Gebieterin über Licht und SchattenWie eine Kölnerin hinter der Film-Kamera ihren Traumjob fand

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Lisa Stangenberg sitzt an einem Tisch, mit Kamera, Laptop und Film-Skript.

Lisa Stangenberg kann mit Kamera, Laptop und Film-Skript mobil arbeiten.

Lisa Stangenberg wurde 2023 als Nachwuchs-Mediengestalterin im Bereich Bild/Ton ausgezeichnet. Ihr Debütfilm feierte kürzlich Premiere.

Dezemberlichter: Mit ihrer Abschlussarbeit zur Mediengestalterin im Bereich Bild und Ton gewann Lisa Stangenberg für ihre sarkastische Filmstudie „Erfolg“ Anfang des Monats den ersten Platz bei den renommierten „Baden-Baden-Awards“. Nur wenige Tage nach der Preisverleihung präsentierte sie im heimischen Filmhaus auf der Maybachstraße ihr erstes Werk als selbstständige Kamerafrau, „Wie Luft zum atmen“.

Die Tragödie um einen Grundschüler, seine apathische, nikotinabhängige Mutter sowie einen anvertrauten Zierfisch basiert auf einer Idee der 22-Jährigen und soll im kommenden Jahr auf mehreren Filmfestivals bundesweit vorgestellt werden. Als technisches Team-Mitglied von Serien wie „Bettys Diagnose“ oder „Tatort“ konnte Stangenberg nach ihrer Ausbildung als freiberufliche Lichtassistentin bereits Erfahrungen sammeln.

Szene aus Lisa Stangenbergs Debütfilm „Wie Luft zum atmen“

Kamerafrau Lisa Stangenberg hielt in ihrer ersten Produktion als freie Filmemacherin ungewöhnliche Augenblicke zwischen ihren Darstellern Emil (David Löhberg) und einem Wasserbewohner fest.

Drehorte im Rahmen der aktuellen Produktion waren Adressen in Ehrenfeld, Bickendorf und der Südstadt. Die Finanzierung des Projekts erfolgte aus eigenen Mitteln der Wahlkölnerin. Um sich besser auf die bildhafte Umsetzung ihres Manuskripts und den Schnitt des Filmes zu konzentrieren, übertrug Stangenberg die Regiearbeit an Leon Scheuermann, den sie im Rahmen ihrer beruflichen Lehrgänge kennenlernte.

Das rund zehnminütige Werk besticht durch minimalistische Dialoge, intensive Körpersprache und eine dräuende Atmosphäre, in der sich eine hoffnungsvolle Zukunft in den Nebeln des mütterlichen Zigarettenqualms verliert.

Ich wollte nie vor der Kamera agieren. Mich hat schon immer die Perspektive der Beobachterin und Gestalterin fasziniert.
Lisa Stangenberg

Der Fokus auf einen Medienjob war für die am Niederrhein aufgewachsene Filmerin seit jeher identisch mit ihrem Berufswunsch, Geschichten visuell zu erzählen. Auch der Arbeitsplatz hatte demnach früh klar umrissene Konturen: „Ich wollte nie vor der Kamera agieren. Mich hat schon immer die Perspektive der Beobachterin und Gestalterin fasziniert. Man kann mit der Kamera und der Gestaltung des Lichts Objekte und Charaktere sichtbarer machen. Das finde ich einfach faszinierend“, erklärt Stangenberg, die seit ihrem Ausbildungsabschluss im vergangenen Sommer den Titel „Director of Photography“ (DOP) trägt.

Neben ihrer beruflichen Verwirklichung fand die junge Frau auch privat einen Lebensmittelpunkt in Köln. „Hierhin wollte ich schon immer – nicht nur wegen der vielen Medienbetriebe, die in der Stadt und im Umfeld angesiedelt sind. Die Menschen, denen ich auf der Straße begegne, haben einen solch liebevollen Humor. Die Leute sind viel offener, als ich es in anderen Orten erlebt habe. Man kann sich mit jedem unterhalten. Niemand empfindet das als störend oder gar aufdringlich. Zumindest ist das meine bisherige Wahrnehmung“, berichtet Stangenberg.

Für mein nächstes Projekt suche ich Kölnerinnen und Kölner.
Lisa Stangenberg

Im neuen Jahr plant die Filmemacherin eine Dokumentation über den „Willen zum Guten“ in einer gerechteren und friedlicheren Welt. Dafür sollen lokale Ehrenamtler und Künstler über ihre Tätigkeiten interviewt werden. „Nach meiner komödiantisch geprägten Abschlussarbeit und der tragischen Story um den kleinen Jungen möchte ich ein positives Signal setzen. Für mein nächstes Projekt suche ich daher Kölnerinnen und Kölner, die sich sozial oder künstlerisch engagieren, um einen Wandel in der Gesellschaft herbeizuführen“, so Stangenberg zum philanthropischen Konzept.

Parallel dazu strebt die selbstständige Unternehmerin verstärkte Kooperationen an. Dies soll vor allem im Austausch und in der konkreten Zusammenarbeit mit Kolleginnen aus der Szene gelingen. „Frauen sind in dem Berufsfeld unterrepräsentiert. Das muss sich ändern, auch, weil sie oftmals mit einer ganz anderen Sichtweise und einem unterschiedlich geprägten Einfühlungsvermögen an die Geschichten herangehen“, sagt Lisa Stangenberg.

Als Beispiel für neue Sichtweisen nennt sie das Netzwerk „Female Filmmakers Cologne“, das klassische Rollenbilder und Klischees überwinden will.


Bewerbungen für die geplanten Porträts sind via E-Mail an werichbin.projekt@gmx.de möglich. Einblicke in das Schaffen der Mediengestalterin bietet die Instagram-Seite lisa_stangenberg.

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