„Beobachten massiven Anstieg“Metalldiebe plündern immer wieder Fühlinger Friedhof

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An gut 50 Gräbern auf dem Friedhof sind Schäden festzustellen.

An gut 50 Gräbern auf dem Friedhof sind Schäden festzustellen.

Grablaternen fehlen oder sind beschädigt, Inschriften aus Metall verschwinden – immer wieder beobachtet Friedhofsgärtner René Weihrauch Vorfälle dieser Art in Fühlingen.

Der kleine Friedhof von Fühlingen im Schatten des Kirchturms von St. Marien wirkt idyllisch: In direkter Nachbarschaft glitzert der Fühlinger See, unter großen, alten Bäumen finden sich zahlreiche Gräber, die teilweise seit Ende des 19. Jahrhunderts bestehen. Wer genau hinschaut, sieht jedoch, dass hier einiges nicht stimmt: Zahlreiche Grablaternen, die sich auf den Gräbern befinden, sind beschädigt. Bei einigen fehlt die Tür, andere hängen schief auf ihren Sockeln oder fehlen ganz.

„Ich kann Ihnen hier 20 Gräber zeigen, an deren Laternen die Türen entwendet wurden“, sagt Friedhofsgärtner René Weihrauch. „Insgesamt haben wir fast 50 Gräber gefunden, die in der einen oder anderen Weise beschädigt sind.“

Die Schäden an den Laternen sind leicht zu übersehen. Hier wurden sämtliche Scheiben herausgebrochen und säuberlich aufgestapelt.

Die Schäden an den Laternen sind leicht zu übersehen. Hier wurden sämtliche Scheiben herausgebrochen und säuberlich aufgestapelt.

Friedhofsgärtner beobachtet seit wenigen Jahren einen massiven Anstieg

Weihrauch kümmert sich seit 20 Jahren als Friedhofsgärtner um die Friedhöfe des Kölner Nordens. „Friedhofsdiebstähle gab es auch früher schon, als ich in den Beruf eingestiegen bin“, sagt er, „so etwa alle fünf Jahre. Aber seit gut ein, zwei Jahren beobachten wir einen massiven Anstieg. Jetzt stellen wir etwa einmal im Quartal fest, dass über Nacht eine Diebesbande eingefallen ist.“ Auf dem Fühlinger Friedhof etwa waren Weihrauch und seine Mitarbeiter im vergangenen Herbst zuletzt auf die Spuren nächtlichen Vandalismus gestoßen. „Und jetzt, noch ganz frisch, schon wieder. Wahrscheinlich in der Nacht vom zweiten auf den dritten März“, sagt er.

René Weihrauch demonstriert den Schaden an einer Marienstatue, deren Sockel  aus dem Grabstein gebrochen wurde. Mit den Weihrauchs, die dort liegen, ist er nicht verwandt.

René Weihrauch demonstriert den Schaden an einer Marienstatue, deren Sockel aus dem Grabstein gebrochen wurde. Mit den Weihrauchs, die dort liegen, ist er nicht verwandt.

Es ist das Metall der Laternen, das die Diebe interessiert: Sie bestehen aus Kupfer oder Messing, teilweise auch aus Bronze, und sie haben einen gewissen Wert. Die Laternen sind zwar meist fest auf ihrem Sockel installiert, die Türen jedoch sind relativ leicht herauszubrechen. „Das ist dann auch nicht mehr zu reparieren“, erklärt Weihrauch, „die Scharniere brechen einfach ab, die Lampen stammen teilweise noch aus den 1920ern. Da finden Sie heute auch keinen Steinmetz mehr, der das reparieren könnte.“  

Polizei-Streife nur, wenn Diebstähle zur Anzeige gebracht werden

Einzelne Laternen wurden, so Weihrauch, ganz herausgebrochen, an manchen Grabsteinen wurden auch Inschriften aus Metall entfernt, teilweise hatten die Diebe versucht, ganze Standbilder zu entwenden. Weihrauch demonstriert es an der Marienfigur eines Grabes, deren Sockel nur noch lose mit dem Rest des Grabes verbunden ist. „Man merkt an vielen Schäden, dass sie wohl gestört worden sind“, sagt er. „Das heißt, sie werden wiederkommen.“

Tatsächlich haben die Diebe leichtes Spiel: Das große Tor des Friedhofs steht Tag und Nacht offen. „Manche Friedhöfe werden nachts abgeschlossen, aber längst nicht alle“, sagt Weihrauch. „Und die Polizei geht hier nachts nur auf Streife, wenn Diebstähle zur Anzeige kommen. Aber viele der Angehörigen bekommen es zum einen gar nicht mit und wenn, fragen sich viele: Was bringt das?“, sagt Weihrauch. Er hofft auf mehr Aufmerksamkeit für das Problem.

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