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Protest von SchülernKölner Sporthalle seit knapp einem Jahr nicht nutzbar

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Gerüste stehen in der Turnhalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler, die einsturzgefährdet ist.

Die Turnhalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler ist einsturzgefährdet

Seit elf Monaten ist die Sporthalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler gesperrt. Die Forderung von Schülern und Eltern an die Stadt ist klar.

Wieder gibt es Protest wegen eines Missstandes an einer Kölner Schule. Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule sowie Eltern wollen vor Beginn des Schulausschusses am heutigen Montag auf dem Theo-Burauen-Platz demonstrieren.

Sie protestieren dagegen, dass sie ihre 6-fach-Sporthalle seit nunmehr elf Monaten nicht nutzen können. Ihre Forderung: Die Stadt muss dringend etwas unternehmen, damit in der großen Gesamtschule in Chorweiler wieder geregelter Sportunterricht stattfinden kann.

Gesperrt ist die Halle, seitdem Gutachter am 28. Februar vergangenen Jahres festgestellt hatten, dass das Dach bei Starkregen oder Schneemassen einstürzen könnte.

Solche Überprüfungen finden seit dem spektakulären Einsturz einer Halle in Bad Reichenhall 2006 regelmäßig statt. Die Folgen der Sperrung treffen die mehr als 1600 Schülerinnen und Schüler hart. Darüber hinaus sind auch viele Vereine betroffen.

Die Schule hat ein ausgewiesenes Sport-Profil – aber keine Sporthalle

„Unsere Schule hat ein ausgewiesenes sportliches Profil. Sie ist Partnerschule des Leistungssports. Der Zustand ist nicht hinnehmbar“, klagt Schulleiter Rolf Grisard. Gerade nach der Corona-Pandemie hätten zudem viele Schülerinnen und Schüler Bewegungsdefizite.

„Eine bewegungsintensive, um Gesundheitsförderung bemühte Gestaltung des Lebens und Lernens in der Schule kann aktuell ohne Sporthalle nicht ausreichend umgesetzt werden. Sie ist aber notwendig“, sagt der Schulleiter. Zudem gibt es an der Schule Sport als Leistungskurs. „Hier die Abiturbedingungen zu erfüllen, ist unwahrscheinlich schwierig“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzender Michael Weiser.

In den vergangenen elf Monaten haben sich die Lehrkräfte, die Sport unterrichten, aber auch eine Mitarbeiterin des Schulamtes einiges einfallen lassen, um Alternativen zur gesperrten Halle zu bieten. In einigen Nachbarschulen durften in Randstunden die Hallen genutzt werden.

Not-Angebote mit großen Einschränkungen

Zudem gab es Angebote wie Tischtennis im Pädagogischen Zentrum, Tanzen im Freizeitzentrum oder Jonglieren in der Pausenhalle. „Diese Angebote können allerdings nicht ohne Einschränkungen umgesetzt werden, sind auch nur bedingt lehrplankonform und es fehlen Umkleide- und Waschmöglichkeiten“, sagt Schulleiter Grisard.

Er machte die Stadt wiederholt auf die Misere aufmerksam und forderte Anfang November 2022 nochmals, das Dach zu reparieren. Passiert sei nichts. „Wir wollen, dass wir endlich Informationen von der Stadt erhalten. Wir wissen überhaupt nicht, wie es weitergehen soll“, sagt auch Weiser.

Auf Vorschläge, eine mobile Halle aufzustellen oder ein zweites Sicherheitsdach über das vorhandene Dach zu bauen, ging die Stadt zunächst nicht ein. Hintergrund ist wohl auch, dass die gesamte Schule, die im Jahr 1975 erbaut wurde, erneuert werden soll.

Übergangslösung gesucht

Am Freitag teilte die Stadt dann mit: „Eine Reparatur des Hallendachs würde den Komplettaustausch der Dachkonstruktion bedingen. Dies ist vor dem Hintergrund des baulichen Zustandes des gesamten Schulstandortes jedoch nicht wirtschaftlich und nicht zielführend.“

Allen voran werde nun geprüft, wie eine Übergangslösung „in Form von Traglufthallen ermöglicht werden kann“. Das sei „momentan die einzige mittelfristig umsetzbare Lösung“.

Die Halle bei Starkregen oder Schneefall sofort zu schließen, ist laut Stadt keine praktikable Lösung. Eine statische Untersuchung der Turnhalle hatte ergeben, dass keine unmittelbare Einsturzgefahr besteht, jedoch zusätzliche Dachlasten aus Schnee oder Starkregen von mehr als 60 Litern je Quadratmeter die Sicherheitsreserven des Tragwerks weiter einschränken.

Zwischenzeitlich wurden mehrere Tonnen Ablagerungen, Kies und Moos entfernt, das Hallendach wird zudem nach Auskunft der Stadt alle zwei Wochen durch einen Dachdecker überprüft.

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