Colonia-Haus in Riehl„Man merkt, wie sich das Haus bewegt“

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Hoch hinaus: Das 147 Meter hohe Colonia-Haus ist das Revier von Postzusteller Jan Kothe. 373 Wohnungen und Büros müssen beliefert werden – Etage für Etage. (Fotos: Schmülgen)

Köln – Für einen Briefträger ist es wohl der ungewöhnlichste Arbeitsplatz in Köln. Mit 147 Metern ist das Colonia-Haus in Riehl das höchste Wohngebäude Deutschlands. Unter der Adresse „An der Schanz 2“ gibt es auf 42 Etagen insgesamt 352 Wohnungen, 21 Büroeinheiten, ein Schwimmbad, eine finnische Sauna mit Tauchbecken, einen Fitnessraum und ganz oben den Partysaal „Top of Cologne“. Der bietet einen einzigartigen Blick auf die Stadt und kann für Veranstaltungen gemietet werden.

„Da oben war ich noch nie“, sagt Jan Kothe (38) – der Mann, der dafür sorgt, dass alle Mieter und Wohnungseigentümer im Colonia-Haus täglich ihre Post bekommen. Alle anderen Etagen vom Erdgeschoss bis zum 41. Stock kennt der Zusteller aus dem Effeff. Denn es ist keineswegs so, dass unten am Eingang 373 Briefkästen auf ihn warten würden. Tatsächlich muss Kothe die Post einzeln in jeder Etage abgeben, denn dort befinden sich die Briefkästen der jeweiligen Wohnungen. Bis zu 800 Briefe, Postkarten, Zeitungen und Zeitschriften muss Kothe jeden Tag im Hochhaus am Rheinufer zustellen. Der Beton-Koloss macht fast ein Drittel des Zustellbezirks „50735-25“ in Riehl aus und erfordert besondere Vorbereitung. „An Tagen mit viel Post fange ich schon um 5.30 Uhr mit der Sortierung an, sonst werde ich nicht rechtzeitig fertig“, erzählt Kothe.

Zwar werden die Sendungen im Briefzentrum Frechen in einer bestimmten Reihenfolge vorsortiert, die der Route des Zustellers entspricht. Doch alle Briefe mit der Adresse „An der Schanz 2“ landen auf einem Stapel. In welcher Etage der Empfänger wohnt, weiß die Sortiermaschine nicht. Hier ist Handarbeit gefragt. „Ich muss alles selbst sortieren. Wenn viel Post kommt, kann das morgens ganz schön stressig sein. In einer vertretbaren Zeit schaffe ich das nur, weil ich alle Namen und die dazugehörige Etage im Kopf habe“, so Kothe.

Das Colonia-Haus wurde ab 1970 unter der Leitung des Kölner Architekten Hendrik Busch errichtet. Bei seiner Fertigstellung 1973 war es das höchste Gebäude Deutschlands (bis 1976).

Es misst 147 Meter (mit Antenne 155 Meter), hat 42 Etagen und ist mit 352 Wohnungen das höchste Wohnhaus Deutschlands. Das Uni-Center hat zwar deutlich mehr Wohnungen (954), ist aber nur 134 Meter hoch. Zugang zum Colonia-Haus haben nur Mieter und Eigentümer sowie deren Besucher, am Empfang wacht ein Portier. (fu)

An umsatzstarken Tagen transportiert er bis zu 50 Kilo Post mit seinem Dienstfahrrad durch Riehl und bekommt noch weitere Sendungen per Auto bis zum Colonia-Haus angeliefert. Zur Verteilung an die Empfänger verfährt er nach einem speziellen System. „Mit einem Einkaufswagen fahre ich die Kisten mit den Sendungen in den Aufzug. Dann geht es rauf zur 41. Etage.“ Zwischendurch hält Kothe den Fahrstuhl auf diversen Etagen an und deponiert dort einen Teil der Post im Flur. Dann arbeitet er sich zu Fuß von oben bis nach unten vor und steckt die Sendungen in die jeweiligen Briefkästen. Dabei läuft er stets durchs Treppenhaus. „Das geht schneller, als mit dem Aufzug von Etage zu Etage zu fahren.“

Rund eine Stunde ist Kothe täglich im Haus unterwegs. Anfangs sei er schon mal auf dem vergitterten Balkon in der 41. Etage stehen geblieben, um das Rheinpanorama zu genießen. „Die Aussicht ist grandios. Man kann bis ins Bergische Land sehen.“ Selbst wohnen möchte er hier aber nicht. „So hoch muss es für mich privat dann doch nicht sein.“ Bei starkem Wind pfeife es in den oberen Etagen recht heftig. „Man merkt auch, wie sich das Haus bewegt“, so Kothe.

Seine Kollegen, die im Kölnturm im Mediapark zustellen, haben es leichter. Hier gibt es eine Postfachanlage sowie einen Dienstleister in der 10. Etage, der den Großteil der Post annimmt und weiterverteilt.

Bekommt er denn manchmal Blasen an den Füßen vom vielen Laufen? „Nein, und schwere Beine auch nicht mehr. Aber am ersten Tag nach dem Urlaub merke ich doch, wie anstrengend es ist.“