Eine immersive Ausstellung in Köln-Ehrenfeld lässt die Grabkammer des Pharaos originalgetreu wiederauferstehen. Wir haben uns dort umgesehen.
Immersives Erlebnis in KölnDas bietet die Tutanchamun-Schau in Ehrenfeld

Rund 1000 Repliken: Die Ausstellung ist ein originalgetreuer Nachbau der Grabkammer Tutanchamuns.
Copyright: Thomas Brill
Als Archäologe Howard Carter 1922 in das Grab von Tutanchamun im Tal der Könige blickte, sagte er: „Ich sehe wunderbare Dinge.“ Was er sah, war eine nahezu unversehrte Ruhestätte des jungen Pharaos – gefüllt mit unberührten Goldschätzen. Nicht umsonst ist die Entdeckung des Grabes eines der größten historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.
Im ehemaligen Autohaus in Ehrenfeld (Oskar-Jäger-Straße 99) können Besucherinnen und Besucher die originalgetreu abgebildete Grabkammer erleben. Die Ausstellung zeigt die darin befindlichen Schätze Tutanchamuns erleben– begleitet von einem Audioguide, in dem Carter selbst seine Entdeckung erzählt. Soundtracks und historische Filmaufnahmen machen den Rundgang zu einem immersiven Erlebnis.
Entdeckung der Grabkammer war außergewöhnlich
Diese Entdeckung ist aus drei Gründen so außergewöhnlich“, erklärt Kurator Dr. Wolfgang Wettengel. Bei Tutanchamun handelt es sich um einen sehr jung verstorbenen Pharao: Er bestieg bereits mit neun Jahren den Thron und starb nur ein Jahrzehnt später. Die Todeursache ist mittlerweile geklärt worden. Tutanchamun starb an den Folgen eines Beinbruchs, den er sich vermutlich bei einem Unfall mit dem Streitwagen zuzog.
Das Grab war bei Carters Entdeckung nahezu unberührt. Die meisten Gräber im Tal der Könige waren schon in der Antike von Grabräubern geplündert worden. Das Grab des jungen Pharaos weist zwar auch Spuren von frühen Raubversuchen auf, aber diese blieben erfolglos und wurde von den alten Ägyptern wieder versiegelt. So blieben die Schätze vollständig erhalten.
Zudem beschreibt Wettengel die Entdeckung als „eine Ausgräberstory, die so spannend ist, dass sie von einem Schriftsteller sein könnte“. Archäologen zu der Zeit haben den Fund für nahezu unmöglich erklärt – Erdrutsche und der Bau anderer Totenkammern ließen das Grab verschwinden und in Vergessenheit geraten. Carter selbst weist einen ungewöhnlichen Werdegang vor: Er habe sich als Nicht-Akademiker zum Chefinspekteur hochgearbeitet und nach fünf Jahren erfolgloser Suche die Ausgrabung schließlich selbst finanziert.
Ausstellung wird aus Carters Sicht erzählt
Die Ausstellung in Köln basiert auf Carters detaillierten Aufzeichnungen. Nach einem einführenden Film, der mit dem Moment von Carters Entdeckung endet, beginnt der Rundgang durch die Schatz- und Grabkammern. Die rund 1000 Grabbeigaben wurden von ägyptischen Kunsthandwerkern in Absprache mit Ägyptologen exakt nachgebaut – laut dem Kurator sind selbst die eingravierten Hieroglyphen lesbar. Besucherinnen und Besucher erleben die Räume in der ursprünglichen Anordnung, wie Carter sie vorfand – bis hin zum Höhepunkt: der Mumie Tutanchamuns mit der berühmten Goldmaske im prächtigen Sarkophag.
„Die Bergung der Mumie war ein dunkles Kapitel“, erklärt Wettengel. Aufgrund der verwendeten Harze war die Mumie stark verkrustet und klebte fest im Sarg. Carter benötigte drei Jahre, um sie zu lösen – dabei kam es zu Beschädigungen der Leiche. Insgesamt befand sich die Mumie in drei ineinander verschachtelten Särgen, teils mehrere Tonnen schwer. „Abgesehen davon war die Ausgrabung eine hervorragende Leistung“, so Wettengel.