Dreimonatige ProbezeitIm Kölner Dom steht jetzt ein digitaler Opferstock

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Domdechant Robert Kleine zückt die Geldkarte und ist damit der erste Spender am digitalen Opferstock im Dom.

Domdechant Robert Kleine zückt die Geldkarte und ist damit der erste Spender am digitalen Opferstock im Dom.

Köln – Der Apfel hat eigentlich keinen leichten Stand in der Kirche –als Symbol für den Sündenfall. Doch ist er angebissen und prangt auf der Rückseite eines Handys und wird dieses Handy dann auch noch genutzt für eine kontaktlose Geldspende, dann bahnt sich wohl langsam ein Imagewandel für die sündige Frucht an. Zumindest in Köln, denn erstmals steht im Dom ein digitaler Opferstock.

„Den segnen wir jetzt aber nicht“

Ja, man ist ein bisschen hintendran, bei der Umstellung auf die neue Technik. „Ich weiß, in Bäckereien kann man schon lange mit Karte Kleinbeträge zahlen“, räumt Domdechant Robert Kleine ein. Aber eine Bäckerei ist eben etwas anderes als eine Kathedrale. Denn mit dem Geld einnehmen macht es sich die Kirche – zumindest heutzutage – nicht so leicht. Wegen der Geschichte mit Jesus, als er die Händler vom Tempelhof getrieben hat. „Wir segnen den jetzt aber nicht“, sagt Kleine auch sogleich, als er erstmals vor dem digitalen Opferstock steht.

Das neue Gerät steht unmittelbar hinter dem Eingang am Westportal, und dennoch ein wenig versteckt an einer Säule der Turmhalle. „Die Besucher sollen nicht den Eindruck bekommen, dass sie zahlen müssen, um eintreten zu dürfen“, versichert der Domdechant. Und zu dem Thema mit dem Geld zitiert er ganz im ökumenischen Geist den lutherisch-evangelischen Bischof der Landeskirche Hannover, Ralf Meister: „Der Umgang mit dem Geld entscheidet, ob es Dienst am Mammon ist oder Gottesdienst.“

Dass beim Bäcker Kleinstbeträge schon lange mit der Karte bezahlt werden dürfen, spricht laut Kleine nicht unbedingt für den Opferstock. „Da habe ich mich schon oft drüber geärgert, wenn ich in der Schlange dahinter stand“, berichtet er aus Zeiten, als die PIN noch eingegeben werden musste. Doch im Dom zeige sich: Vor allem Besucher aus Asien oder Amerika hätten oft gar kein Bargeld mehr dabei. Aber auch die sollen die Möglichkeit erhalten, Gutes zu tun, für einen guten Zweck zu spenden. Das war das ursprüngliche Argument für den digitalen Opferstock. Und dann kam noch Corona dazu. Kontaktloses Zahlen mindert Ansteckungsgefahr.

Spenden im Dom

Über eine Million Euro nimmt der Don mit seinen Kollekten und Opferstöcken im Jahr ein. Das Geld kommt entweder gemeinnützigen Projekten oder dem Erhalt des Doms zu Gute.

Eine Probezeit von drei Monaten bekommt der digitale Opferstock. Das letzte Wort zu Modifikationen hat das Domkapitel. (ngo)

Das Gerät, das nun hinter dem Westportal steht, da ist der letzte Segen noch nicht drüber gesprochen (siehe Kasten). „Das ist ein Prototyp“, sagt Kleine. Zusammengezimmert aus Holz. Leicht genug, dass die Domschweizer ihn je nach Bedarf positionieren können. Dass ihn Diebe heraustragen wollen, ist ja nicht zu befürchten. Auch am Design soll noch gefeilt werden. Es wird überlegt, den digitalen Opferstock äußerlich seinen Hartgeld-Kollegen anzupassen.

Ausgewählt werden können Spendenbeträge von 1, 2, 3, 5, 10 und 20 Euro. Mehr geht nicht. „Man kann aber mehrfach hintereinander spenden“, sagt Kleine verschmitzt. „Für einen guten Zweck“, betont er schnell noch. Sicher ist sicher. Wegen Jesus und den Tempelhändlern.

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