RnB, Hip-Hop und PopNeues Kölner Festival in der Rufffactory mischt Moderne und 80er – so lief's

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Besucher des Neue Wellen Festival tanzen in einer der alten Hallen vor einer Bühne.

Beim„Neue-Wellen-Festival“ in der Rufffactory üben sich die Besucher an „Ravaerobics“.

Von RnB über Hip-Hop bis zu Pop: Die erste Auflage des „Neue-Wellen-Festivals“ in der Ehrenfelder Rufffactory überzeugte die Gäste.

Wippende Knie, eine Hand in der Hosentasche, die andere zumindest ein Bier festhaltend. Noch lässt der Abstand zwischen den Gästen an diesem frühen Nachmittag noch Platz für besonders Tanzwütige, die bereits den Raum und die Menschen um sich herum vergessen haben.

Hier ist noch Luft nach oben, doch es hat ja gerade erst begonnen: Das erste „Neue-Wellen-Festival“ in der Rufffactory in Köln-Ehrenfeld. Hier sollen moderne Genres auf die Synthesizer der 80er Jahre treffen. Also die „Neue“ Neue Deutsche Welle.

Neues Kölner Festival in Ehrenfeld: Modern trifft auf 1980er Jahre

Die alte Fabrikhalle der Rufffactory ist liebevoll, aber dezent geschmückt. Große, rote Herzen und bunte organische Formen schmücken die verklinkerten Wände. Die verglasten hohen Decken tauchen die Halle in ein freundliches natürliches Licht, das durch orangene Scheinwerfer, die vom Boden aus die Wände beleuchten, ergänzt wird.

In diesem Ambiente performen Künstlerinnen und Künstlern wie „Femdom“, „Viel weiß und rot“ und „Tigermilch“ ihre moderne Interpretation der Neuen Deutschen Welle. Nur leidet die Akustik etwas unter dem großen Raum.

Veranstalter über Akustik: „Klingt ein bisschen wie Fahrstuhlmusik“

„Das klingt hier hinten ein bisschen wie Fahrstuhlmusik“, stellt Patrik Thies fest, einer der beiden Initiatoren, „aber das passt auch ein bisschen zum Vibe, so ein bisschen Trance“. Der 35-Jährige kann sich durch die ganzen Begrüßungsgesten nur stockend durch die Halle bewegen. Er scheint viele Gäste zu kennen und noch mehr scheinen ihn zu kennen.

Alle 200 Karten für das Festival in der Rufffactory waren im Voraus ausverkauft. „Wir haben eine tolle Resonanz bekommen und hätten noch mehr Tickets verkaufen können“, sagt der 35-Jährige. Es dürften sich nur maximal 200 Leute pro Raum aufhalten, „das ist halt die Vorgabe“, ab 22 Uhr sei außerdem Nachtruhe.

„Deshalb ziehen wir danach in die Nachtigall mit 150 Gästen weiter“, sagt Thies. Die Karten waren ebenfalls schnell weg. Das Festival in der Rufffactory reizt neben dem Hörsinn auch den Seh- und Tastsinn.

Festival zeigt auch eine eigene Kunstausstellung

Wer sich auf eine kleine Schnitzeljagd einlässt und den großen, bunten Papppfeilen in den Keller folgt, stößt auf eine Kunstausstellung. Ebenfalls unter dem Motto „Neue Neue Deutsche Welle“. Hier befinden sich Kunstwerke, Fotografien und Videoinstallationen, „von befreundeten Künstlerinnen und Künstlern, denen wir einen Platz zum Ausstellen bieten wollten“, erzählt Thies.

Fehlt nur noch der Tastsinn. Diesem nimmt sich Helena Huber an. Ihre Nadel summt fast ununterbrochen im Eingangsbereich der Location. Denn sie tätowiert mutige Festivalgänger, und das am laufenden Band.

Jonas Wiechmann ist einer, der sich an diesem Nachmittag spontan für eines der vorgefertigten Motive entscheidet: Ein Blitz auf dem Trizeps soll es sein. Sein drittes Tattoo, das er vorher nicht eingeplant hat. „Das ist mal was Extravagantes und eine coole Story“, sagt der 27-Jährige.

Bunter Mix aus Moderner Musik und 80ern in Köln-Ehrenfeld

Mittlerweile befindet sich ein Großteil der 200 Gäste in der Fabrikhalle der Bühne. Denn nun betreten vier Frauen und ein Mann in pinken 80s-Yoga-Klamotten die Bühne. „Mit Jacke kann man nicht tanzen“, ruft die Frontfrau Miss Leni in ihr Headset-Mikrofon. Denn jetzt wird Aerobic getanzt auf Rave-Beats!

Von „Call on me“ zu Beyoncé in 0,4 Sekunden oder eben einem Hüpfer. Keine Hemmungen um 15.53 Uhr. Wer vorher noch „cool“ in der Gegend stand, stolziert nun mit einem Strahlen im Gesicht durch die Halle.

Zum krönenden Abschluss wird der „Rave Macarena“ getanzt. Auch Erik Sarrazin, der sich eigentlich für „Graustufe West“, die kurzfristig abgesagt haben, das Ticket gekauft hat. Der 25-Jährige und seine Freunde haben inbrünstig mitgetanzt, als Ravaerobic den Ton vorgab.

Festival in der Rufffactory in Köln: „Mal was anderes“

„Das ist mal was anderes, sowas gibt es ja sonst nicht“, sagt Sarrazin. Aber was ist „sowas“ eigentlich genau? Die Initiatoren Thies und von Söhnen haben versucht, ein möglichst diverses Lineup zusammenzustellen.

Das ist ihnen in jeder Hinsicht gelungen. Musikrichtungen jeglicher Couleur – von RnB über Hip-Hop bis Pop, natürlich alles im 80er-Sound – waren vertreten und sogar die Aerobic-Einlage hat „Graustufe West“-Fans wie Erik Sarrazin überzeugt.

Für Unentwegte, die noch nicht genug hatten, ging es in der Nachtigall weiter mit noch tanzbareren Acts wie „DJ Pfannkuchen“ oder „DJ Bubatz & Sohn“.

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