Botschaft erkennt man nicht sofortWas hinter dem neuen Graffiti an der S-Bahn-Station in Worringen steckt

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Durch die Wandbemalung wirkt die Unterführung deutlich einladender und freundlicher.

An der Wand steht „Worringen“ in unterschiedlich gestalteten Buchstaben.

Der Zugang zur S-Bahn-Station Worringen zeigte sich seit Jahren als zunehmend verwahrlost. Ein Graffiti-Projekt sorgt nun für ein freundlicheres Ambiente.

Bislang war die Bezeichnung „Schandfleck“ für die Fußgängerunterführung der S-Bahn-Station Worringen mehr als gerechtfertigt: Völlig verdreckt und mit Schmierereien besudelt, nur schummrig beleuchtet und oft mit Urin verunreinigt, mutete der kurze Tunnel wie ein Lehrbuchbeispiel für einen Angstraum an. Doch das Bild hat sich gewandelt. Seit Kurzem schmücken großflächige Graffiti in hellen, leuchtenden Farben die einst tristen Wände. Gemeinsam ergeben sie einen Schriftzug – da die Buchstaben alle völlig unterschiedlich gestaltet sind, ist er nicht auf den ersten Blick zu erkennen, doch insgesamt steht dort nun „Worringen“ an der Wand.

Schriftzug soll Schmierereien am S-Bahnhof Worringen reduzieren

Das Projekt unter der Leitung der Künstler Marc Siekermann und Enrico Andreska war von der DB Station und Service AG, dem Betreiber der Station, und dem Kölner Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnausbau gemeinsam in Auftrag gegeben worden. „Zum einen wollen wir dem Tunnel damit den Angstraum-Charakter nehmen“, erklärte Tim Hörr, Vertreter des Amtes, als er der Bezirksvertretung Chorweiler die Pläne vorstellte. „Zum anderen wollen wir versuchen, die Graffiti-Schmierereien auf diese Weise so weit wie möglich zu reduzieren.“

Durch die Wandbemalung wirkt die Unterführung deutlich einladender und freundlicher.

Durch die Wandbemalung wirkt die Unterführung deutlich einladender und freundlicher.

Denn unter Sprayern gibt es einen Codex, der es untersagt, bereits bestehende Wandbemalungen – insbesondere gut gelungene – zu übermalen. „Die Erfahrung zeigt einfach, dass neue Schmierereien auf diesen Bildern viel seltener sind. Die Leute zeigen Respekt vor dem Werk“, so Hörr. Die Taktik zeigt für die Bahn bereits an anderen Stellen Erfolg, wie etwa an der aufwendig gestalteten S-Bahn-Station Geldernstraße/Parkgürtel in Nippes.

Jugendliche Sprayer brachten bereits Erfahrung mit

Siekermann und sein Partner hatten sich für die Umsetzung ihres Konzepts Verstärkung von Jugendlichen aus Jugendzentren der näheren Umgebung geholt, so etwa vom nahen Krebelshof in Worringen. „Jeder der Projektteilnehmenden hatte einen Buchstaben übernommen, für den er, abgesehen von der Farbgebung, keinerlei, Vorgaben hatte, den er also völlig frei gestalten konnte“, so Siekermann. Daher also die hohe Bandbreite an „Schrifttypen“.

Die meisten der beteiligten Jugendlichen waren keine Anfänger und hatten etwa bereits beim Graffiti-Jugendprojekt „Mittwochsmaler“ Erfahrung gesammelt. Auch Hannes, der etwa das E gestaltetet hat, hat trotz seiner erst 13 Jahre bereits zwei Jahre Erfahrung im Sprayen. „Ich habe ganz klassisch mit Umrandungen angefangen und mich dann am Bubble-Style versucht“, erzählt er fachmännisch. „Jetzt wollte ich mal etwas Schwierigeres mit mehr Ecken und Kanten ausprobieren.“

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