Zusammen ist man weniger alleinZehn junge Kölner suchen ein gemeinsames Zuhause

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Sieben Frauen und Männer sitzen auf einem Ledersofa oder stehen dahinter.

Zehn (einer fehlt) junge Leute aus Köln suchen ein geeignetes Objekt, um ihre Idee vom gemeinsamen Wohnen zu leben.

Zu zehnt zusammenziehen? Zehn junge Kölner wollen ihren Traum vom gemeinsamem Wohnen verwirklichen. Alleine leben ist für sie keine Option.

In Köln eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist eine Herausforderung. Warum also nicht die Kräfte bündeln? Zehn Kölner im Alter zwischen 35 und 45 haben sich jetzt zusammengetan, um ihren Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen zu verwirklichen. Die 39-jährige Sandra ist eine von ihnen. Die Lehrerin lebt in einer WG. Sie schätzt an dieser Wohnform das Gefühl, ihren eigenen Bereich zu haben, aber auch Gesellschaft in der Nähe zu wissen. „Wir leben zu acht in zwei Wohnungen, mit der Hälfte der Bewohner lebe ich seit zehn Jahren zusammen“, erzählt die Kölnerin. 

Wohnungsgesuch in einem Fenster in Ehrenfeld

Das Wohnungsgesuch der Zehn hängt in einem Fenster in der Stammstraße.

Langsam reifte auch die Idee, gemeinsam ein Haus zu teilen, aber dann besser mit noch mehr Freunden. Jetzt suchen sie zu zehnt. Alle kennen sich aus der Arbeit für den Kulturverein Motoki-Kollektiv, der in der Stammstraße in Ehrenfeld einen Ausstellungs- und Eventraum betreibt.„Es wäre ideal, wenn das Haus mehrere Wohneinheiten und einen Garten hätte“. Dafür wäre sie auch bereit, an den Stadtrand zu ziehen. Auch Sina Marx möchte nicht allein leben. Die 38-Jährige wohnt genau wie Sandra, die Lehrerin, in einer Berufstätigen-WG und das schon seit 2006, zum Teil mit den gleichen Menschen. Ihr WG-Partner wurde im Laufe der Jahre Vater. Seit drei Jahren wohnt sie also praktisch mit einer Familie zusammen. 

Mehrparteienhaus mit Potenzial für Gemeinschaftsräume in Köln gesucht

Auch die Familie möchte mitmachen bei dem Zehner-Projekt, aber innerhalb des Verbunds eine eigene Wohnung ziehen, berichtet Marx. „Unsere Traumvorstellung wäre ein unvermietetes Mehrparteienhaus mit Platz für zehn oder mehr Personen und Potenzial für gemeinschaftlich genutzte Räume“, heißt es in dem Flyer, den die Gruppe im Fenster ihres Vereins in der Stammstraße 32 ausgehängt hat. Sina Marx, die als Beraterin in der Textilindustrie tätig ist, blickt auch in die Zukunft: „Ich finde es schön, mit den Kindern meiner Freunde zusammenzuleben. Für die Eltern kann das auch eine große Entlastung sein. Und im Alter helfen wir uns dann alle gegenseitig.“ Für Marx, die sich als Einzelkind um ihre älter werdende Mutter kümmert, wäre das ein Gegenmodell für ihre persönliche Zukunft. 

Für Sandra und Sina und die acht anderen ist die Form der Berufstätigen-WG nicht nur vor dem Hintergrund extrem hoher Immobilienpreise eine zeitgemäße Alternative zum gängigen Wohnmodell. „Warum sollen Familien und Singles immer getrennt leben?“, fragt Marx. Es sei ja auch für Kinder schön, Bezugspersonen, die nicht Mama oder Papa sind, in der Nähe zu haben. Auch Bauträger und Immobilienentwickler sollten mehr an Gemeinschaftswohn-Modelle denken und diese mitplanen, findet Sandra, die fürchtet, dass viele Menschen noch Vorurteile gegenüber WGs hegen, diese als rein studentische Lebensform betrachten.

Jetzt hoffen sie, dass ihr Wohnungsgesuch auf den richtigen Empfänger trifft. Zur Not können die zehn auch selbst Hand anlegen: „Wir sind kreativ, haben Zeit und Lust zu gestalten, sind handwerklich geschickt und freuen uns über jeden Hinweis.“ sina.marx@motoki-kollektiv.de

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