Da liegt der Hund begrabenArchäologen entdecken am Dom Spuren römischen Lebens

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Wieder ans Licht kommen unter den Augen von Grabungsleiter Dirk Schmitz Zeugnisse der Vergangenheit.

Wieder ans Licht kommen unter den Augen von Grabungsleiter Dirk Schmitz Zeugnisse der Vergangenheit.

  • Wenn in der Kölner Innenstadt gegraben wird, treten sie immer wieder zutage: Zeugnisse der römischen Vergangenheit.
  • Das ist jetzt auch bei der Großbaustelle des Dom-Hotels der Fall.
  • Archäologen entdeckten dort unter einem neuzeitlichen Keller Reste von Gebäuden.
  • Derzeit werden sie auf einer Fläche von etwa acht mal zehn Metern weiter freigelegt und untersucht.

Köln-Innenstadt – Bis in die augusteische Zeit um Christi Geburt reichen die Funde auf dem Grundstück Wallrafplatz 6. Von ersten Holzbebauungen zeugen Verfärbungen im Boden. „Hier konnte Holzbau flächig nachgewiesen werden“, sagt Grabungsleiter Dirk Schmitz, der die Grabungen wissenschaftlich begleitet. Zudem wurden in einer Tiefe von etwa vier Metern unter dem heutigen Niveau der Hohe Straße ein Steinkeller, Hausmauern und Reste eines Kanals entdeckt. Überraschend: Teile eines Hundeskeletts aus dem dritten oder vierten Jahrhundert im Keller.

Was es mit diesem Hund auf sich hatte, wird wohl für immer im Dunkeln bleiben. Klar ist, dass die Römer sogar Schoßhunde hatten. Das dürfte er aber nicht gewesen sein. Kiefer- und Oberschenkelknochen deuten darauf hin, dass das Tier etwa die Größe eines Spitzes hatte.

Unlösbares Geheimnis: Wie kam der Hund, dessen Knochen gefunden wurden, vor gut 1700 Jahren in den Keller der Römer?

Unlösbares Geheimnis: Wie kam der Hund, dessen Knochen gefunden wurden, vor gut 1700 Jahren in den Keller der Römer?

Weiterhin fanden die Archäologen Scherben von Trinkbechern und Kochgefäßen, Steine, Knochen, eine Ziegelplatte mit dem Pfotenabdruck eines Hundes und eine weiße Marmorfliese. „Alle Funde werden dokumentiert. Das alles sind Puzzleteilchen, die das Bild, das wir aus römischer Zeit haben, kompletter machen“, erläutert Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums (RGM) und Leiter der Archäologischen Bodendenkmalpflege.

Hohe Straße war römische Nord-Süd-Achse

Bisher überrascht das Ergebnis der Grabungen die Experten nicht. „Das ist positives Tagesgeschäft“, relativiert Trier. Schließlich seien im Herzen Kölns die Spuren der 2000-jährigen Stadtgeschichte. Die Funde belegen, was schon lange bekannt ist: Dort wo heute die Hohe Straße ist, bildete in römischer Zeit der Cardo maximus die Hauptstraße in Nord-Süd-Richtung. „Hier wohnten Menschen wie Sie und ich“, schlägt Trier den Bogen in die Vergangenheit.

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Neben zwei Grabungsleitern sind fünf bis acht Archäologiestudenten seit gut zehn Wochen damit beschäftigt, die Reste der Vergangenheit freizulegen und zu dokumentieren. „Insgesamt haben wir 24 Wochen Zeit. Wir liegen gut im Plan“, so Trier. Erst nach Abschluss der Grabungsarbeiten will er den Fund bewerten. „Alles andere wäre so, als wollte ein Arzt einen Armbruch behandeln, während der Patient einen Pelzmantel trägt.“ Die Arbeiten hinter der historischen Fassade des Dom-Hotels gehen bisher ungehindert weiter. Die Bayrische Versorgungskammer bebaut als Bauherr eine Fläche von 1700 Quadratmetern.

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