Die Clubszene hat Zweifel, ob ein Hotel, in dem Leute Schlaf finden wollen, an diesem Ort kompatibel ist.
Bauvorhaben am Ehrenfeldgürtel in KölnHotel statt Wohnungen – Fragezeichen bei Clubbetreibern

Das alte Postgelände am Ehrenfeldgürtel. Links daneben grenzt das Bumann & Sohn an.
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Im Sommer 2023 hatte der Stadtentwicklungsausschuss beschlossen, die Schutzzone für Clubs in Ehrenfeld auf das Gebiet rund um das alte Postgelände am Ehrenfeldgürtel auszuweiten. Eine gute Nachricht für die Kulturstätten, die sich durch die Pläne eines Immobilienunternehmens in direkter Nachbarschaft bedroht fühlten. Die Luxemburger Savvy Group wollte auf dem alten Postgelände ursprünglich 280 Wohnungen bauen, größtenteils ging es dabei um sogenannte Mikro-Appartements. Die Clubs befürchteten lärmbedingte Konflikte mit neuen Anwohnern. Mit seinem Beschluss traf der Stadtentwicklungsausschuss eine Entscheidung für die Kultur und gegen den ursprünglichen Plan des Immobilienunternehmens. Denn in der ausgeweiteten Schutzzone ist Wohnungsbau nur sehr eingeschränkt möglich.
Der Bestand der Clubs „Artheater“ am Ehrenfeldgürtel sowie des „Club Bahnhof Ehrenfeld“ und des „Yuca“ an der Bartholomäus-Schink-Straße sollte somit gesichert werden. Das Vorhaben der Savvy Group, die das Grundstück 2021 gekauft hatte, war also nicht mehr in der geplanten Form umsetzbar. Die Klubkomm, der Verband der Clubbetreiber, sah in der Entscheidung der Politik für die gesamte Branche „ein Zeichen dafür, dass die Clubkultur anerkannt wird“. Das Planverfahren wurde gestoppt. Im November beantragte die Savvy Group eines neues Verfahren.
Ehrenfeldgürtel: Ein Hotel im Obergeschoss
Die Abrisspläne für des ehemals von der Deutschen Post genutzte Gebäude bleiben bestehen. Wohnungen sind in dem geplanten Neubau nun aber nicht mehr vorgesehen. „In den Obergeschossen sollen gewerbliche- wie auch Beherbergungsnutzungen verwirklicht werden“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung. Im Erläuterungstext zum städtebaulichen Konzept heißt es: „Das Betriebskonzept sieht die vorübergehende Beherbergung eines ständig wechselnden Personenkreises vor.“ Übersetzt: In den oberen Geschossen ist ein Hotel geplant. „Hoteltypische Elemente wie eine kleine Lobby, Kofferraum, Frühstücksraum etc. ergänzen das Raumkonzept“, heißt es. Die beiden benachbarten Clubs „Artheater“ und„ Bumann & Sohn“ würden durch die neue Planung keinerlei Einschränkungen erfahren.
„Zunächst einmal begrüßen wir es, dass die Savvy Group von einer Wohnungsbebauung absieht“, sagt Klubkomm-Vorstand Mankel Brinkmann. Doch auch die neuen Pläne werfen bei der Klubkomm Fragen auf. „Genau wie die Betreiber der anliegenden Clubs haben wir Zweifel daran, ob ein Hotel, in dem Menschen Schlaf finden wollen, an dieser Stelle kompatibel ist mit der Clubszene“, sagt Brinkmann. Für eine detaillierte Bewertung der Pläne lägen bisher allerdings noch nicht genügend Informationen vor.
Wir würden uns für Ehrenfeld perspektivisch eine kreativwirtschaftliche Nutzung wünschen.
Die Klubkomm hätte sich auf dem Grundstück in Ehrenfeld mitten in einer Art Club-Nukleus etwas anderes vorgestellt. „Wir würden uns für Ehrenfeld perspektivisch eine kreativwirtschaftliche Nutzung wünschen“, sagt Brinkmann. Bereits im Rundschau-Interview im November hieß es von Seiten der Klubkomm, dass es in der Szene viele Akteurinnen und Akteure gebe, die in diesem Fall Ideen einbringen würden.
Das Erdgeschoss des knapp 6600 Quadratmeter großen Areals soll gastronomisch genutzt werden. Außerdem ist dort ein Lebensmittelmarkt auf maximal 1300 Quadratmetern, ein Drogeriemarkt auf maximal 600 Quadratmetern sowie weiterer kleinteiliger Einzelhandel vorgesehen.
Auch eine Tiefgarage mit 80 Stellplätzen ist Teil der Planung, dazu soll es zehn oberirdische Stellplätze geben. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über den Ehrenfeldgürtel, die Ausfahrt über die Bartholomäus-Schink-Straße. Aktuell ist fast das gesamte Grundstück versiegelt, beim neuen Gebäude sehen die Planungen eine Begrünung des Blockinnenbereichs vor.