmen den hellen Kiesplatz vis a vis des Bürgerzentrums Alteberger Hof. Auf weißen Plastikstapelstühlen entspannt ein Grüppchen am Rand des Platzes und verfolgt eine Partie, die vier Leute spielen. An einem Picknick-Tisch unterhalten sich einige Mitdreißiger und trinken ein Feierabend-Bier. Es wirkt nicht wie eine geschlossene Gesellschaft. Und das ist es auch nicht. „Der Platz ist öffentlich, wir als Club dürfen ihn nutzen. Aber grundsätzlich kann jeder kommen und spielen“, sagt Meyer.
Mitmachen kann also jeder. Nur Kugeln sollte man möglichst mitbringen. Entweder man stellt sich irgendwo auf einer freien Fläche hin und wirft seine Kugeln oder man fragt gezielt, ob man sich einer Partie anschließen darf. „Ich habe damals einfach Kugeln geworfen und darauf gewartet, angesprochen zu werden“, verrät Meyer. Vor rund zwölf Jahren zog es den inzwischen 38-Jährigen aus der Nachbarschaft auf den Platz.
Club-Vorsitzender hat Buch zu mentalem Training geschrieben
„Das Schöne am Boule ist, dass man sich schnell verbessern kann“, findet Meyer. Franziskus, ein alter Hase auf dem Platz, habe ihm erste wichtige Tipps gegeben. „Die Grundtechnik ist wichtig, also dass man einen guten Stand hat, dass man weiß, wie der Arm schwingt, dass man das Timing richtig einschätzt, wann man die Kugel loslässt“, sagt Meyer. Der Rest ist Übung. Und mentale Stärke. Weil das so ist, hat Andreas Meyer, der Sportpsychologe ist, ein Buch über Mentales Training im Pétanque geschrieben. Es ist demnächst über ihn zu erwerben.

Andreas Meyer hat ein Buch geschrieben, das er im Selbstverlag vertreibt.
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Boule Club Nippes in Wettkämpfen sehr erfolgreich
Für Andreas Meyer ist Boule eine tolle Möglichkeit zu entspannen, den Kopf freizubekommen und an der frischen Luft zu sein.„Auch das soziale Netzwerk hier ist wichtig“, ergänzt Marion Wimmer. Die 66-Jährige ist seit rund 30 Jahren passionierte Boulespielerin. Bis in die Bundesliga hat sie es mit dem Boule Club Nippes geschafft, ebenso wie Meyer. Gerade stellt der Club aus dem Kölner Norden mit Jonas Combüchen den amtierenden deutschen Meister im Doublette, also im Spiel 2 gegen 2 im Pétanque. „Wir haben sieben Ligamannschaften. Wir sind in fast allen Klassen vertreten. Wir sind vor zwei Jahren leider aus der höchsten Klasse abgestiegen, aus der Bundesliga, sind jetzt gerade dabei, sind jetzt gerade gut, gut positioniert. Also wir könnten dieses Jahr den Wiederaufstieg schaffen“, sagt Andreas Meyer. Tina Schwarz - amtierende Stadtmeisterin - sagt über die Turniere: „Es macht schon Spaß, sich zu messen.“

Andreas Meyer platziert eine Kugel.
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Doch an diesem Abend geht es weniger darum, sich im Wettkampf zu messen als um Entspannung, Geselligkeit und das gute Gefühl nach einem gelungenen Wurf. „Wir spielen gegen die 13. Es steht 10 zu 12“, erklärt Marion Wimmer, die mit einer weiteren Frau und zwei Männern ein gemischtes „Douplette“ spielt. Wer zuerst 13 Punkte erreicht hat, gewinnt eine Partie. Mit einem genau platzierten Wurf lässt ihr Spielpartner die gegnerische Kugel, die der Zielkugel am nächsten ist, wegspringen. Das Spiel ist noch nicht entschieden.
Die Zielkugel hat auf dem Platz viele Namen. Meistens wird sie in Nippes „Schweinchen“ genannt. Aber auch „Sau“ scheint geläufig. Zumindest bei den älteren Spielern, die am frühen Abend noch in der Überzahl sind.

So sehen die Kugeln beim Boule aus.
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Die jüngeren kommen meistens etwas später. „Sie spielen eher so in den Abend rein. Wir spielen aber auch untereinander. Es wird gemischt, sodass junge Leute mit den Älteren zusammen spielen. Es gibt da keine Altersbegrenzung“, erzählt Meyer. Das jüngste Mitglied im Boule Club Nippes ist elf Jahre, die ältesten sind um die 80. Nicht nur das Alter, auch die Klientel ist sehr gemischt. „Wir haben alle Professionen dabei, vom Handwerker über Anwälte. Studierte, nicht Studierte. Alle Nationalitäten sind vertreten“, sagt Meyer.
Spiel zu jeder Jahreszeit
Nicht selten wird am Vereinshäuschen neben dem Platz der Grill angeschmissen. Vor allem jetzt im Sommer. Aber auch im Winter und sogar bei Nieselregen bewegen die Spielerinnen und Spieler ihre Metallkugeln. Die Stadt hat ihnen erlaubt, eine Flutlichtlampe auf dem Platz aufzustellen. So kann auch in der dunklen Jahreszeit der Platz nach Feierabend genutzt werden.
„Wir sorgen auch dafür, dass der Platz sauber bleibt“, sagt Andreas Meyer. Und tatsächlich: Unter den hohen Kastanien, durch die sanft das Abendlicht fällt, blitzt kein einziger Schnipsel. Ein kleines Idyll. Auf dem sich gerade die vier Spieler, zu denen Marion Wimmer gehört, freundlich zum Ende der Partie abklatschen. „Abklatschen nach jeder Partie gehört dazu“, sagt Meyer.
Infos
60 Euro etwa muss man investieren, wenn man einen Dreierset mit Wettkampfkugeln haben will. Nach oben gibt es kaum eine Grenze, so sind auch Kugeln für um die 350 Euro pro Dreierset auf dem Markt. Grundsätzlich halten die Kugeln mehrere Jahre.
Eine Hilfe für Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich zu bücken, bietet ein Magnet an einer Schur. Damit lassen sich die Metallkugeln mühelos aus dem Stand hochheben.
54 Möglichkeiten gibt es in Köln, um Boule zu spielen. Eine Übersicht über die Bahnen und Plätze findet sich auf der Seite der Stadt Köln. Nach Auskunft der Stadt gibt es immer wieder Nachfragen nach weiteren Bouleplätzen.
Besonders schöne Plätze listet der Verein Pétanque Club de Cologne auf seiner Homepage auf. pcc-koeln.de