Aufgrund von Sparmaßnahmen sollen die Jugendpflege-Stellen im Kölner Norden ein Jahr lang unbesetzt bleiben. Das wollen die Politiker nicht hinnehmen.
Debatte um JugendpflegeZwei Stellen im Kölner Norden bleiben unbesetzt

Der Nippeser Bezirksjugendpfleger Thomas Berner geht nach zehn Jahren Tätigkeit im Stadtbezirk in den Ruhestand.
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In der Jugendarbeit der Kölner Stadtbezirke nimmt die Jugendpflege eine vermittelnde Position ein: Als Mitarbeitende des Amtes für Kinder, Jugend und Familie dienen die Jugendpflegerinnen und -pfleger als Schnittstelle zwischen der Verwaltung und den Trägern, die Jugendzentren und andere Institutionen unterhalten. Bislang verfügte jeder Bezirk über eine eigene Jugendpflege, doch dieser Versorgungsgrad droht den Bemühungen zur Haushaltskonsolidierung zum Opfer zu fallen: Um der Personalkosten Herr zu werden, hat der Verwaltungsvorstand verfügt, dass freiwerdende Stellen nur dann neu besetzt werden, wenn sie für die Daseinsvorsorge oder die Funktionsfähigkeit der Verwaltung erforderlich sind. Die Jugendpflege wurde nach diesen Kriterien in die niedrigste Kategorie eingestuft – das bedeutet, dass frei werdende Stellen für zwölf Monate nicht nachbesetzt werden.
Jugendpfleger in Nippes und Chorweiler treten zeitgleich in den Ruhestand
In den beiden Bezirken des Kölner Nordens droht damit ein doppelter Engpass: Denn hier gehen sowohl Martina Zuber-Goljuie, Jugendpflegerin in Chorweiler, als auch ihr Kollege für Nippes, Thomas Berner, nach langen Jahren im August zeitgleich in Rente. In dem Jahr der Vakanz sollen Jugendpflegende aus anderen Bezirken die Vertretung übernehmen, um eine Ansprechbarkeit für die Akteure vor Ort zu gewährleisten, so die Verwaltung.
Der Politik in den beiden Bezirken reicht das jedoch nicht: So forderten die Bezirksvertretungen sowohl in Chorweiler als auch Nippes in Anträgen ausreichend Personal und die lückenlose Neubesetzung. „Für uns ist die Jugendpflege ein systemrelevanter Bereich“, begründete der SPD-Fraktionsvorsitzende in der BV Chorweiler, Inan Gökpinar, den gemeinsamen Dringlichkeitsantrag mit der CDU-Fraktion. In der BV Nippes hatten Grüne, SPD und Gut/Klimafreunde einen gemeinsamen Dringlichkeitsantrag formuliert. Ohne die Jugendpflege fehle „die Vernetzung zwischen den engagierten Akteuren der Jugendarbeit untereinander und mit dem Amt“, schrieben die Antragsteller. Im schlimmsten Fall drohe das Wegbrechen gewachsener Strukturen. Die Fraktion der Grünen in Chorweiler äußerte in einer Anfrage sogar die Befürchtung, die Stellen könnten zusammengelegt werden.
Besonders für Chorweiler, in dem überdurchschnittlich viele sozial benachteiligte Familien lebten, sei die Koordination der Jugendarbeit essenziell wichtig, argumentierte Gökpinar. „Ich bin selbst als Jugendlicher vor allem in Jugendzentren groß geworden“, sagt er. „Ich war damals froh und auch stolz, dass wir diese Bereiche hatten, in denen wir auch bei privaten Problemen aufgefangen wurden.“ Eine Zusammenlegung der Bezirksstellen sei langfristig nicht geplant, versuchte die Verwaltung in einer Stellungnahme zu beruhigen. Zurzeit berate eine Härtefallkommission über eine frühere Neubesetzung der beiden Stellen. Das Ergebnis stehe jedoch noch aus.