Kunden kaufen woandersPolitiker kritisieren Einzelhandelskonzept für Köln-Chorweiler

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Der Haselnusshof in Heimersdorf

Der Haselnusshof in Heimersdorf ist eines der wenigen wirklichen Nahversorgungszentren des Bezirks.

Bezirkspolitiker lehnen die Vorschläge der Verwaltung für eine Fortführung des Einzelhandelskonzepts ab – Kunden kaufen in Nachbarorten.

Wie schon in anderen Bezirken stößt die Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts (EHZK) auch im Bezirk Chorweiler auf Kritik seitens der örtlichen Politik. „Konsens in unserer Fraktion, und auch unter den übrigen Fraktionen, ist, dass das Konzept in seiner vorliegenden Form für unseren Bezirk nicht zielführend ist“, so etwa Rainer Stuhlweißenburg, der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Chorweiler.

Das Gremium hatte die Vorlage der Verwaltung über das Konzept in seiner Dezember-Sitzung daher nicht beschlossen, sondern auf die Sitzung im Februar geschoben, um sich ausführlicher beraten zu können. Zu den erklärten Zielen des 2013 vom Rat beschlossenen EHZK gehören Stützung und Stärkung der gewachsenen Struktur der Geschäftszentren in den einzelnen Stadtteilen sowie Sicherung und Verbesserung der wohnortnahen Versorgung.

Bevorzugt werden daher Einzelhandelszentren in „integrierter Lage“ innerhalb der Wohngebiete, die vor allem der fußläufigen Versorgung der Anwohner dienen sollen. Geschützt werden sollen diese daher etwa vor dem Einfluss der im Konzept „Sonderstandorte“ genannten Einzelhandelsansiedlungen, die sich durch großzügige Stellplatzangebote vor allem an eine motorisierte Kundschaft richten und sich nicht in die städtebauliche Umgebung einfügen.

Köln-Chorweiler: Einzelhandelskonzept verhindert neue Strukturen

An diesen Standorten sollen etwa die weitere Ansiedelung von Einzelhandelsbetrieben oder die Vergrößerung vorhandener Geschäfte verhindert werden, um die wohnortnahen Zentren zu schützen. In den Stadtteilen Chorweilers „werden dadurch aber nicht alte Strukturen erhalten, sondern nur neue verhindert“, meint Daniel Kastenholf, Mitglied der CDU-Fraktion.

Das EHZK in seiner vorliegenden Form habe die Zentrenstruktur der Innenstadt im Blick, jedoch nicht die Situation in den Randlagen der Stadt, in denen sich aufgrund der dünneren Besiedlung bevorzugt Märkte mit größerem Einzugsbereich ansiedeln. „Das führt dazu, dass wir uns kaum entwickeln können“, sagt auch Inan Gökpinar, der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksvertretung. „Das sieht man etwa in Fühlingen, wo wir uns seit Jahren darum bemühen, einen Vollversorger anzusiedeln.“

Anstatt die bestehenden Versorgungszentren zu schützen, führt die Anwendung des Konzepts hier zur Ausdünnung des Angebots und zur Flucht des Einzelhandels in angrenzende Kommunen.
Daniel Kastenholf (CDU)

Auch in Merkenich versuche der örtliche Discounter seit langem, seinen Standort zu erweitern. Dies sei jedoch bislang mit Verweis auf das EHZK abgelehnt worden. Standorte unter einer gewissen Größe würden sich für Vollversorger in Randlagen jedoch nicht mehr lohnen.

Politiker befürchten, das Anwohner in benachbarten Orten einkaufen gehen

„Was das dem Bezirk gebracht? Dass sich in benachbarten Kommunen wie Pulheim oder Dormagen großdimensionierte Einzelhändler angesiedelt haben und sich die Leute doch wieder ins Auto setzen und längere Strecken fahren. Auch für hier finden sich Investoren, die Geschäfte aufbauen wollen, das wird jedoch durch das EHZK unmöglich gemacht“, so Stuhlweißenburg.

Die Grenzlage zu anderen Regierungsbezirken, in denen andere Regelungen gelten, sei daher mitverantwortlich, dass das Konzept in Chorweiler nicht greift, ist auch Kastenholz überzeugt. „Anstatt die bestehenden Versorgungszentren zu schützen, führt die Anwendung des Konzepts hier zur Ausdünnung des Angebots und zur Flucht des Einzelhandels in angrenzende Kommunen“, sagt Kastenholz.

Für die kommende Sitzung der Bezirksvertretung arbeiten die Fraktionen daher an einem gemeinsamen Änderungsantrag. Eine der diskutieren Vorschläge sei es etwa, auch an Sonderstandorten die Ansiedelung neuer, kleinerer Einzelhändler zu erlauben. „Wir sind dabei uns innerhalb und zwischen den Fraktionen abzustimmen, damit wir einen vernünftigen Beschluss fassen können“, so Gökpinar.

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