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Corona-KriseKöln-Düsseldorfer hätte ohne Kredite nicht überlebt

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Die Köln-Düsseldorfer verzeichnete 80 Prozent weniger Gäste.

Köln – Im Magazin der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt steht anlässlich des 190. Geburtstages des Unternehmens im Jahr 2016: „Gefühlt war sie schon immer da.“ Sie, das meint in diesem Fall eben die Köln-Düsseldorfer, oft nur KD genannt. Seit 1826 gibt es den Schifffahrtsbetrieb, aus ihr ging die KD hervor, und ihren Ausflugsschiffen hängt ein gewisser Legendenstatus an. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie ist nichts mehr sicher, auch die KD nicht – die stolze Flotte kämpft um ihr Überleben. Ein Sieben-Millionen-Euro-Kredit der staatlichen KfW-Bank und Überbrückungskredite der Hausbanken retten die KD nun zumindest bis 2026. Auf die Frage, ob das Geschäft ohne diese Mittel weitergegangen wäre, sagte Geschäftsführer Achim Schloemer der Rundschau: „Klares Nein!“

Der Rhein ohne Köln-Düsseldorfer? Zumindest gewöhnungsbedürftig, die Schiffe gehören ja fast zum Inventar, zur sogenannten Rheinromantik. Sie transportieren Touristen ins Obere Mittelrheintal und zu den weltbekannten Burgen, fahren auch auf der Mosel und dem Main, es gibt Partys auf den Schiffen. Das Unternehmen wirbt mit den Worten: „Entschleunigung lautet heute das Zauberwort – die Faszination ist auch nach 190 Jahren ungebrochen.“

Mitarbeiter verzichten auf zehn Prozent ihres Gehalts

Doch damit war es Mitte März vorerst vorbei, als Corona kam, die KD verschob den Saisonstart in den Mai, danach gab es nur eine geschrumpfte Version des Fahrplans. Und das Geschäft blieb recht mau – trotz Hygienekonzepten. Statt 1,2 Millionen Fahrgästen pro Saison steht die KD aktuell bei 200 000, Schloemer rechnet bestenfalls mit 240 000 auf das ganze Jahr 2020 gesehen. Das sind 20 Prozent, ein Einbruch von 80 Prozent.

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Die Köln-Düsseldorfer verzeichnete 80 Prozent weniger Gäste.

Also musste das Unternehmen sparen, schickte die Angestellten bis heute in Kurzarbeit, wollte einen Sanierungstarifvertrag ausarbeiten. 40 feste Angestellte hat die KD in der Verwaltung, weitere 90 an Bord. Letztlich kam es nicht zum angedachten Tarifvertrag, sondern die Mitarbeiter verzichten laut Schloemer freiwillig auf rund zehn Prozent ihres Gehalts „über einen mehrjährigen Zeitraum“. Schloemer spricht von einem „riesigen Beitrag“, zu dem auch die Geschäftsführung beiträgt, laut Geschäftsbericht betrug ihr Lohn 2019 insgesamt 698 000 Euro. Zwei Jahre lang verzichten die beiden Geschäftsführer laut Schloemer auf 25 Prozent ihres Lohns.

Die Geschäftsführer schreiben: „Aufgrund der eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen gehen wir nicht von einer Bestandsgefährdung der Gesellschaft aus.“ Wenn sich die Pandemie aber fortsetzen, könnten demnach weitere Maßnahmen folgen, „um die Bestandsgefährdung abzuwenden“.

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Über Jahre hatte das Tourismus-Geschäft geboomt, laut KD folgte ein Rekordjahr auf das nächste. Doch jetzt leidet eine ganze Branche, wie ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), sagt: „Es ist durch Corona ein sehr schwieriges Jahr für die Fahrgastschifffahrt.“ 318 Unternehmen gibt es laut der letzten Erhebung im Jahr 2017 bundesweit, der Umsatz betrug insgesamt 356 Millionen Euro.

Die KD ihrerseits wollte dieses Jahr ihren Umsatz massiv ausbauen, sie hatte ein Plus von rund 18 Prozent geplant auf dann 27,49 Millionen Euro. Doch das war alles vor Corona. Seither ist alles anders, viele Menschen gehen nur zögerlich ihren Gewohnheiten nach – und wenn profitiert die KD nur bedingt vom Trend zum Deutschland-Tourismus. Im Geschäftsbericht heißt es: „Bislang ist aber eher ein Fokus auf die Alpen und die Küsten zu sehen.“

Neue KD-Verkaufsstellen in der Altstadt

2 neue Verkaufshäuschen baut die Köln-Düsseldorfer zur Saison 2022 an ihrer Anlegestelle am Rheinufer, ein Gestaltungswettbewerb klärt ihr Aussehen. Sie ersetzen die bisherigen Gebäude. Sie werden abgebrochen, weil die Stadt ab 2021 die Kragplatte austauschen muss.

Die Bodenplatte von 1963 zeigt Risse und soll in 15 Monaten für 11,1 Millionen Euro ausgetauscht werden. Vergangenes Jahr war unklar, wo die KD dann mit ihren Schiffen anlegt und ob sie neue Häuschen baut. Laut KD teilt die Stadt die Arbeiten in zwei Abschnitte, die Firma nutzt die beiden Landebrücken abwechselnd. 2021 stellt die KD mobile Häuschen auf. (mhe)

Von Wachstum ist deshalb 2020 nichts zu sehen, stattdessen gehen die KD-Verantwortlichen von einem Einbruch um rund 50 Prozent auf 11,8 Millionen Euro aus. Rund 44 Prozent ihres Umsatzes macht die KD mit den Fahrten, 14 Schiffe betreibt sie, darunter solche mit Namen, die an die lange deutsche Geschichte am Rhein erinnern: Die MS Stolzenfels, die RMS Goethe oder die MS Loreley.

Doch neben der Passagierfahrt macht die KD mittlerweile Geld auch mit der Vermietung der Liegeplätze im Hafen in Niehl, mit der Vermietung von Landebrücken und Flusskreuzfahrtschiffen sowie Hotelschiffen in der Messesaison. Erst für 2022 rechnet die KD nun mit einer Erholung ihres Geschäfts.

Einen Rückschlag musste die KD bei ihrem neuen Veranstaltungsschiff MS RheinGalaxie hinnehmen, es sollte ursprünglich ab Mai dieses Jahres fahren. Daraus wurde nichts, laut Schloemer fährt das Schiff erst nächstes Jahr. Im Bericht heißt es: „Planungsfehler und Corona verzögern die Auslieferung auf Ende September.“ Es stand schon mal besser um die KD.