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Köln-EhrenfeldDiese Rollschuh-Disco entführt Besucher in die 80er-Jahre

Lesezeit 4 Minuten
Einiges los am Tag der Eröffnung: Beschwingt drehen Jungs und Mädels (fast) aller Generationen ihre Runden.

Einiges los am Tag der Eröffnung: Beschwingt drehen Jungs und Mädels (fast) aller Generationen ihre Runden.

Die laut Veranstalter einzig „dauerhafte“ Rollschuhdisco in Deutschland feiert Eröffnung, und das mit ordentlich „Wumms“.

Halb zehn abends an der Vogelsanger Straße 348. Es ist dunkel und still – bis auf das anziehende Pochen ferner Bässe. Dem Rhythmus folgend, leuchtet ein Neon-Schild am Eingang den Weg das Treppenhaus hoch in den ersten Stock. Das Foyer ist in hellem Pink erleuchtet. Und dann beginnt auch schon eine unwillkürliche Zeitreise in das amerikanische Clubleben der 80er Jahre. Oder anders formuliert ein Ausflug in den „Roller’s Club“.

Die laut Veranstalter einzig „dauerhafte“ Rollschuhdisco in Deutschland feiert Eröffnung, und das mit ordentlich „Wumms“. HipHop schallt aus jedem Winkel der Halle auf die 400 Quadratmeter große Tanzfläche. Menschen mit Rollschuhen in den buntesten Farben und wildesten Mustern drehen sich geschwind über das Parkett. Farbenfrohe Lichtpunkte zirkulieren noch schneller über den Boden und mischen sich mit Laserstrahlen und Discokugellicht.

Sehr gute Rückmeldungen

Die Betreiber Ismail Boulaghmal und Hamza Haimami genießen das Gewusel. Sie haben den ehemaligen Lagerraum umgebaut und freuen sich über den gelungenen Start. „Seit wir um 14 Uhr geöffnet haben, ist es gut besucht“, erzählt Hamza freudig. „Das Feedback ist enorm. Schon vor der Eröffnung haben wir über 20 Anfragen für Geburtstags-Feiern erhalten. Mit dem Ansturm haben wir nicht gerechnet“, sagt Boulaghmal.

Das entsprechende Schuhwerk gibt es an der Theke gegen eine Leihgebühr.

Das entsprechende Schuhwerk gibt es an der Theke gegen eine Leihgebühr.

Und voll ist es wirklich. Egal, ob vor dem Rollschuh-Verleih, dem Pac-Man-Retro-Spielautomaten oder der Tanz-beziehungsweise Roll-Fläche mit schwarz-weiß-karierten Seitenwänden, gepolsterten Säulen und Sitzflächen. „Der Roller’s Club ist unser Beitrag zur amerika-inspirierten Urbanität in Köln und der noch nicht entdeckte kreative Hotspot der Stadt. Wir wollen eine Alternative bieten und inspirieren“, erzählt Boulaghmal.

Tagsüber läuft breit gemischte Musik. Von Pop bis HipHop, Funk bis Soul. Freitag und Samstag findet für Erwachsene von 22 bis 2 Uhr nachts die Club-Night statt, mit DJ- oder Live-Musik. Aber grundsätzlich ohne Alkohol. „Man soll nüchtern alles einsaugen“, so Boulaghmal. In der Zukunft sind zudem Mottopartys geplant, Roller-Skate-Unterricht und Workshops.

Tanzen auf Rollschuhen will gekonnt sein

„Inlineskates haben es nie wirklich geschafft, eine Disco-Kultur aufzubauen, Rollschuhe schon“, erklärt Boulaghmal das Konzept. „Es gibt Leute, die tanzen förmlich auf Rollschuhen. Und dazu sollen alle hier die Möglichkeit haben. Mit dem Oberkörper tanzt man, mit dem Unterkörper wird gerollt.“ Auf der Tanzfläche finden Alt und Jung, Profi und Anfänger zusammen.

Und zwar ohne Dresscodes oder Vorkenntnisse, lediglich die Tanzrichtung ist vorgegeben, und zwar entgegen des Uhrzeigersinns und immer im Kreis herum. Aber ansonsten ist man frei. Egal, ob langsam oder schnell, in zaghaften Bewegungen, gekonnt auf einem Bein oder rückwärts im Moonwalk. Manchmal ist man sogar gänzlich von der Rolle. Aber selbst, wenn man an seine agilen Grenzen gelangt oder es einen auf den Boden der Tatsachen reißt, geht es schnell weiter.


Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 17 bis 22 Uhr, Freitag und Samstag Club-Night von 22 Uhr bis 2 Uhr nachts, Sonntag von 14 bis 22 Uhr, Montag geschlossen

Preise: KinderSchüler/Berufsschüler: 7 Euro (2 Stunden) Erwachsene: 10 Euro (2 Stunden), Club-Night: 20 Euro Verleih-Gebühr: Rollschuhe: 5 Euro Schutzkleidung: 2 Euro.

Adresse: Vogelsanger Straße 348, 50827 Köln


Der 56-jährige Stefan läuft geschwind und gekonnt über die Tanzfläche. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Oldschool-Skater“, einen LED-Leuchthut und ein Lächeln im Gesicht. „Die Tanzfläche könnte für mich sogar noch größer sein, aber als 80er-Jahre-Skater bin ich froh über diese Möglichkeit und dass ich mich mit meinen Kumpels austoben kann.“ Die 20-jährige Alina hat weniger Vorkenntnisse, aber ihr macht es ebenso viel Spaß. „Ich habe das noch nie vorher gemacht, aber mich recht schnell reingefunden. Morgen habe ich Blasen an den Füßen und Muskelkater, aber es hat sich gelohnt.“

So nimmt Boulaghmal die Stimmung auch wahr. „Die Leute kommen rein mit einem Lächeln und gehen raus mit einem Lächeln. Ich beobachte, wie dauerhaft glücklich die Menschen hier sind,“ sagt er. So geht das Rauschen über das Parkett in Paillettenhosen und bauchfreien Tops weiter. Die Tanzfläche ein Kaleidoskop der Freude, die der Kunst-Nebel mit flüchtigen Momentaufnahmen preisgibt. Sich im Kreis zu drehen hat noch nie so viel Spaß gemacht.