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BundeswehrSo helfen Soldaten in Köln beim Kampf gegen Corona

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Bei Anruf Quarantäne: Bundeswehrsoldat Marcus Dahl (l.) informiert Menschen über Kontakte zu Corona-Infizierten.

Köln – Für Bundeswehrsoldaten gibt es durchaus unangenehmere Einsatzorte als jenen in der Kölner Innenstadt. In einem schicken Bürogebäude mit grauen Teppichen, gläsernen Türen und modernen Lounges kämpfen Oberstleutnant Peter Unkelbach und seine Truppe gegen das Corona-Virus. Sie alle tragen Uniform. „Für mich ist das ein echter Einsatz, denn man muss ja nicht immer eine Waffe in der Hand haben“, sagt Stabsfeldwebel Marcus Dahl. Jetzt ist das Telefon seine Waffe.

Mitte August hatte die Stadt die Bundeswehr um Amtshilfegebeten, weil die Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten und deren Umfeld vom Gesundheitsamt alleine nicht mehr zu leisten gewesen wäre. Inzwischen sind 54 Soldatinnen und Soldaten in Köln im Einsatz. „Wir beraten, wo und wie wir helfen können. Wir haben die Schlagzahl schon erhöht und arbeiten im Zweischicht-System“, sagt Unkelbach. Von morgens um 8 bis abends um 22 Uhr laufen die Telefondrähte heiß.

Doch der Kampf gegen das Virus wird immer umfangreicher. Und unübersichtlicher. Im Schnitt hat jeder Infizierte Kontakt zu 13 Personen, die informiert werden müssen. Bei inzwischen rund 250 Neuinfizierten pro Tag bedeutet das 3250 Telefonate. Jeden Tag. „Wir versuchen die Daten von Kontaktpersonen auf allen Wegen zu ermitteln, denn es geht um den Schutz der Bevölkerung“, erklärt Dahl. Notfalls werde bei Polizei oder Einwohnermeldeamt Hilfe erbeten.

Marcus Dahl arbeitet normalerweise auf dem Bundeswehrstützpunkt in Porz-Wahn und kümmert sich um Computertechnik und Datensicherheit. Peter Unkelbach ist eigentlich in der Tourismusbranche tätig und ist als Reservist rekrutiert worden. Die Bundeswehr informiert im Auftrag der Stadt nicht nur die Kontaktpersonen von Infizierten, sondern verschickt auch die Quarantäne-Anordnungen per Mail oder Post. Anfangs hatte die Bundeswehr auch im Infektionsschutzzentrum und am Flughafen geholfen, um die „Aussteige-Karten“ von Reiserückkehrern zu digitalisieren.

Manchmal stranden die Soldatinnen und Soldaten bei ihren Anrufen auf Mailboxen und Anrufbeantwortern, aber das sei die Ausnahme, erzählen sie. „Meistens haben die Menschen unseren Anruf schon erwartet und sich bereits eigenverantwortlich in Quarantäne begeben“, sagt Dahl. In 90 Prozent der Fälle sei die Einsicht über die zweiwöchige Quarantäne groß. „Wir versuchen zu vermitteln, warum das wichtig ist. Dabei kommt es stark auf den Ton an“, hat Dahl festgestellt. Eine Ansprache wie auf dem Kasernenhof hilft da nicht weiter.

Manchmal, so berichtet Dahl, haben die Angerufenen hohen Gesprächsbedarf. „Da kann ein Telefonat schon mal eine Stunde dauern, bis alle Fragen beantwortet sind“, erzählt der Soldat. Wenn die Kontaktpersonen selbst von Krankheitssymptomen erzählen oder kurzatmig klingen, muss die Telefon-Truppe reagieren.

Fertig werden sie derzeit eigentlich nie.